Methodenvorschlag

Wo sich Mittelalter und Gegenwart treffen - die Cistercienserinnen-Abtei Lichtenthal

Lernorterkundung

Die Materialien für die Lernorterkundung können von der Grundkonzeption her an allen weiterführenden Schulen eingesetzt werden. Bei leistungsschwächeren Klassen kann die Lehrkraft in der Regel ohne weiteres vereinfachend in die Arbeitsaufträge eingreifen.

Die Arbeitsblätter sind überwiegend handlungsorientiert angelegt. Die Schüler können sich verschiedenen Aspekten des Lebens im Kloster über Rollenspiele oder in Variation Standbilder nähern. Sie erforschen das Klostergelände, indem sie eine Fotoreportage erarbeiten, ein Bilderquiz lösen oder die Tätigkeiten, die vor einhundert Jahren in den verschiedenen Klostergebäuden verrichtet wurden, mit dem heutigen Zweck der Gebäude abgleichen. Sie lernen die Funktion und den Aufbau von Wappen kennen und erhalten mithilfe von Umrisszeichnungen Gelegenheit, ein besonders prächtiges Wappen von einer Hauswand abzumalen, ein anderes Wappen nach Anleitung auszumalen.

Die Arbeitsblätter 9 - 14 können teilweise auch im Schulunterricht eingesetzt werden, teilweise eignen sie sich ausschließlich für die Bearbeitung vor Ort. Materialien, die vorrangig für den Schulunterricht erstellt wurden, werden unter dem Punkt “ Das Thema in der Schule“ (siehe unten) beschrieben.


Die Arbeitsblätter im Einzelnen

Mit dem zweiseitigen Arbeitsblatt “Das Kloster Lichtenthal heute“ ( AB 9 ) ist dreierlei beabsichtigt:

  • Die Schüler lernen die Vielfalt der in einem Kloster verrichteten Tätigkeiten kennen. Ihnen wird begreiflich, warum ein Kloster “eine Welt im Kleinen“ darstellt.
  • Ihnen wird anhand der veränderten Gebäudefunktionen bewusst, dass auch Klöster einem Wandel der Zeit unterliegen (Aufgabe 5).
  • Die Schüler üben sich im Kartenlesen und bekommen eine bessere Orientierung auf dem Klostergelände.

Die Aufgaben 1-3 können vorbereitend auf die Exkursion auch im Unterricht oder als Hausarbeit bearbeitet werden.

Das Arbeitsblatt “Auf Spurensuche“ ( AB 10 ) ist ein Bilderquiz. Die Schüler müssen Ausschnittbilder von Gebäuden auf dem Klostergelände “aufspüren“ und den Fundort auf einer Grundrisszeichnung der Klosteranlage exakt verzeichnen. Beabsichtigt ist, dass sie auf ihrer Suche nicht nur die abgebildeten, sondern auch viele andere Details wahrnehmen und somit ansatzweise erfahren, welchen kulturellen Reichtum schon die Außenanlage des Klosters zu bieten hat. Zudem üben sich die Schüler im Umgang mit Karten.

Marienverehrung an einer Hauswand

Der kulturelle Reichtum der Abtei offenbart sich dem aufmerksamen Besucher in unzähligen, oft unscheinbaren Details. Marienverehrung an einer Hauswand.
© Ingo Brömel

Auf dem Arbeitsblatt “Fotoreportage“ ( AB 11 ) werden die Schüler dazu aufgefordert, bestimmte, auf einer Karte verzeichnete Gebäude aufzusuchen, diese zu fotografieren und einen erklärenden Untertitel zu formulieren. Aus diesen Bildern (und zwei weiteren, vom Schüler selbst zu wählenden Motiven) kann der Schüler dann für sein Geschichtsheft oder zur Ausschmückung des Klassenraums in Hausarbeit eine Fotoreportage erstellen. Es wäre auch möglich, die schönsten Bilder der Klasse auszuwählen und auf einem auf Plakatgröße kopierten Plan der Klosteranlage aufzukleben. Eine Kopiervorlage zur Erstellung eines Plakates in Din A1 (aus vier Teilkopien im Format Din A3) findet sich unter “ AB 15 - Kopiervorlage für Din-A1-Plakat Klosterplan“.

