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Umweltgeschichte global: Die Tamborakrise als historisches Mystery

Umweltereignisse sind globale Ereignisse – was im Pazifik passiert, kann Auswirkungen auf Europa haben. Dies geschieht auf vielerlei Ebenen: Global agierende Touristen wurden Opfer des Tsunami von 2004. Vom Menschen verstärkte Klimaveränderungen wirken sich unterschiedlich in Europa, Afrika oder Amerika aus – gemeinsam ist allen Erdteilen, dass sich etwas verändert. Auslöser hierfür ist heute oft der Mensch.

Doch auch die Natur kann Auslöser für globale Klimaveränderungen sein. El Nino ist ein Phänomen, das die Wissenschaft der letzten Jahrzehnte in dieser Hinsicht stark beschäftigt hat. Ebenso können Vulkanausbrüche auch unsere hochtechnisierte Welt massiv beeinflussen, wie man beim Ausbruch des isländischen Eyjafjallajökull im Jahr 2010 und seinen Auswirkungen auf den internationalen Flugverkehr ermessen konnte.

Werbeplakat für Europa (1992)
Luftbild des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa
Quelle: NASA via Wikimedia Commons
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Vor 200 Jahren kam es zu einem anderen Klimaereignis, das weltweite Konsequenzen hatte: dem Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa. Von der Dimension her war dies der größte Vulkanausbruch auf unserem Planeten in den letzten 10 000 Jahren; auf dem sog. VEI (= Volcanic Explosivity Index) hat dieser Ausbruch die höchste Stufe 7 erreicht. Zum Vergleich: der Eyjafjallajökull erreichte die VEI-Stärke 4.

Ascheniederschläge in der Umgebung des Tambora
Ascheniederschläge in der Umgebung des Tambora
Quelle: By myself via Wikimedia Commons
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Umwelt- und Klimageschichte betreffen die Menschen – nicht nur als direktes Opfer, sondern auch über viele Umwege. Für solch ein komplexes Geflecht von Ursache und Wirkung ist der Ausbruch des Tambora, der vulkanische Winter, der sich anschloss, und die sog. weltweit wirkende "Tamborakrise" (Wolfgang Behringer) ein anschauliches Beispiel. Vielerorts haben die Folgen der indonesischen Vulkankatastrophe die Menschen beeinflusst: von China über Amerika bis nach Europa. Weltweit hat der Tambora Migrationen ausgelöst: in Südostasien, innerhalb Europas und von Europa nach Amerika. Überall auch haben die politisch Verantwortlichen auf die Krise reagiert – und dies ganz unterschiedlich: Der Staat hat versucht, die Leiden der Bevölkerung zu lindern, zukünftige Hungerkrisen zu verhindern und die wirtschaftliche Krise durch große staatliche Projekte zu überwinden.

Das Cannstatter Volksfest im 19. Jahrhundert - im Hintergrund die Fruchtsäule<
Das Cannstatter Volksfest im 19. Jahrhundert - im Hintergrund die Fruchtsäule
Quelle: Cannstatter Volksfestverein

Das Modul möchte eine Brücke schlagen von der Globalgeschichte zur Lokalgeschichte, indem es zeigt, welche Auswirkungen der Tamboraausbruch weltweit hatte – aber auch, welche Auswirkungen er in unserer Region, namentlich im Königreich Württemberg zeitigte. Aus diesem Grund wird das sicherlich jedem Schüler bekannte Cannstatter Volksfest als Aufhänger genommen, um die vielfachen Ebenen der Tamborakrise und ihrer Überwindung zu demonstrieren.

Cannstatter Volksfest: rechts neben dem Riesenrad die Fruchtsäule (2004)
Cannstatter Volksfest: rechts neben dem Riesenrad die Fruchtsäule (2004)
Quelle: By Martin Naujocks via Wikimedia Commons
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Als methodische Hilfe wird – wie schon häufiger auf dem Landesbildungsserver – auf das sog. Historische Mystery zurückgegriffen (vgl. weitere Module, die mit dieser Methode arbeiten im Kasten rechts): Damit können die Schüler selbstständig ein Wirkungsgefüge erstellen, das die Zusammenhänge für sie aufschließt.


Unterrichtsarrangement:

1. Einstieg: 2 Bilder – der Vulkan Tambora und die Fruchtsäule
Hypothesenbildung: Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Bilder , erhalten Erläuterungen und bringen die beiden dahinter stehenden Ereignisse in Verbindung:
Was hat der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora mit der Einführung des Cannstatter Volksfests zu tun?

2. Erarbeitung als Mystery: Informationen
Erläutert in Gruppen mithilfe der Einzelinformation auf dem Arbeitsblatt den Zusammenhang zwischen Ausbruch des Vulkans Tambora und der Einrichtung des Cannstatter Volksfestes.
Schneidet hierzu alle Kärtchen aus und erstellt ein komplexes Wirkungsgefüge ausgehend vom Vulkanausbruch des Tambora.
Hinweis: Nicht jede Information muss im Wirkungsgefüge verwendet werden.
Zusatzmaterial: Der Tambora im indonesischen Archipel - geschätzte Ascheniederschläge (Karte)

3. Vertiefung: Methodenreflexion
Untersucht die Ordnung eures Wirkungsgefüges – an welchen Kriterien habt ihr euch orientiert?
(z.B.: klimatologisch, gesellschaftlich, politisch, kulturell…
oder: Ursachen, unmittelbare Folgen, mittelfristige Auswirkungen…).
Mögliche Lösungen:

4. Historische Einordnung/historisches Urteilen:
Was hat der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora mit der Einführung des Cannstatter Volksfests zu tun?

  • "Die Tamborakrise hatte auf dem gesamten Globus nachhaltige Auswirkungen." Stimmst du zu? Begründe.
  • "Das Cannstatter Volksfest geht auf mehrere Ursachen zurück." Erläutere diese Aussage.
  • Beurteile, inwiefern das Cannstatter Volksfest in mehrerlei Hinsicht im staatlichen Interesse war.

Der Begriff „Tamborakrise“ sowie die Idee zu diesem Mystery gehen zurück auf das Buch von Wolfgang Behringer, Tambora und das Jahr ohne Sommer, München: C.H.Beck 2015.


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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