Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Unsere Buchempfehlung im Dezember 2021


Mariona Tolosa Sisteré: Das geheime Leben der Popel
(ab 4 - 6 Jahren)
Verlag: Knesebeck 2021

Abedi, Isabel. Ein wirklich wahres Weihnachtswunder
(ab 8 Jahren)
Verlag: Arena 2021  

Günter Ebert: Tribunal der Tiere
(ab 11 Jahren)
Verlag: Akademischer Verlag München 2021

Buch des Monats Dezember
 
Cover: © liegt beim Verlag

Mariona Tolosa Sisteré: Das geheime Leben der Popel

La vida secreta de los mocos

Verlag: Knesebeck 2021
Übersetzerin: Ebi Naumann
ISBN-13: 978-3957284648
Gebunden: 24 Seiten
Altersempfehlung: ab 4 - 6 Jahren
Bilderbuch/ Sachbuch


Popel sind für Kinder ein faszinierendes Thema, Erwachsenen stockt oft der Atem, wenn die Kleinen – oder Größeren – den Finger in die Nase stecken. Mit den Helden unseres Immunsystems beschäftigt sich Mariona Tolosa Sisteré in ihrem Buch „Das geheime Leben der Popel“, das von Ebi Naumann übersetzt wurde und 2021 im Knesebeck-Verlag erschienen ist. Auf über 20 Seiten wird Schleim und Popel auf den Grund gegangen. Zugegebenermaßen ein eher ekliges Thema, das aber sehr interessant und kindgerecht aufbereitet wurde und auch für den erwachsenen Leser / die erwachsene Leserin durchaus interessante Fakten beinhaltet. Nach dem Vorstellen verschiedener Popeltypen wird der Superheld Popel vorgestellt, seine Zusammensetzung und wie er wo entsteht. Auch auf das Beseitigen des lästigen Schleims, wenn wir krank sind und seine Farbe wird eingegangen. Man lernt allerlei Wissenswertes zum Niesen in verschiedenen Ländern, wie Tiere mit Schnupfen umgehen und wie Schnupfen behandelt werden kann. Am Ende können die kleinen LeserInnen in einer kindgerechten Statistik sehen, wann die meisten Menschen erkranken und wie oft im Jahr. Als Abschluss kann das Wissen bei einem Quiz getestet werden, das aber auf Grund der Fragen und des Umfangs für Vierjährige vereinfacht werden muss, als Ganzes erst für Vorschulkinder geeignet ist.

Durch die Größe des Buches können Kinder das Buch selbst gut in der Hand halten, die Seiten sind griffig. Das Bilder-Sachbuch schafft es, auf eine einfache, aber sehr anschauliche und lustige Weise den Superheld Popel vorzustellen. Die Bilder sind ein wenig abstrakt gezeichnet, zeigen aber Wesentliches und sprechen für sich. Sie werden ergänzt durch kurze, leicht verständliche Texte.  

Ein sehr gut gemachtes Sachbuch für unsere kleinen Entdecker und Forscher über die Vorgänge in unserer Nase. Eine Empfehlung für alle neugierigen Kinder und, all diejenigen, die mit popelnden Kindern zu tun haben oder Fragen zum Schleim nicht wirklich beantworten können. Sicher ist dies Buch eine gelungene Überraschung zum Geburtstag, im Nikolausstiefel oder zu Weihnachten!

Blick ins Buch © Knesebeck Verlag 2021


M.S. Ideenpool Lesen

Isabel Abedi: Ein wirklich wahres Weihnachtswunder

Verlag: Arena Verlag, 2021
Illustratorin: Daniela Kohl
ISBN-13: 978-3-401-60637-8
Gebunden : 112 Seiten
Altersempfehlung: ab 8 Jahren
Roman, Bilderbuch, Graphic Novel

