Der Heidengraben - ein keltisches "oppidum" wird erkundet

Methode - Lernorterkundung

Die Erkundung wird in der 6. oder 7. Klasse durchgeführt und ist in allen drei Schularten anwendbar. Als Ausflug bietet er auch für eine Grundschulklasse interessante Aspekte.

In der Vorbereitung im Unterricht sollen sich Gruppen über Teilbereiche informieren und dies vor Ort an den geeigneten Stellen präsentieren. Die Grundlage der Gruppenarbeit stellt die Literatur und die Internetseiten dar, die im Abschnitt Tipps, Literatur und Links aufgeführt sind. Es empfiehlt sich, die Bücher in einer Bücherkiste bereitzustellen, ebenso mehrere Computerzugänge zu ermöglichen.

Die Themen und die Erwartungshorizonte sind:

I. Geschichte der Kelten

(siehe Geschichte und D 1 )

II. Der Heidengraben: Geschichte der Erforschung, Funde und Folgerungen

Rundweg
Rundweg
© Roland Wolf

Der Name deutet daraufhin, dass der hier siedelnden Bevölkerung nicht bewusst war, dass die Anlage auf die Kelten zurückgeht. Die Bezeichnung zeigt, dass man sich bewusst von einer fernen, vorchristlichen Kultur absetzt.

Späthallstatt-/frühlatènezeitliche Keramik aus der Siedlung in der Flur
Späthallstatt-/frühlatènezeitliche Keramik aus der Siedlung in der Flur "Strangenhecke" in der Elsachstadt. Verwendung mit freundlicher Erlaubnis des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Universität Tübingen.
© Roland Wolf

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts vermuten Forscher hier eine "gallische" Stadt. Der Begriff "Oppidum" geht auf Caesar zurück, der diese Anlagen in Gallien beschrieben hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgen Ausgrabungen, die eine zeitliche Zuordnung ermöglichen. Die Funde gehören zur späthallstattlichen/frühlatènezeitlichen Phase und zum Spät Latène. Sie lassen auf eine Nutzung im 1. und 2. vorchristlichen Jahrhundert schließen, während die Gräber des Burrenhofes schon aus dem 6. - 8. vorchristlichen Jahrhundert stammen. Wahrscheinlich wurde die Stadt schon vor Christi Geburt verlassen.

Schon die Ausdehnung lässt darauf schließen, dass die Siedlung dauernd bewohnt war. Möglicherweise diente sie auch als Fluchtburg für die Bewohner der umliegenden Gegend, die sich hier verteidigten.
30 Grabhügel liegen am Burrenhof, drei sind noch sichtbar. Sie sind aus früherer Zeit (8. - 6.Jhdt. v. Chr.). Bei den Ausgrabungen wurden verschiedene Grabbeigaben und ein vierrädriger Wagen gefunden.

Aus den Funden (z. T. im Museum zu sehen) lassen sich einige Schlüsse ziehen. Keramik, Glasschmuck, Fibeln aus Eisen und Bronze und einige Münzen sind Grundlage der Datierung (s. o.). Fragmente von Amphoren weisen auf Transporte von Mittelmeerprodukten hin, Wein und Öl.

Die Kelten als das Volk der Eisenzeit konnten auch hier ihr Erz verarbeiten. Man findet auf dem Gelände Bohnerze, die verarbeitet wurden. Dies ist durch die Schlackespuren nachgewiesen.

III. Die Kelten auf dem "Heidengraben"

Skizze der Anlage
Skizze der Anlage
© Roland Wolf

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Die Anlage ist relativ groß (1662 ha). Heute liegen drei Gemeinden auf dieser Fläche, es handelt sich um eine der größten Anlagen Mitteleuropas.
Besonderheiten: Es handelt sich um einen geschickt ausgewählten Platz. Die Hochfläche, die von einem Steilabfall der Alb umgeben ist, sie kann nur durch einen schmalen Zugang erreicht werden. Dort wurde ein "Zangentor" errichtet, das für die Verteidigung geeignet ist. Weitere Tore wurden an den wenigen Stellen angebracht, an denen Wege aus den Tälern empor führten. Die Tore waren leicht zu verteidigen, so konnte in Kriegszeiten eine große Bevölkerung in Sicherheit gebracht werden. Die Verteidigungsanlagen sind als Wälle und Tore noch zu erkennen. Eines der Tore ist restauriert und kann besichtigt werden.

