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Graf Bismarck - Ein Lebensbild

Das Jahr 1866, bewertet aus der Perspektive des Jahres 1867

Altenburg, 1867; Verfasser anonym ( Quelle)

Aus der Einleitung:

Das ereignisvolle Jahr 1866 ist ins Meer der Ewigkeit hinübergerauscht. [...] Viele Hoffnungen sind geknickt, sind auch neue Hoffnungen aufgerichtet worden? [...] Und was ist dann, so fragen wir, ausgeglichen und versöhnt worden?. Fürs Erste jene Unklarheit in den Ansichten und Verirrung in den Gemütern, die namentlich das politische Leben unseres Kontinents so erschüttert hatten: Von Neuem steht das monarchische Prinzip hoch aufgerichtet da. [...] Sodann hat das nationale Streben zweier großer Kulturvölker teils Befriedigung, teils Kräftigung erhalten.

Italien stellt jetzt, abgesehen von dem geringen weltlichen Besitz des Papstes, eine große nationale Einheit dar, und es lässt sich hoffen, dass auf dieser Grundlage allmählich die innere Durchbildung und Einigung dieses hochstrebenden Volkes erfolgen wird.

Deutschland, durch das bisherige Kleinstaatentum in kulturhistorischer Beziehung erstarkt, wird nun auch in nationaler Hinsicht gefestigter werden. Und beonders wir Deutschen, die doch von den Ereignissen des vergangenen Jahres am tiefsten und nachhaltigsten betroffen worden sind, finden, wenn wir den Blick zurück in die Vergangenheit richten, im Allgemeinen wie im Besonderen gegen früher Versöhnung und Ausgleichung.

Ist nicht schon in allgemeinster, in rein nationaler Beziehung das Jahr 1866 die Versöhnung vom Jahre 1848? Brachte es uns nicht den hoffnungsreichen Anfang einer längst ersehnten vollkräftigen nationalen Einigung?

Und im Besonderen, wenn wir näher zusehen, von wem kam uns Deutschen dieses Glück? Von Preußen, von demselben Preußen, welches 1849 die deutsche Kaiserkrone ausgeschlagen und überhaupt in den letzten Jahren durch das Zusammenwirken vieler ungünstiger Zustände fast alle Sympathien im liberalen In- und Auslande verloren hatte.

Und weiterhin, was Preußen selbst betrifft: Ist es nicht durch die Taten und Erfahrungen der letzten Zeit zur Selbstverständigung, zum innern Frieden gelangt? Glänzt es nicht, gekräftigt nach innen, geachtet nach außen, als der kostbarste Juwel in der Krone der Monarchien?

Aber auch Österreich, das besiegte: Hat es nicht durch die letzten Ereignisse gewonnen? Wird es nicht, getrennt von unnatürlichen Verhältnissen und entbunden von drückenden Verpflichtungen, hinfort anfangen, seine Kräfte auf innere Stärkung zu verwenden, und hat es nicht für sein Ausscheiden aus Deutschland reichen Ersatz gefunden in der Erwerbung des deutschen Staatsmannes, der die alte Monarchie der Habsburger verjüngen wird und unter den günstigsten Auspizien seine hohe Aufgabe bereits begonnen hat?

Und alle die, welche durch die Ereignisse des vergangenen Jahres an Leib und Gut zu Schaden gekommen sind, ferner alle, welche Witwen und Waisen geworden sind, und endlich die Fürsten, welche ihre ganze Macht oder auch nur einen Teil derselben eingebüßt haben: Haben sie alle für den äußeren Verlust nicht an inneren Gütern gewonnen, vor allem an Vertrauen zu dem, der ein Vater ist aller Menschen?

Gewiss, wohin wir auch blicken mögen, wir sehen Ausgleich und Versöhnung.

(Sprachlich vorsichtig modernisiert.)


Aufgaben:

  1. Recherchiere die dem Text zugrundeliegenden Ereignisse.
  2. Nenne die einzelnen Feststellungen und Wertungen in jedem Absatz und nimm jeweils erläuternd und zustimmend oder ablehnend Stellung. Beurteile den Schlusssatz des Textes.
  3. Überprüfe, welche politische Bezeichnung den Verfasser angemessen beschreiben:
    Republikaner, Monarchist, Konservativer, Liberaler, Sozialist, Nationaler, Unitarier, Föderalist?
    Belege deine Ansicht aus dem Text.

Vertiefung/Binnendifferenzierung:

Schildere, wie die deutsche Einigung unter Bismarck bis 1871 weitergeht.


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