Die Geschwister Jana und Manu sind am Heiligabend mit dem Zug unterwegs nach Hamburg, um mit ihrem Vater das Weihnachtsfest zu feiern. Die Mutter, eine Nachrichtensprecherin, muss noch arbeiten und kann erst später nachkommen. Daher erhält der 10-jährige Manu die Aufgabe, auf seine 5-jährige Schwester Jana und den großen roten Koffer aufzupassen. Der Koffer darf nicht verlorengehen, denn in ihm befinden sich alle Weihnachtsgeschenke und noch vieles mehr. Als die Geschwister bei ihrem Vater ankommen, öffnen sie den Koffer und müssen verzweifelt feststellen, dass es gar nicht ihr Koffer ist! Nun braucht es ein kleines Weihnachtswunder, damit der richtige Koffer noch rechtzeitig vor der Bescherung wieder zur Familie zurückkommt.

Das Buch besticht auf den ersten Blick durch seine ungewöhnliche und aufwändige Illustration im Stil eines Scrapbooks. Der Text aus der Feder von Isabel Abedi wurde liebevoll und äußerst kreativ mit vielen kleinen Details von Daniela Kohl gestaltet. Durch die Setzung des Textes mit Sprechblasen, verschiedenen Schriften und Textfeldern handelt es sich um keinen linearen Text, sodass auch das Lesen von nichtlinearen Texten gefördert werden kann. Die Bilder sind so, dass sie kleinschrittig den Text illustrieren; die Visualisierungen bieten eine klare Unterstützung für das Textverständnis. Daher ist das Buch gerade auch für Klassen mit sprachlichen Schwierigkeiten geeignet.  
Bei den knapp 100 Seiten ist der Bildanteil im Vergleich zum Textanteil recht hoch, sodass auch weniger motivierte Leser schnell zu einem Lesefortschritt kommen können. Sowohl Jungen als auch Mädchen finden Identifikationsmöglichkeiten. Sie erleben eine lustige Zugfahrt, den Schrecken bei der Entdeckung des vertauschten Koffers und fiebern mit, ob dieser noch rechtzeitig gefunden werden kann.
Bei der Gestaltung fällt auf, dass das Buch einen positiven Beitrag zum Thema Diversität leistet und dabei keine Stereotypen bedient. Die Hauptfiguren sind Schwarz, was im Text nicht zur Sprache kommt. Diese Information wird ausschließlich über die Illustrationen transportiert. Im Mehrfamilienhaus in Hamburg, in welchem die Familie am Ende lebt, wohnen zudem Familien in den unterschiedlichsten Konstellationen, was en passant erwähnt wird. So finden sich Alleinerziehende, ein homosexuelles Ehepaar mit Baby, ein alleinstehender Herr mit seiner Mutter, eine alleinlebende Dame und weitere Familien unter einem Dach.

Für die unterrichtliche Arbeit kann das Buch sowohl zum Selberlesen als auch für das Vorlesen eingesetzt werden. Beim Vorlesen wäre es aufgrund der außergewöhnlichen Gestaltung ein Zugewinn, wenn die Illustration der Geschichte visualisiert werden könnte (z.B. über eine Dokumentenkamera). Ideen zur Weiterarbeit:

  • Das Buch eignet sich aufgrund der Thematik für die Auseinandersetzung mit dem Thema Weihnachten. Welche Traditionen gibt es in den Familien? Wie wird gefeiert? Usw.
  • Im Besonderen kommt auch die Thematik Einsamkeit – Gemeinsamkeit zur Sprache, da in der Geschichte einsame Menschen vorkommen, die als positives Beispiel neue Kontakte knüpfen können und schlussendlich die Einsamkeit überwinden.
  • Das Vorlesen kann beim Entdecken der Kofferverwechslung unterbrochen und mit den Schülerinnen und Schülern über den Fortgang gemutmaßt werden („Gelingt es der Familie, den Koffer rechtzeitig zu finden? Was erlebt sie bei der Suche? Erzähle!“). Dies kann im mündlichen, aber auch im schriftlichen Bereich erfolgen. Anschließend bietet sich eine Begegnung mit dem tatsächlichen Ende der Geschichte an.
  • An zwei Stellen werden kleine märchenhafte Textelemente eingeflochten, um eine Vorgeschichte zu einzelnen Protagonisten zu erzählen. Diese könnte man zuerst weglassen und die Kinder die dadurch entstehende Leerstelle mit eigenen Ideen füllen lassen.
  • Die beiden Rezepte und die Bastelanleitung, die im Text integriert sind, könnten aufgegriffen werden. Die Bastelanleitung eignet sich zur direkten Umsetzung im Unterricht und als Ausgangspunkt für das eigene Verfassen und illustrieren einer Anleitung im Bereich „Texte verfassen“.

