Nachkriegsalltag in Ravensburg

Methodenvorschlag

2.1 Lernorterkundung

Variante I: Auf Spurensuche im Archiv - Der Archivbesuch

Didaktische Zielsetzung

Schwerpunkt Sach-, Methoden- und Orientierungskompetenz: Die Schülerinnen und Schüler untersuchen im Archiv Quellenkorpora zu unterschiedlichen Themenkomplexen. Sie entnehmen diesen Sachinformationen zu erarbeiteten Fragestellungen (s.u.) bzw. unter vorgegebenen Kategorien. Entsprechend den spezifischen Möglichkeiten des Lernortes besteht das Hauptziel aber vorrangig darin, die Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit den authentischen Zeugnissen der Vergangenheit treten zu lassen und über das Lernen mit allen Sinnen, über das Wecken von Emotion und Empathie sowie über Alteritätserfahrungen dauerhafte Erinnerungsbilder zu schaffen und etwas für die lebensweltliche Orientierung der Lernenden zu leisten.
Konkret bedeutet dies keinen Verzicht auf Arbeitsanweisungen oder Auswertungsbögen, doch sind diese bewusst offen gehalten und begleiten eher den Prozess der Begegnung mit Hilfe von Hintergrundinformationen und Anregungen, als dass sie diesen, etwa über das Abarbeiten eines Fragenkatalogs, zu sehr einengen. In Kauf genommen wird, dass die Quellen so nicht erschöpfend analysiert werden und einzelne Rückschlüsse, die die Quellen bieten, vielleicht nicht erkannt werden.

Hinweise zu den Quellen

Die Erarbeitung von Aspekten des Nachkriegsalltags kann im Archiv an sieben Thementischen erfolgen, die jeweils von einer Schülergruppe besetzt werden können. Sollte kein Archivbesuch möglich sein, finden sich die verwendeten Quellen für eine Erarbeitung im Unterricht auch auf den nachfolgend aufgeführten Quellenblättern:

- Milchversorgung: I Q 1a I Q 1b - Leuchtmittelversorgung: I Q 2a I Q 2b - Brennstoffversorgung: I Q 3a I Q 3b - Kinder- und Jugendalltag: I Q 4a I Q 4b - Vorwürfe an die städtischen Stellen: I Q 5a I Q 5b - Beschlagnahmungen: I Q 6a I Q 6b - Flüchtlingsproblematik: I Q 7a I Q 7b

Die Quellen bzw. Themen unterscheiden sich im jeweiligen Anspruchsgrad: Sie wurden in der Übersicht tendenziell steigernd angeordnet, d.h. die letzten Themen zeichnen sich durch z. T. komplexere Quellen bzw. eine größere Textmenge aus. Dieser Umstand ermöglicht eine binnendifferenzierte Besetzung derselben durch die Lehrkraft. Da die einzelnen Themen nicht aufeinander aufbauen, sondern nur unterschiedliche Facetten eines Gesamtbildes beleuchten, können einzelne davon auch entfallen. Ebenso ist es möglich, einzelne Quellen wegzulassen, wenn sie für die vorgesehene Schülergruppe zu anspruchsvoll oder umfangreich erscheinen; die bereits vorgenommene Unterscheidung in Q-a- bzw. Q-b-Gruppen kann hierfür Anhaltspunkte bieten.

Methodische Umsetzung und möglicher Verlauf

- Einführung von Seiten des Stadtarchivs; Bildung von Gruppen; selbständige Bearbeitung der Quellen bzw. Themen, dabei:

- Erstbegegnung mit den Quellen idealerweise ohne Arbeitsaufträge und Auswertungsbogen; diese erst nach einer Phase der Primärrezeption in die Gruppen geben. Konkret:

- Jedes Gruppenmitglied erhält einen Auswertungsbogen: I AB 5a I AB 5b Die Gruppe als Ganzes erhält ein Blatt mit Hintergrundinformationen und Arbeitsaufträgen (vgl. I Q 1 I Q 7 I AB 6 )

- Beendigung des Archivbesuchs mit einem gezielten Kontrapunkt: Formulieren eines Fazits zum Nachkriegsalltag bzw. zum Archivbesuch in Stillarbeit ( I AB 7 )


2.2 Behandlung des Themas in der Schule

Variante I: Auf Spurensuche im Archiv - Vorbereitung des Archivbesuchs

Didaktische Zielsetzung

Schwerpunkt Frage- und Methodenkompetenz: Die vorbereitende Doppelstunde dient sowohl der thematischen Hinführung als auch der Vorbereitung des Archivbesuchs. So sollen zum einen Fragen inhaltlicher Art entwickelt werden, auf die im Archiv nach Antworten gesucht wird. Zum anderen soll eine methodische Vorentlastung geleistet werden, indem die Schülerinnen und Schüler bereits im Unterricht mit Archivalien - hier natürlich noch nicht im Original - konfrontiert werden und sich im Umgang mit diesen üben.

Methodische Umsetzung und möglicher Verlauf

- Phase der „Verstrickung“ im Thema: über Bildimpulse zur Besatzung Ravensburgs durch die Franzosen Verortung in Raum und Zeit ( I AB 1 I AB 2 I AB 3 )

- Phase der methodischen Vorentlastung: Untersuchung eines exemplarischen Einzelfalls ( I AB 4a I AB 4b )

- Ein Vergleich der über die Materialien gewonnenen Eindrücke zur Nachkriegssituation mit der eigenen Lebenssituation könnte die Einführungssequenz abrunden (Aktualitäts- bzw. Lebensweltbezug).

