Buchempfehlung des Monats Mai 2024

Tobias Goldfarb: Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
(ab 5 Jahren) Verlag: Schneiderbuch Verlag
Miya T. Beck: Die Perlenjägerin
(ab 12 Jahren) Verlag: Knesebeck 2024

 
Cover: © Schneiderbuch Verlag und Knesebeck Verlag

Tobias Goldfarb: Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald

Verlag: Schneiderbuch Verlag 2024 

Illustratorin:  Verena Körting 

ISBN-13: 9783505151019  

Gebunden: 160 Seiten  

Altersempfehlung: ab 5 Jahren  

Bilderbuch

Die junge Buddelhäsin Hilda lebt seit ihrer Geburt unter der Erde, buddelt wie alle Artgenossen tagein tagaus nach Möhren für den König Mümmel und seinen Sohn und arbeitet hart. Baron Ratzezahn sammelt die Möhren für den König und droht den Hasen mit seiner Giftspinne Ottilie, wenn sie nicht genug arbeiten oder Regeln brechen. Die Möhren zu fressen ist den Buddelhasen strengstens verboten, sie bekommen Heu, wenn sie genügend Möhren ausgebudddelt haben. 

Hilda mag ihr Leben nicht und buddelt heimlich an ihrem Flucht-Tunnel. Als sie beim Buddeln auf Stein stößt, nimmt sie allen Mut zusammen und gräbt sich an die Oberfläche. Dort trifft sie auf den Prinzen Lämpchen, der erstaunt ist, woher seine Möhren kommen und unter welchen Bedingungen diese ausgegraben werden. Als Hilda schließlich erfährt, dass alle Möhren nur für den Putsch gegen den Hasenkönig gesammelt werden und Baron Ratzezahn das Schloss Löffelburg einnehmen will, begibt sie sich auf ein gefährliches Abenteuer, mit dem Ziel, den berüchtigten Fuchs Sam Grau zu finden und Baron Ratzezahn abzusetzen.  

In der Geschichte, die in 20 Kapitel gegliedert ist, werden die Themen Mut, Selbstbestimmung, Freiheit und der Kampf gegen Unterdrückung aufgegriffen. Hilda zeigt, dass auch Kleine zu Helden werden und gegen Unrecht kämpfen können. Die kleine Häsin macht deutlich, dass man sein Schicksal, selbst in der Hand hat und auch gegen Ängste angehen kann. Die sich entwickelnde Freundschaft zwischen den Prinzen und Hilda zeigt, dass man zusammenwachsen und miteinander wachsen kann. 

Die Geschichte ist spannend, lebendig und sprachlich gut verständlich. Kinder ab fünf Jahren werden Freude haben, wenn ihnen die Geschichte vorgelesen wird und sie die wunderschönen Illustrationen anschauen können. Diese sind aussagekräftig, detailliert und farbenfroh gemalt und zeigen die wichtigen Szenen der Geschichte. Die Kapitelüberschriften fassen den Inhalt des folgenden Abschnitts treffend zusammen, sie sind eingefasst von filigranen Schmetterlingen. Das Buch eignet sich für Kinder ab etwa acht Jahren zum Selbstlesen. 

Die kleine Häsin wächst allen schnell ans Herz mit ihrer neugierigen, mutigen und aufgeweckten Art. Kindern kann vermittelt werden, dass jeder unterschiedliche Stärken und Wahrnehmungen hat, man mit anderen weniger allein ist und viel schaffen kann. Auch dass man nicht immer alles glauben kann und soll, wird deutlich. 

Eine Leseempfehlung für alle Kinder ab fünf Jahren! 

Innenseiten Hilda Hasenherz [PDF] [122 KB] ©: Schneiderbuch Verlag. Das Copyright und alle Rechte liegen bei Schneiderbuch Verlag.

M.S. Ideenpool Lesen

Miya T. Beck: Die Perlenjägerin

Originaltitel: The Pearl Hunter

Verlag: Knesebeck 2024 

Übersetzer/in: Aimée De Bruyn Ouboter 

ISBN-13: 978-3957287670 

Gebunden : 320 Seiten 

Altersempfehlung: ab 12 Jahren 

Jugendbuch, Roman

Die Geschichte der Zwillingsschwestern Kai und Kishi spielt im fiktiven Kaiserreich Heiwadai. Die Autorin Miya T. Beck – selbst Halbjapanerin – hat dabei viele Elemente aus der japanischen Mythologie einfließen lassen, sodass es für Lesende zuerst einmal einiges Neues und Fremdes zu entdecken gibt, da sich die Sagenwelt doch gänzlich von der europäischen unterscheidet. 

