Buchtipps, Methoden, Konzepte und Projekte rund ums Lesen und Vorlesen bietet der Ideenpool Lesen gegliedert für alle Schularten und auch für den Elementarbereich.

Unsere Buchempfehlung im November 2021


Cornelia Boese: Wo ist Theatrine?
(ab 4 - 5 Jahren)
Verlag: Gerstenberg 2021

Suza Kolb: Und zwischen uns eine Mauer
(ab 14 Jahren)
Verlag: Knesebeck 2021

Cover: © liegt beim Verlag

Cornelia Boese: Wo ist Theatrine?

Die Welt rund um die Bühne

Verlag: Gerstenberg 2021
Illustratorin: Dorota Wünsch
ISBN-13: ‎ 978-3836961165
Gebunden: 32 Seiten
Altersempfehlung: ab 4 - 5 Jahren
Vorlesebuch

Das Bilderbuch „Wo ist Theatrine? Die Welt rund um die Bühne“ von Cornelia Boese und Dorota Wünsch ist eine wunderschöne Geschichte, die 2021 im Gerstenberg-Verlag erschienen ist. Der in Reimen geschriebene Text entführt den Leser / die Leserin in die Welt des Theaters: An der Pforte des Theaters wird ein Eilpaket für Theatrine abgegeben, die niemand zu kennen scheint. Der Sohn des Pförtners macht sich im Haus auf die Suche nach der Gesuchten. Er läuft von Abteilung zu Abteilung, in die Schreinerei, Bühnenmalerei, die Schneiderei, Maskenbildnerei und Kantine. Von Theatrine keine Spur! Vom Keller bis zum Dach sucht er nach der Empfängerin des Pakets – ob er sie finden wird?
Kinder ab vier Jahren werden in diesem Sach-Bilderbuch in die Welt des Thea-ters eingeführt. Es wird auf die einzelnen Räume, Berufe und Gewerke einge-gangen. Auf jeder Doppelseite wartet ein neuer Aspekt, die Illustrationen von Dorota Wünsch sind detailliert, auch bei mehrmaligem Lesen entdecken kleine und große LeserInnen immer wieder Neues. Sie begegnen SängerInnen, Tän-zerInnen, dem Orchester mit seinem Dirigenten, sehen, wie gearbeitet und geprobt wird. Die Figuren sind einfach, aber trotzdem sehr ausdrucksstark dargestellt. Man kann aus den Gesichtern leicht die Emotionen herauslesen und weiß, ob die Figur genervt, belustigt, erstaunt oder ratlos ist. Jeder Charakter wirkt anders und hat etwas Individuelles.
Wunderschöne Reime laden zudem zum Vorlesen und Zuhören ein, sowohl der Leser / die Leserin, als auch die Zuhörenden werden auf eine spannende Reise ins Theater mitgenommen. Zugleich treiben die Worte dynamisch die Suche des Pförtnersohns voran. Das Vorlesen macht Spaß, auch, weil einige Reime lustig sind und fast von alleine aus dem Mund sprudeln.
Das unerwartete Ende lässt jeden noch einmal abschließend schmunzeln. Ein Lesespaß und eine Leseempfehlung, für alle, die in die Welt des Theaters abtauchen wollen. Gerade in Zeiten, in denen ein Theaterbesuch – auch hinter die Kulissen – oft nicht möglich ist.

Linkvorschläge zu Wo ist Theatrine?

Einblick in eine Seite (3.8MB) © Cornelia Boese, Verlag Gerstenberg

Einblick in eine Seite (3.8MB) © Cornelia Boese, Verlag Gerstenberg

Kinderinterview mit Cornelia Boese

Hinter den Kulissen: Kita und Schule entdecken das Theater:

Unterrichtsmaterial Klasse 1-4

Spielen & Lernen

Event-Blog

Service für Kitas


M.S. Ideenpool Lesen

Suza Kolb: Und zwischen uns eine Mauer

Verlag: Knesebeck 2021
ISBN-13: 978-3957284921
Gebunden: 208 Seiten
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
Roman


