Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.


Buch des Monats August 2012

In diesem Monat empfehlen wir folgende Bücher:

Aygen-Sibel Celik: Seidenweg. Sinems Entscheidung (ab 14 Jahre)

Ab in die Ferien! Die schönsten Geschichten von Kirsten Boie, Paul Maar u.a. (ab 7 Jahre)


Aygen-Sibel Celik: Seidenweg. Sinems Entscheidung

Carl Ueberreuter GmbH, März 2012
ISBN 10:3-8000-5667-4
143 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahre

„Es geht doch auch darum, etwas von dem persönlichen Reichtum, den man in sich trägt, abzugeben, ihn miteinander zu teilen. Ich und so viele wie ich sind bereit, das hier in diesem Land zu tun. Aber ein Austausch funktioniert nur über gegenseitige Akzeptanz und durch Überwindung von Vorurteilen. Es geht darum, dass man zulässt, dass sich Wege kreuzen, und dass man ab und zu ein Stück gemeinsam geht.“
Die 17jährige Sinem bereitet sich gerade auf das Abitur vor und steht plötzlich vor einem Berg an Problemen, die ihr Herr Brink, der neue Deutschlehrer, ihr neuer Schwarm Bela und ihr Vater bescheren: „Drei Männer, die mein Leben aus heiterem Himmel und innerhalb weniger Wochen total durcheinandergebracht hatten und deren Verhalten ich einfach nicht durchschaute.“
Sinem hat den attraktiven Bela auf einer Party kennen gelernt und sich in ihn verliebt. Doch beide Verabredungen, die sie mit ihm trifft, gestalten sich leider nicht wie erhofft und Sinem muss einsehen, dass der Schein manchmal trügt und Bela nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt hat. Ihr Vater, den sie immer als toleranten und freundlichen Mann kannte, verhält sich neuerdings vollkommen anders, nachdem er Sinem mit Bela gesehen hat. Er erteilt ihr Befehle und Verbote und Sinem weiß nicht, wie sie dieses Verhalten einordnen soll. Es scheint so, als ob ihr Vater zu einem dieser klischeehaften türkischen Väter wird, der seiner Tochter den Umgang mit männlichen Wesen grundsätzlich und mit aller Strenge verbieten möchte. Und auch in der Schule sieht sich Sinem mit Problemen konfrontiert. Die gute und ehrgeizige Schülerin, die in Deutsch schon immer ausgezeichnete Noten hatte, wird von ihrem neuen Deutschlehrer sehr schlecht bewertet und behandelt und merkt schon bald, dass dies auf ihre türkischen Wurzeln zurückzuführen ist. Herr Brink erklärt sogar wörtlich, „eine Türkin könne keine 12 Punkte bekommen.“
Obwohl Sinem in Deutschland geboren und auch ihr Vater dort aufgewachsen ist, bekommt sie häufig Anfeindungen und Fremdenhass zu spüren und beobachtet hilflos, wie sehr Vorurteile gegen Türken die deutsche Gesellschaft prägen. Im Verlauf des Buches lernt Sinem zu kämpfen und Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen und sie erkennt, dass es „die Vielfalt der Sprache, der Kultur, der Ideen und Begegnungen“ ist, die ihre Persönlichkeit und ihren persönlichen Reichtum ausmachen.
Die Autorin, Aygen-Sibel Celik, schildert in der Ich-Perspektive sehr feinfühlig und doch nachdrücklich, welche Gedanken und Gefühle Sinem bewegen und lässt die Leserinnen und Leser durch kurze eingeschobene Kapitel auch an der Gefühlswelt des Vaters teilhaben. Er erinnert sich in diesen Kapiteln an seine Kindheit und Jugend in Deutschland und an die Anfeindungen und Ungleichbehandlungen, die er und seine Eltern in Deutschland erfahren mussten. Gleichzeitig wird aber auch klar, dass seine Ablehnung und strikte Haltung gegenüber Bela durchaus begründet ist.