  • Ein Blick über die Schulter der Illustratorin vermittelt einen Eindruck, wie weitergearbeitet wird, wenn ein Text vorliegt. Schülerinnen und Schüler können so einen Einblick in den Literaturbetrieb (Youtube: Isabel Abedi/Daniela Kohl: Ein wirklich wahres Weihnachtswunder, Arena Verlag) erhalten.  

 

Einblick in Innenseiten (7MB): ©“Ein wirklich wahres Weihnachtswunder“ von Isabel Abedi, Illustrationen: Daniela Kohl, © Arena Verlag 2021 

 

C.S. Ideenpool Lesen

Günter Ebert: Tribunal der Tiere

Verlag: Akademischer Verlag München 2021
Illustratorin: Xenia Tschurikow
ISBN-13: 978-3940732538
Gebunden : 64 Seiten
Altersempfehlung: ab 11 Jahren
Sachbuch


Die ins Werk führende Karikatur Grandvilles, der im 19. Jahrhundert unter anderem für die oppositionelle Zeitschriften La Caricature arbeitete und dessen Hauptwerk aus anthropomorphen Tier- und Pflanzendarstellung bestand, führt passend zum Werk Günter Eberts. Tanja Busse, eine bekannte Wissenschaftsjournalistin und Autorin des Werkes „Das Sterben der anderen“,  verfasste das Vorwort.
In Günter Eberts Buch wird die Klage der Tiere vor dem Europäischen Gerichtshof aufgegriffen. Ziel der Lebewesen ist es, für ihre Rechte einzustehen. Sie beklagen das Verschwinden ihrer Lebensräume und klagen die Menschen an, die sie jagen. Mit 13 Tieren, kleinen wie großen, führt der Richter die Befragungen in der Verhandlung durch. Als der Mensch, die Krone der Schöpfung, als Kläger auftritt, stellt er in der Befragung fest:

„Mein guter Geist hat mich verlassen!
Künstliche Intelligenz, es ist nicht zu fassen,
Die ich selbst erfunden ist schon am Ruder,
Ich fühle mich am Boden ich dummes Luder,
Wo doch Wachstum die Zukunft verheißen.“

Er beklagt die vom Menschen angewandte Rücksichtslosigkeit, mit der die Erde unterworfen wurde.

Sprachlich außergewöhnlich ist der gewählte Paarreim, der die Argumentation noch interessanter macht. Ebert gelingt es, die „Schuldigen“ in den Fokus zu rücken, die Politik, die die Veränderungen und Probleme negiert, die Privathaushalte, die einen gepflegten Rasen und Schotterwege der Blumenwiese vorziehen und die Landwirtschaft, die spritzt und düngt, um die Erträge zu maximieren. Nach der Lektüre bleibt man zurück mit vielen Fragen, erstaunt und vielleicht erstarrt. Man denkt nach, über die täglichen Meldungen der Klimaerwärmung und den CO2 Ausstoß und seine Konsequenzen, über ausgestorbene Tierarten und die Tiere, denen das Ende bevorsteht. Das kleine Buch wirkt nachhaltig und lässt einen so schnell nicht los.

Einsetzbar sind die einzelnen Texte im Rahmen des Unterrichts in Biologie, Natur und Technik (NT), aber auch im Deutschunterricht. Die Anschaffung lohnt sich sowohl für die Schulbibliothek als auch das heimische Bücherregal.


Einblick in Beispielseiten ©: Günter Ebert 2021. Erschienen im Akademischen Verlag München gmbh. Alle Rechte vorbehalten.
 

M.S. Ideenpool Lesen


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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