Rekonstruierte Mauer und Tor G
Rekonstruierte Mauer und Tor G
© Roland Wolf

Der Wall war ursprünglich deutlich höher und bestand aus Holzpfosten, Steinen und Erde. Eine innere Stadt, die noch einmal vom äußeren Ring getrennt ist, wird Elsachstadt genannt (nach dem Bach Elsach) und liegt im Süden der Anlage.

Die Bevölkerungszahl wird auf mehrere tausend geschätzt. Die Abwanderung noch vor der Zeitenwende kann noch nicht zureichend erklärt werden. Denkbar sind als Grund sowohl die Germaneneinfälle, wie auch interne Auseinandersetzungen. Natürlich kommen auch Krankheiten und Seuchen in Betracht.

Rekonstruierte Mauer
Rekonstruierte Mauer
© Roland Wolf

 

IV. "Kelten und Europa"

Für dieses Thema werden die Funde herangezogen, die auf einen Handel mit den Mittelmeerländern hinweisen.
Die Münzfunde legen nahe. dass es sich um ein Zentrum in dem keltischen Fernhandelsnetz von Gallien bis nach Böhmen und Mähren gehandelt haben dürfte (s. dazu Fischer, S. 123 ff.).

 

V. Besiedlung

Eine weitere Gruppe beschäftigt sich mit diesem Thema. Grundlage dafür sind die Funde, abgebildet in den Materialien der Literatur. Es ergibt sich, dass sich die Ansiedlung auf die Elsachstadt konzentrierte. Römische Funde zeigen, dass zur Zeit der Besetzung sich auch Römer hier aufgehalten haben. Die Grabanlagen des Burrenhofes stammen von Menschen des 8. vorchristlichen Jahrhunderts.

Schautafel
Schautafel "Grabhügel beim Burrenhof"
© Roland Wolf

Schautafel
Schautafel "Der Heidengraben"
© Roland Wolf

 

VI. Aufbau eines Tores

Ein Gruppe beschäftigt sich exemplarisch mit dem Aufbau eines Tores. Am Beispiel des Tores G (s. Skizze) nördlich von Erkenbrechtsweiler lässt sich dies auch demonstrieren (s. dazu Fischer, S. 69). Wenn die Wanderung einen anderen Verlauf hat, kann dasselbe auch an einem anderen Tor gezeigt werden:

  • die Ausrichtung, Schutz der Bassgeige (Berghalbinsel), ausgerichtet auf den Weg vom Lenninger Tal
  • freigelegte keltische Straßenpflasterung
  • System mit aufeinander zulaufenden Mauern
  • An deren Ende steht ein Tor mit einem Turm.
  • Von dort aus wird der Einlass geregelt.
  • Die Rekonstruktionszeichnung bei Fischer S. 74 zeigt, dass das System leicht zu verteidigen war.

Schautafel
Schautafel "Tor G"
© Roland Wolf

Eine Kurzform lässt sich durchführen, wenn man vom Parkplatz "Seelenau" den Wanderweg auf dem Wall des Heidengrabens nutzt. Von dort aus kann die Elsachstadt erklärt und die ersten Tore besichtigt werden. Ebenso finden sich an dieser Stelle interessante Schautafeln.

Behandlung des Themas in der Schule

In der Schule lassen sich die Erkenntnisse - wenn auch theoretischer - in der gleichen Weise umsetzen. Die Unterrichtsschritte sind:

1. Basisinformation über die Kelten durch den Lehrer oder einen informierten Schüler

2. Arbeit in Gruppen an der Literatur wie oben

3. Präsentation: Erklärungen und Verwendungen von Karten und Bildern (siehe Materialien)

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -