Literacy Center

Eine Umgebung, die Kinder zu ersten Lese- und Schreibversuchen einlädt

Damit Kinder dem Lesen und Schreiben positiv gegenüberstehen, ist es nicht nur wichtig, dass sie erleben, wenn Personen in ihrem Umfeld lesen oder schreiben. Kinder sollten auch immer die Gelegenheit bekommen, selbst Schriftzeichen auszuprobieren, Begriffe nachzumalen oder Leseversuche zu starten. Ein Literacy Center unterstützt Kinder in der Kita in ihrer natürlichen Lese- und Schreibentwicklung, indem thematisch begrenzte Rollenspiele einen geschützten Raum für neue Verhaltensweisen bieten.

 

Das Literacy Center stellt eine ganzheitliche Projektarbeit dar und gliedert sich in drei Phasen:   

  • Erste Phase:
    Gemeinsam mit den Kindern wird das Thema für eine Spielsequenz festgelegt. Die zu entwickelnde Szene sollte aus dem Erlebnisbereich der Kinder stammen, spannend sein und die Kinder begeistern können. Im Anschluss daran wird mit Sachbüchern, Filmen oder Ausflügen das Vorwissen der Kinder aktiviert und Informationen zu dem ausgewählten Thema zusammengetragen. Hier können die Eltern eine bereichernde Rolle einnehmen, indem sie beispielsweise in der Kindertageseinrichtung aus ihrer Arbeitswelt berichten.

  • Zweite Phase:

    Die pädagogischen Fachkräfte gestalten zusammen mit den Kindern, gegebenenfalls mit Unterstützung der Eltern, eine Spielumgebung und stellen entsprechende Spielmaterialien wie zum Beispiel Dinge zum Verkleiden zur Verfügung, damit sich das Rollenspiel situationsgerecht entwickeln kann. In der zweiten Phase wird das Rollenspiel durchgeführt.  

     

    • Beispiele:       

      • „„Beim Frisör“ müssen Bürsten, Kämme, Spiegel, Lockenwickler und viele Haargummis und Spangen sowie ein „Terminkalender“ und ein Telefon bereit stehen;  

      • „In der Tierarztpraxis“ müsste ein „Arztköfferchen“ vorhanden sein, ein Rezeptblock, Schilder für das „Wartezimmer“, Karteikarten für die „Patienten“. Auch hier benötigt man einen Terminkalender.   

 

      • Die „Gärtnerei Kunterbunt“ war ein Literacy Center des Kindergartens St. Nikolaus in Großlellenfeld.
        Mehr dazu finden Sie  hier.

 

 

  • Dritte Phase:
    Hier sprechen die pädagogischen Fachkräfte mit den Kindern über das Erlebte und sie überlegen gemeinsam, was gut gelungen ist. Die verschriftlichten Notizen der Kinder werden auf Plakaten gesammelt und ausgestellt. Oft ergibt sich spontan eine Fortsetzung oder ein anschließendes Thema, das ebenfalls in Form eines Literacy Centers aufgebaut werden kann.  

     

Das Rollenspiel ist eine typische Tätigkeits-/Lernform von Kindern und eignet sich besonders zur Förderung schriftsprachlicher Erfahrungen. Aus diesem Grund ist es wichtig den Kindern die Möglichkeit zu bieten in verschiedene Rollenspielsituationen zu schlüpfen. Für die Erzieherinnen und Erzieher bedeutet das, dass sie das Spielgeschehen beobachten und den Kindern Anregungen geben.

 

Um sich später im Leben, in der Berufswelt und in der Gesellschaft zurechtzufinden und aktiv teilnehmen zu können, ist es unverzichtbar, Texte verstehend lesen zu können.
So zeigen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, dass bereits in der Kita das Interesse an der Welt der Texte, des Lesens und Schreibens geweckt werden sollte.

 


Empfehlenswerte Literatur:

 

Kieferle, C., Reichert-Garschhammer, E., Becker-Stoll, F. (2013). Sprachliche Bildung von Anfang an. Strategien, Konzepte und Erfahrungen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH.

 

Näger, S. (2013). Literacy. Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Freiburg im Breisgau: Herder Verlag.

 

Zinke, P, Bostelmann, A., Metze, T. (Hrsg.) (2005). Vom Zeichen zur Schrift. Begegnungen mit Schreiben und Lesen im Kindergarten. Weinheim und Basel. Beltz Verlag.

 

Klein, H. (2005). Kinder schreiben. Erste Erfahrungen mit Schrift im Kindergarten. Seelze-Velber. Erhard Friedrich Verlag GmbH.