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Das Schicksal von Peter Reiss nach dem Krieg

Tatsächlich hatte der Abbruch der Ausbildung oft massive und langfristige Folgen für die Betroffenen, wie etwa für Peter Reiss, den Sohn des Zigarrenfabrikanten Paul Reiss. Er hatte einst in Mannheim das Karl-Friedrich-Gymnasium besucht, sollte ursprünglich dort das Abitur machen, später studieren und eines Tages die Firma seines Vaters übernehmen. Ostern 1933 nahmen seine Eltern den damals 15-Jährigen jedoch bereits nach der Untersekunda von der Schule, da sie schon damals ahnten, dass Peter Reiss in Deutschland kaum sein Abitur würde machen können. Eine Zeit lang besuchte Peter Reiss nun eine Sprachschule in London und absolvierte ein Volontariat in einer dänischen Zigarrenfabrik. Einen mit dem Abitur vergleichbaren Schulabschluss oder eine kaufmännische Lehre konnte er freilich nicht machen. Im niederländischen Exil ging Peter Reiss zunächst seinem Vater in dessen dort gegründeter Firma zur Hand, wurde allerdings nach dem deutschen Einmarsch wie seine ganze Familie ins KZ Westerbork verschleppt und später nach Bergen-Belsen. Sein Bruder Georg und sein Vater wurden ermordet. Peter Reiss selbst überlebte. Nach dem Krieg emigrierte Peter Reiss in die USA. Dort fand der inzwischen über 30-Jährige ohne Schulabschluss oder Berufsausbildung lange keinen Job. In den 1950er Jahren konnte er als Reisender auf Kommissionsbasis seine "4koepfige Familie von einem kleinen Einkommen nur sehr bescheiden ernähren". Dass Peter Reiss durch die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten aus seiner Ausbildung herausgerissen worden war, dürfte ihm, abgesehen von all den anderen Folgen, die die Verfolgung und die KZ-Haft für ihn hatten, berufliche und finanzielle Nachteile gebracht haben, die er wohl kaum jemals hat ausgleichen können.


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
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