Die KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen (Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof)

Hintergrundinformationen

1.2. Geschichte - Teil 1:

1. Der Nachtjägerflugplatz Hailfingen-Tailfingen

Am 17.8.1938 verfügte der Reichsminister für Luftfahrt den Bau eines Militärflugplatzes auf der Gemarkung der Gemeinden Tailfingen, Hailfingen und Bondorf. Das unbebaute Gelände eignete sich als Standort, da es eben, fast nebelfrei und strategisch günstig in relativer Nähe zur französischen Grenze lag. Bis im Mai 1944 Teile eines Nachtjägergeschwaders in Hailfingen stationiert wurden, nutzte die Luftwaffe das Gelände als Ausweichflugplatz beziehungsweise "Einsatzhafen".

Ein Baubataillon marschiert durch Bondorf

Ein Baubataillon marschiert durch Bondorf (ca. 1942)
© KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen

Im 1. Quartal 1944 plante Luftgaukommando VII den Bau von zwei Rollwegen bzw. Ausweichstraßen, splittersicheren Flugzeugboxen und kleineren Flugzeughallen, um den Platz und die auf ihm stationierten Nachtjäger gegen die zunehmenden Angriffe der Alliierten zu schützen,

Ein Bomber Heinkel He 111 auf dem Hailfinger Flugplatz

Ein Bomber Heinkel He 111 auf dem Hailfinger Flugplatz
© Kurt Weimer

Die Ausbauarbeiten wurden durch verschiedene Firmen unter der Bauleitung der Organisation Todt (OT) durchgeführt. Als Arbeitskräfte setzten die Luftwaffe und die beteiligten Baufirmen verschiedene Gruppen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern ein, die auf dem Flugplatz untergebracht wurden.

US-Luftbild vom 23.3.1945 mit Landebahn und Hangar

US-Luftbild vom 23.3.1945 mit Landebahn und Hangar
© KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen

Das Lager der OT bestand aus vier Baracken am nördlichen Rand des Platzes. Daneben stand ein umzäunter Hangar, in dem von September bis November 1944 etwa 350 aus Athen verschleppte Zwangsarbeiter und anschließend 600 jüdische KZ-Häftlinge untergebracht waren. Ein weiteres von Stacheldraht umgebenes Lager war vermutlich bereits 1942 für etwa 100 sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet worden, die vorwiegend in den Steinbrüchen der Umgebung arbeiten mussten. In zwei weiteren Baracken waren französische Kriegsgefangene und belgische Zivilarbeiter untergebracht, die sich vergleichsweise frei bewegen konnten. Ab Januar 1945 kamen etwa 300 Angehörige der britischen Armee aus Indien, die in Nordafrika gefangen genommen worden waren und durch das Rote Kreuz relativ gut versorgt wurden. Auch italienische Freiwillige der Wehrmacht - in Uniform, aber unbewaffnet - arbeiteten auf dem Flugplatz sowie kurzzeitig eine Gruppe ungarischer Soldaten, die sich mit der Wehrmacht auf dem Rückzug befanden.

US-Luftbild vom 23.3.1945

US-Luftbild vom 23.3.1945
Ausschnitt des Hangars, in dem die Zwangsarbeiter untergebracht waren
© KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen

Text: Volker Mall und Harald Roth

Teil 2 - Das KZ-Außenlager auf dem Flugplatz Hailfingen-Tailfingen

Teil 3 - Selektive Erinnerung

Druckversion aller 3 Teile

 

- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart / KZ-Gedenkstätte Hailfingen-Tailfingen -