 

Variante I: Auf Spurensuche im Archiv - Nachbereitung des Archivbesuchs

Didaktische Zielsetzung

Schwerpunkt Reflexions- und Orientierungskompetenz: Festigung und Reflexion des Kennengelernten und Gelernten, Anwendung desselben und damit Absicherung eines tatsächlichen Kompetenzerwerbs - mit diesen Schlagworten lässt sich die Zielsetzung der obligatorischen Nachbereitung des Archivbesuchs im Unterricht umreißen. Ein besonderer Schwerpunkt kann dabei auf die narrative Kompetenz gelegt werden.

Methodische Umsetzung und möglicher Verlauf

- Am Beginn evtl. Aufgreifen der von den Schülerinnen und Schülern im Archiv formulierten Schlussfolgerungen (bspw. in Form eines „Blitzlichtes“).

- Anschließend Lesen eines Sachtextes aus einer regionalgeschichtlichen Veröffentlichung ( I AB 8 )

- Als Abschluss der Informations- bzw. Sicherungsphase: Bezug zu den vor dem Archivbesuch entwickelten Fragen (s.o.); Klären gegebenenfalls noch offener Fragen.

- Mögliche Reflexionsimpulse: ausgehend von einem Quellenzitat Diskussion der - zeitlosen - Frage nach moralischem Handeln in schweren Zeiten ( I AB 9 Weiterer Reflexionsimpuls (mit Rückgriff auf den Archivbesuch): Welchen Wert haben diese Quellen, werden sie zu Recht in einem Archiv aufbewahrt?

- Zur Absicherung des Kompetenzerwerbs insgesamt, der narrativen Schwerpunktsetzung im Besonderen oder aber zu einer Leistungsüberprüfung in anderer Form findet sich auf I AB 10


Reduktionsmodell

Variante II: Reduziertes Unterrichtsmodul (schwerpunktmäßig Sekundarstufe I) - Auf Spurensuche im Unterricht (2 Doppelstunden)

Da es sich bei dieser Variante lediglich um ein reduziertes Modul für das Klassenzimmer handelt, gelten die Hinweise für die ausführliche Variante (siehe oben) in der Regel auch für diese. Im Folgenden werden daher nur knappe Ausführungen gegeben.

Didaktische Zielsetzung

Schwerpunkt Frage-, Sach- und Methodenkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler entwickeln historisch sinnvolle Fragestellungen zum Nachkriegsalltag in Ravensburg, analysieren exemplarische Quellen unterschiedlicher Gattung und vergleichen ihre Ergebnisse mit den Informationen aus einem Darstellungstext zum Nachkriegsalltag in Ravensburg. Sie können diesen erläutern.

Methodische Umsetzung und möglicher Verlauf

- Phase der „Verstrickung“ im Thema: Verortung in Raum und Zeit über I AB 1 - Einstiegsimpulse I AB 2 III AB 1 )

- Phase der Objektivierung 1: Untersuchung fünf verschiedener Quellen(zusammenstellungen) - thematisch bzw. nach Quellenart geordnet - zum Nachkriegsalltag in Form eines Stationenlernens, für das ein Laufzettel zur Verfügung steht: II Q 1  Icon Word-Datei, II AB 1

- Optionale Vertiefung in Richtung Quellenkritik: als weitere Erarbeitungsphase oder im Unterrichtsgespräch Analyse von zwei selbst ausgewählten Quellen - z. B. Plakat und Brief - auf ihre äußeren Merkmale bzw. ihren Aussagewert hin (vgl. II AB 2 )

- Phase der Objektivierung 2: Lesen und Auswerten eines Sachtextes ( I AB 8 )

- Phase der Sicherung und Reflexion: Vergleich mit den Eindrücken vom Beginn sowie Klären offener Fragen; möglicher Reflexionsimpuls: Die untersuchten Quellen werden in einem Archiv aufbewahrt - Was ist überhaupt ein Archiv (vgl. I AB 3 )

 

Variante III: Reduziertes Unterrichtsmodul (schwerpunktmäßig Sekundarstufe I) - Ein Einzelfall unter der Lupe (1-2 Doppelstunden)

Didaktische Zielsetzung

Schwerpunkt Sach- und Methodenkompetenz: Die Schülerinnen und Schüler analysieren zwei exemplarische Quellen (Bittbriefe um eine Glühbirne) und arbeiten aus einem Darstellungstext wesentliche Informationen zum Nachkriegsalltag in Ravensburg heraus. Sie können diesen erläutern.

Methodische Umsetzung und möglicher Verlauf

- Phase der „Verstrickung“ im Thema: über Bildimpulse zur Besatzung Ravensburgs durch die Franzosen Verortung in Raum und Zeit; ausgehend von einem Besatzer-Befehl Formulieren von Vorstellungen und Fragen zum Nachkriegsalltag ( III AB 1 )

- Phase der Objektivierung 1: Lesen der Bittbriefe ( III AB 2 III AB 3a - Quellenuntersuchung analytisch III AB 3b III AB 4 )

- Phase der Objektivierung 2: Herausarbeiten der wichtigsten Informationen zum Nachkriegsalltag in Ravensburg aus einem Darstellungstext und Umsetzen derselben in einer Mindmap ( III AB 5 )

- Phase der Reflexion: Vergleich mit den Vorstellungen vom Beginn sowie Klären offener Fragen (s.o.: Phase der „Verstrickung“). Mögliche weiterführende Reflexionsimpulse: Was tun Historiker? Sind wir den typischen Weg eines Historikers gegangen? (von Vorstellungen und Fragen über Quellen zu einem Darstellungstext) Oder: Moralisches Handeln in schwerer Zeit? (zum letzten Aspekt vgl.: III AB 6 )

 

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -


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