Das Arbeitsblatt „Im Zeitraffer – ein Tag im Kloster“ ( AB 12 ) hält die Schüler dazu an, in Gruppenarbeit arbeitsteilig vier Abschnitte eines Klostertags zu Rollenspielen (oder Standbildern) zu verarbeiten. Dazu nehmen die Schüler die Rolle von Nonnen an. Die Darbietung der vier Rollenspiele ergibt dann einen kompletten “Klostertag im (etwa fünfzehnminütigen) Zeitraffer“. Nähere Hinweise zur Durchführung sowie einige Vertiefungsfragen und Anregungen zur Reflexion des Rollenspiels befinden sich im Dokument selbst ( AB 12 ).


Illustration zu den Rollenspiel-Arbeitsaufträgen.

Illustration zu den Rollenspiel-Arbeitsaufträgen.
© Uta Brömel

Während das Rollenspiel “Ein Klostertag im Zeitraffer“ die strikt geregelten, immer wiederkehrenden Abläufe eines Klostertages in den Blick nimmt, geht es in dem Arbeitsblatt “Das Leben im Kloster" ( AB 13 ) um grundsätzliche Aspekte des Klosterlebens. Auch dieses Arbeitsblatt regt zu Rollenspielen an. Die erste Handlung spielt in der Gegenwart. Hier schlüpfen die Schüler in die Rolle einer „frisch gebackenen“ Abiturientin, die den Eintritt in ein Kloster erwägt und sich nun, in Begleitung ihrer skeptischen Freundin, mit einer Novizin trifft. Mit ihrer Hilfe will sie sich darüber klar werden, ob der Schritt ins Kloster für sie richtig wäre.

In der zweiten, im Mittelalter spielenden Szene erwägt ein in Not geratener Vater, seine jüngste Tochter ins Kloster zu geben, um ihr materielle Sicherheit zu gewährleisten. Hier nehmen die Schüler die Rollen des Vaters, des Mädchens und der Äbtissin ein, die zu einem Vorgespräch zusammenkommen.

Wenn beide Varianten zum Einsatz kommen, könnten im Anschluss an die Rollenspiele die Unterschiede in der Motivation zum Klostereintritt reflektiert werden. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber auch erhebliche Unterschiede. Beispielsweise brachte es der Familie früher Anerkennung, wenn ein Sohn oder eine Tochter ins Kloster ging; heute wird dieser Schritt häufig eher mit Unverständnis und Ratlosigkeit bedacht; früher erfolgte er häufig aus wirtschaftlicher Not, heute aus inneren Beweggründen; früher entschieden die Eltern (der Vater), heute ist es die individuelle Entscheidung eines jeden Menschen etc.

Bei dem Arbeitsblatt “Das Leben im Kloster“ ( AB 13 ) liegt der didaktische Schwerpunkt nicht auf dem selbsttätigen Forschen und Ermitteln von Erkenntnissen. Vor- und Nachteile eines Lebens im Kloster werden den Schülern in Form einer “Pro-contra-Gegenüberstellung“ schon bereit gestellt. Vielmehr geht es um die kreative Verarbeitung (und Verinnerlichung) dieser Erkenntnisse in einem Rollenspiel.

Da in beiden Varianten drei Rollen vergeben werden, liegt es nahe, Dreiergruppen zu bilden. Denkbar ist auch, einen Teil der Schüler das Rollenspiel “Ein Klostertag im Zeitraffer“ (siehe oben, AB 13 ) vorbereiten zu lassen, den anderen Teil das Rollenspiel “Das Leben im Kloster“.
Der Zeitbedarf für die Vorbereitung des Rollenspiels liegt bei etwa 45 bis 60 Minuten. Diese Zeit ließe sich auch einsparen, wenn die Schüler das Rollenspiel schon im Vorfeld der Exkursion (in Hausarbeit, ggf. auch freiwillig) vorbereiten.

Auf dem doppelseitigen Arbeitsblatt “Wappen“ ( AB 14 ) lernen die Schüler zum einen die Funktion und die wesentlichen Merkmale von Wappen kennen. Zum anderen werden sie dazu ermuntert, ein farbenfrohes Sammelwappen von einer Hauswand abzumalen (mithilfe einer schon vorhandenen Umrisszeichnung); ein anderes, aufgrund seiner Helmzier ebenfalls beeindruckendes Wappen, können die Schüler nach Anleitung ausmalen.