Vielen jungen Leserinnen und vielleicht auch Lesern wird die Serie „Haferhorde“ der Autorin Suza Kolb ein Begriff sein. Im Juli 2021 erschien im Knesebeck Verlag ihr erstes Jugendbuch „Und zwischen uns eine Mauer“, das man als historischen Roman werten kann. Die 13-jährige Luisa, die in West-Berlin lebt, reist im Sommer 1983 drei Wochen zu Verwandten in die DDR nach Sachsen, um dort ihre Ferien zu verbringen. Dort verliebt sie sich in den Nachbarsjungen Uwe, der westliche Musik liebt, diese heimlich hört und den Sozialismus ablehnt. Seine Zwillingsschwester Marietta ist hingegen sehr parteitreu und sieht die sich anbahnende Beziehung der beiden nicht gern. Luisa erlebt die Ferienzeit zunächst als aufregend, sie lebt ohne Telefon, fährt im Trabant und erfährt, wie die Menschen um Dinge „kämpfen“, die für Westdeutsche normal sind, DDR-BürgerInnen aber in der Schlange stehen müssen, um das rare Gut zu bekommen. Bald stellt sie aber fest, dass das DDR- Leben nicht so ist, wie sie angenommen hat, sie überlegen muss, wem sie was sagt und sie kritisch gesehen wird. Für Luisa ist es eine spannende und intensive Zeit, Uwe plant schließlich sogar seine Flucht aus der DDR…

Geschildert wird die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven, auch Tagebucheinträge und Stasiprotokolle werden eingebunden. Der Roman hat nach Aussage der Autorin autobiographische Züge (Beleg). Ob die Schilderungen vollständig der DDR-Realität in den 1980ern aus Sicht eines DDR- Bürgers / einer DDR-Bürgerin entsprechen, kann nicht beurteilt werden, ist aber zweifelhaft, da Suza Kolb nie selbst (dauerhaft) in der DDR lebte und dort nach eigenen Aussagen nur Verwandte besuchte (Beleg). Einige Fakten sind nicht richtig und hätten besser recherchiert werden müssen, so wurden in der DDR auch in Diskotheken Westlieder gespielt, es gab sogar Schallplatten von „Westgruppen“ zu kaufen, die in der DDR vom Verlag „Amiga“ produziert wurden und wie eine Währung gehandelt wurden (Beleg). West-Jeans konnte man durchaus in der DDR im Intershop kaufen und damit auch herumlaufen. Dies kam aber fast nie vor, da nur die Wenigsten Westgeld zum Einkaufen hatten und nicht mit DDR-Mark bezahlt werden konnte. So kamen DDR-BürgerInnen nur selten in den Genuss einer Westjeans, es sei denn, sie hatten Westmark oder Verwandte in der BRD, die ihnen das Kleidungstück schickten oder mitbrachten. Wenn sie eine „West-Jeans“ hatten, wurde sie auch angezogen (weitere Informationen zur DDR-Jeans).
Trotz der historischen Ungenauigkeiten gelingt es Suza Kolb, Fiktion und den historischen Hintergrund miteinander zu verbinden. Der Leser / die Leserin erfährt viel über den Alltag in der DDR; Abläufe im SED-Regime und die Funktion der Diktatur werden erklärt. Im Anhang gibt es ein Glossar und einen Zeitstrahl, sodass Wesentlichen nachgeschlagen werden kann, was beim Lesen oder beim Einsatz im Unterricht die Arbeit erleichtert. Lesen lässt sich das Buch flüssig, was sicher auch daran liegt, dass die Autorin eigene Erlebnisse in die fiktive Geschichte eingebunden hat. Die Lektüre ist spannend, man will wissen, wie die Beziehung zwischen Uwe und Luisa weitergeht und ob die Flucht gelingt.

Der Roman ist vom Verlag ab 12 Jahren empfohlen, auf der Homepage der Autorin sogar ab 10 Jahren. Dies ist zu früh, da Kinder dieses Alters den historischen Hintergrund noch nicht durchdringen. Als Klassenlektüre eignet sich der Roman ab Klasse 9, wenn die DDR in den meisten Bundesländern Thema im Geschichtsunterricht ist. Für die private Lektüre ist ein Alter ab 14 Jahren empfehlenswert, um Zusammenhänge zu erkennen und die Hintergründe zu verstehen.


M.S. Ideenpool Lesen


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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