„Seidenweg“ ist ein Buch, das an verschiedenen Beispielen zeigt, wie falsch Pauschalurteile sind und wie wichtig es ist, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen. Es gibt viele Denkanstöße und behandelt neben der Ausländerfeindlichkeit, der gegenseitigen Akzeptanz und den Vorurteilen auch die Themen Freundschaft, Liebe, Familie und die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität. Gerade Mädchen können sich mit der Protagonistin und ihrer Lebenssituation sehr gut identifizieren.
Zusätzlich zur inhaltlichen Tiefe und zu dem durchaus spannenden Handlungsverlauf besticht das Buch auch durch die fantastische Covergestaltung von Nurten Zeren.
Die Vorgeschichte zu diesem Buch, „Seidenhaar“, erschien übrigens im Jahr 2007.

 

(sw, Arbeitskreis Lesen)


Ab in die Ferien!
Die schönsten Geschichten von Kirsten Boie, Paul Maar u.a.

Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 2012
ISBN 978-3-7891-5867-4
352 Seiten
Altersempfehlung: ab 7 Jahre
15 x 21 cm, gebunden

Der Sammelband „Ab in die Ferien!“, herausgegeben als einmalige Sonderausgabe, besteht aus zwölf spannenden Sommergeschichten von bekannten Autorinnen und Autoren und eignet sich aufgrund seiner lustigen und abwechslungsreichen Sommerabenteuer ideal als Ferienschmöker für die Urlaubstage.

Die dicke Lektüre beinhaltet Auszüge aus „Pippi Langstrumpf“, „Madita“ und „Ferien auf Saltkrokan“ von Astrid Lindgren, sowie ausgewählte Abschnitte aus Geschichten von Kirsten Boie, Christine Nöstlinger und Rusalka Reh. Weiterhin enthält die Ausgabe kurzweilige Erstlesegeschichten von Paul Maar, Wolfram Hänel, Antonia Michaelis und Thomas Schmid und ist insgesamt eine wohlgestaltete Mischung aus bekannten und weniger bekannten Geschichten.

Endlich sind Ferien, der Sommer hat begonnen und auf die Protagonisten der Geschichten warten viele tolle Abenteuer. So geht Pippi mit Annika und Thomas auf einen Ausflug, Madita erlebt einen aufregenden Sommertag mit Läusen auf Birkenlund und Pelle zieht in ein verfallenes Häuschen auf Saltkrokan. Während Jonathan in „Verflixt – ein Nix!“ beim Muschelsammeln an der Ostsee einen echten Seejungmann namens Nix findet, und Wolfram Hänels Anna und Alissa spannende Ferien mit Pony Fleck an der Nordsee verbringen. In „Schiffbruch auf der Pirateninsel“ sind Robin und Tim so von ihren Eltern und großen Brüdern genervt, dass sie heimlich auf eine Insel rudern, bis plötzlich ihr Boot verschwunden ist, und Lilli fährt in „Lillis Supercoup“ mit ihren Eltern und ihrer besten Freundin, wie jedes Jahr, nach Sardinien. Rusalka Rehs Katha erlebt eigenartige Dinge auf einer spanischen Insel und entlarvt ein Geheimnis, während Thomas Schmids Pippa in den Ferien zuhause bleibt und mit einer Rakete zur Insel der Daheimgebliebenen fliegt. Franz verbringt in „Feriengeschichten vom Franz“ seine Ferien hingegen in einem Kinderheim, doch auch dort geht es lustig zu, und die Geschwister Martin und Miriam begegnen in „Klabautermann auf Bord“ während einer Kreuzfahrt einem waschechten Klabautermann. Doch nirgendwo auf der Welt ist es so schön, wie im Möwenweg. Und deshalb macht es den Kindern vom Möwenweg auch gar nichts aus, wenn sie in den Ferien zuhause bleiben, denn dort ist immer was los.

Die gelungene Sammlung enthält die unterschiedlichsten Feriengeschichten. Geschichten von Kindern, die verreisen und von solchen, die ihre freie Zeit daheim genießen. Aus diesem Grund können sich auch alle Leser und Leserinnen, selbst die, die in den Ferien zuhause bleiben, in den Geschichten wiederfinden und sich mit den Protagonisten und ihren Handlungen identifizieren. Weiterhin greift die Geschichte „Sommertag mit Läusen“ (Madita) das Thema Schuljahreswechsel auf, welches mit den Sommerferien unweigerlich verbunden ist. Alles in allem eine empfehlenswerte Ferienlektüre für unterwegs und zuhause.

(rs, Arbeitskreis Lesen)