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Bücher des Monats November 2007

In diesem Monat empfehlen wir Bücher mit der Thematik Migration, Flucht, Krieg und Integration:

Ouzi Dekel: Intifada - zwischen den Fronten (ab 14 Jahre)

Jürgen Kleindienst (hrg.): Nichts führt zurück. Flucht, Vertreibung, Integration. Zeitzeugen- Erinnerungen 1944-1955 (ab 9 Jahre)

Ouzi Dekel: Intifada - zwischen den Fronten

Elefanten Press, Erstausgabe deutsch 2002
ISBN 3-570-14636-7

Altersempfehlung: ab 14 Jahre

Originaltitel: Les tagueurs de Jabalaya
Aus dem Französischen von Brigitte Große

"Ihr Artilleristen bleibt immer in sicherer Entfernung vom Schlachtfeld; den Feind sehr ihr nicht einmal mit dem Fernglas. Aber hier in Gaza müsst ihr euch auf eine rauere Wirklichkeit gefasst machen."

Scheinbar trifft dies aber für den Einsatz von Youval, dem zwanzigjährigen israelischen Soldaten diesmal nicht zu, er soll mit seinen Kameraden eine verlassene Schule mitten im Lager Jabalaya bewachen. Alles kommt anders. Statt einen leichten Job zu schieben, lernt er die schwierigen Lebensbedingungen der Lagerbewohner kennen. Und er stellt fest, dass es im Konflikt zwischen Palästina und Israel keine einfachen Lösungen gibt.

Im Vorwort schreibt der Autor: "Für die meisten Israelis ist es schwer zu begreifen, was sich in den gesperrten Gebieten abspielt, bei einer Ausgangssperre, bei einer Durchsuchung, im Gefängnis, unter der Folter oder wenn die Erniedrigung zum Alltag wird. Wir, die wir auf dieser Seite sind, haben keine Ahnung, was jenseits der Stacheldrahtverhaue geschieht, in den palästinensischen Flüchtlingslagern…. Aus dieser Unkenntnis erwächst Hass auf beiden Seiten.

Dieses Buch aus der Edition "Ich klage an" besteht aus zwei Teilen. Einmal wird die Geschichte des israelischen Soldaten Youval erzählt, der durch seine Arbeit im Lager zu verstehen beginnt. Zusätzlich informiert ein Sachteil über die Geschichte Palästinas und die Gründung des Staates Israel und die israelisch-arabischen Kriege, die Lebensbedingungen der Menschen und den Friedensprozess.

Ein Beitrag zum Verständnis der aktuellen Situation mit all ihren Folgen. Ein Buch, das durch die Verbindung von erzählendem Teil und Sachbuch auch besonders Jungen anspricht, die lieber Sachtexte lesen. Verstärkt wird dies durch die männliche Hauptfigur im erzählenden Teil, die durchaus Identifikationsmöglichkeiten bietet.


Jürgen Kleindienst (hrg.): Nichts führt zurück. Flucht, Vertreibung, Integration. Zeitzeugen- Erinnerungen 1944-1955

Zeitgut Verlag 2007
ISBN 978-3-86614-133-9
320 Seiten

Altersempfehlung: ab 9 Jahre

Karte im Vorsatz und Fotos, gebunden

"Es ging alles sehr schnell. Eine halbe Stunde später saß ich auf einem Pferdewagen. Wir fuhren durch verlassene Dörfer, vorbei an toten Menschen und verendeten Tieren. Die Soldaten scherzten, ich brauche den Kugelhagel nicht zu fürchten, Da ich auf dem Munitionswagen sitze, würde ich nichts merken. Nach gut 14 Tagen konnten wir nicht mehr bei den Soldaten bleiben … Aber wie sollte es weitergehen?"

So erzählt Eleonore Naujoks in Ihren Erinnerungen "Im Treck übers Frische Haff", wie sie als Jugendliche die Flucht erlebte. Die Überlebenden von damals, Kriegwinter 1944/45, erzählen heute:" Der Tod wollte uns nicht. Wochenlang befanden wir uns in ständiger Lebensgefahr."

Ein aktuelles Thema, eine immer wiederkehrende Erfahrung von Flüchtlinge und Vertrie-benen, aus welchem Land sie auch immer kommen. Diese Erinnerungen stellen also Erfahrungen dar stellvertretend für viele Schicksale.

Sie zeigen, wie trotz der Tragödie aber auch Hoffnung und Überlebenswillen besonders bei den Jüngeren nicht versiegen und diese an eine bessere Zukunft glauben lassen. Es ist ein Buch, das historische Zusammenhänge aufzeigt. Beim Lesen, noch besser beim möglichen kommentierenden Vorlesen durch ältere Lesepaten, kann erlebte Geschichte mit aktuellen Problemen der Migration und Integration zu Gesprächen führen und zum Verstehen der Probleme aus dem Umfeld der Kinder und Jugendlichen beitragen. Der historische Blick als Medium, das Toleranz fördert und Zusammenleben friedfertiger machen kann: "Tannenbergsthal/Vogtland" stand am Bahnhofsgebäude. ..ein Bahnbeamter verkündete: "Bitte aussteigen, Endstation. Wo kommst du denn her?", wurde ich gefragt. Ich bin Flüchtling…und will zu meiner Familie… Daraufhin entschied der Bahnbeamte. "Warte ein wenig, ich habe gleich Dienstschluss, dann nehme ich dich mit." Mich erwartete ein schönes, weiches Bett. … Wie wohltuend, diese Gastfreundschaft."



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