Die Familie von Kai, der Hauptfigur, gehört zum Berufsstand der Perlentaucherinnen. Kai und ihre Schwester sind in einem Alter, in dem sie die Erlaubnis bekommen sollen, alleine auf Tauchgänge zu gehen. Kishi hat ihre Prüfung bereits bestanden, Kai muss etwas länger auf die Erlaubnis warten, da sie sich nicht immer an alle Regeln hält. Bereits im ersten Kapitel zeigen sich die unterschiedlichen Charakterzüge der Zwillinge: Kishi, die sanftmütige und bei allen beliebte Schwester, und Kai, die gerne mal auf Konfrontationskurs geht. Obwohl sie Zwillinge sind, sind sie in ihrer Entwicklung unterschiedlich weit. Kishi interessiert sich bereits für die Jungs im Dorf, was Kai überhaupt nicht nachvollziehen kann. So wird schon zu Beginn deutlich, dass es immer wieder Reibungspunkte zwischen den Geschwistern gibt. 

Am Tag, als Kai zum ersten Mal alleine tauchen darf, fordert Kishi, erhitzt von einem vorangegangenen Streit, Kai zu einem Wettkampf heraus. Kai schummelt beim Heraufholen der Muscheln und Kishi taucht daraufhin noch einmal ab, um eine weitere Muschel nach oben zu holen. Kai, die ihr hinterhertaucht, entdeckt, dass der Geisterwal, eine mythische Figur, die Schwester verschlungen hat. Der Verlust der Schwester und die eigenen Schuldgefühle nagen schwer an Kai. Es gelingt ihr, den Körper ihrer Schwester aus dem Geisterwal zu retten. Mit der Meeresgöttin Benzaiten geht sie einen Handel ein. Wenn es ihr gelingt, Benzaiten innerhalb von zwei Wochen die Perle der Fuchskönigin zu bringen, so will diese helfen, Kishi aus der Unterwelt zurückzuholen. 

Von den Göttern mit einigen Hilfsmitteln ausgestattet, macht sie sich auf die gefährliche Reise zum Himmelsberg, wo sich die Füchse bei Vollmond treffen. Bereits auf dem Weg muss sie zahlreiche Abenteuer bestehen. Sie wird von Räubern gefangen, gerät in die Finger von General Takagi, der seine eigenen Pläne verfolgt, und begegnet schließlich der Fuchskönigin. Wird es Kai gelingen, die Perle zu erobern und die Schwester aus dem Totenreich zu retten? Unterstützung bei ihrem Plan erhält sie von Ren, den sie auf der Reise kennenlernt. Auf ihrem Weg entwickelt sich Kai weiter. Mutig geht sie durchs Leben, entdeckt neue Dimensionen ihrer eigenen Identität, lernt für Mädchen Verbotenes und entdeckt erste Gefühle für einen Jungen. Das Ende der Geschichte kommt plötzlich und ist überraschend, sodass man eventuell noch mit einer Fortsetzung rechnen darf. 

Miya T. Becks "Die Perlenjägerin" ist ein anspruchsvoller Roman, der daher nicht nur für Jugendliche ab 12 Jahren, sondern auch für ältere Leser/-innen geeignet ist. Für jüngere Lesende ist der Inhalt noch nicht zu empfehlen, da auch gewaltvolle Situationen beschrieben werden und das Erwachsenwerden ein zentrales Element ist. Die Geschichte ist spannend erzählt und gibt an vielen Stellen Anlass zum Nachdenken und Diskutieren. So erscheint es befremdlich, dass Mädchen nicht alle Möglichkeiten offen stehen oder Zwillinge als Unglücksbringer gelten. Es lässt sich über Krieg, Staatsformen, Gewalt und die Frage von Schuld sprechen. Macht man sich schuldig, wenn man die Ermordung von unschuldigen Menschen nicht verhindert? Wie weit ist man bereit, für einen wichtigen Menschen/ein Familienmitglied zu gehen? Die Erzählung regt zum Philosophieren mit Jugendlichen an. 

Das Setting der Geschichte ist zuerst einmal ungewohnt. Der Autorin gelingt es aber, die von der alten japanischen Kultur, Mythen und Legenden inspirierte Welt anschaulich zu beschreiben. Immer wieder fließen kleine Legenden in die Geschichte mit ein. Reale und mythische Figuren fügen sich zu einem spannenden Gesamtbild zusammen. Unterstützend befindet sich auf der Innenseite des Einbands eine Landkarte von Heiwadai, sodass man die Reise mitverfolgen kann. Im Cover, das mit passenden Farben ansprechend illustriert wurde, erkennt der/die Betrachtende sofort die beiden Schwestern und ihre Verschiedenartigkeit. Beim genaueren Hinsehen, sind darüber hinaus die Fuchskönigin, der Geisterwal und der Drachenkönig zu entdecken. Weitere Illustrationen gibt es im Buch nicht, jedoch befindet sich im Inneneinband ein Glossar, in dem die wichtigsten mythologischen Begriffe erklärt sind. Dadurch kann das Einfinden in das Buch mit seiner fremden Welt und das Lesen erleichtert werden.

Blick ins Buch [knesebeck-verlag.de]  ©: Das Copyright und alle Rechte liegen beim Verlag.

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