Wappen der badischen Markgrafen

Wappen der badischen Markgrafen vom Eingang der Fürstenkapelle, zum Ausmalen.
© Ingo Brömel

Sammelwappen

Sammelwappen von der Hauswand eines Wirtschaftsgebäudes, zum Ausmalen.
© Ingo Brömel

Das Unterrichtsmodul “Gernsbach“ auf dieser Internetseite bietet in diesem Zusammenhang das Arbeitsblatt “Entwirf dein eigenes Wappen!“ ( AB 5 ). Die Schüler werden ermuntert, nach heraldischen Regeln ihr eigenes Wappen zu entwickeln.

Expertenbefragung

Höhepunkt der Klosterexkursion wird für die meisten Schüler das Gespräch mit einer Ordensschwester sein. Die Lichtenthaler Nonnen stehen dafür zur Verfügung. Besonders gewinnbringend kann eine solche “Expertenbefragung“ durchgeführt werden, wenn die Schüler schon mit Vorkenntnissen ausgestattet sind. Schon die Fremdartigkeit des Klosterlebens regt die Schüler dazu an, ohne weitere Impulse des Lehrers zahlreiche Fragen zu produzieren. Dazu sind die Schüler erst Recht motiviert, wenn ihnen bewusst wird, dass Nonnen eigentlich in Klausur leben und nur in Ausnahmefällen zu einem “Interview“ bereit sind eine Chance also, die man vielleicht nicht noch einmal in seinem Leben bekommt!

Um die kostbare Zeit zu nutzen, sollte das Gespräch im Vorfeld der Exkursion vorbereitet werden. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Klasse in Gruppenarbeit Fragen erarbeitet. Im Unterrichtsgespräch könnten dann Kriterien einer Strukturierung entwickelt werden, um schließlich einen geordneten Fragenkatalog zu erstellen. Die Fragen sollten dann, während des Gesprächs mit der Schwester, von Schülern derjenigen Gruppe gestellt werden, die sie ursprünglich formuliert hat.
Zusätzlich könnte man sich auf zwei Protokollanten einigen, um später, im Unterricht, über die einzelnen Antworten noch einmal sprechen zu können (oder sie sogar zu verschriftlichen). Ausgestattet mit dem Fragenkatalog, könnten sich die Protokollanten ganz darauf konzentrieren, Stichworte zu den Antworten zu machen.

Schließlich sollten die Schüler vor dem Treffen mit der Schwester ermuntert werden, jederzeit auch Fragen einzuwerfen, die sich aus dem Gespräch heraus ergeben. Der Fragenkatalog sollte nur als Gerüst verstanden werden, das dem Gespräch einen roten Faden verleiht und dafür sorgt, dass man “im Eifer des Gefechts“ keine Fragen vergisst.


Behandlung des Themas in der Schule

Einige Arbeitsblätter eignen sich gleichermaßen für den Einsatz im Rahmen einer Exkursion oder im “klassischen“ Schulunterricht. Dies gilt beispielsweise für die Rollenspiele, die auf den Arbeitsblättern AB 12 und AB 13 angeregt werden.
Die im Folgenden vorgestellten Arbeitsblätter eignen sich aber ausschließlich oder vorzugsweise für den Unterricht im Klassenzimmer. Sie können anstelle einer Exkursion nach Lichtenthal oder auch zur Vor- bzw. Nachbereitung einer Exkursion eingesetzt werden.

Die Unterrichtseinheit “Kloster“ könnte mit den starken auditiven Sinneseindrücken, die von Gregorianischer Musik ausgehen, begonnen werden. Erfahrungsgemäß lassen sich Schüler leicht für die fremdartige, mystisch anmutende mittelalterliche Klosterwelt begeistern. Die gregorianischen Gesänge bieten dafür einen guten Ausgangspunkt. Das zugehörige Arbeitsblatt “Der Greogrianische Choral - Musik aus einer anderen Welt?“ ( AB 1 ) bietet zudem Anlass, das Vorwissen der Schüler über Klöster zu aktivieren und zu sammeln. Die Ergebnisse könnten in Form einer Mindmap gesichert werden. Dabei ist es für den späteren Unterrichtsverlauf durchaus von Vorteil, wenn die Schülerantworten ein sehr breites Spektrum abdecken und Begriffe wie “Gebet“, “Glatze“, “keinen Spaß haben“, “Nonne“, “Latein“, “Klosterfrau Melissengeist“, “Bier“, “kein Sex“, “früh aufstehen“, “einheitliche Kleidung“ umfassen.
Hörbeispiele für Gregorianischen Gesang sind im Internet verfügbar. Ein eindrucksvolle Beispiel, mit filmischen Bildern aus dem Klosterleben unterlegt, findet man auf der Homepage der

Abtei Heiligenkreuz im Wienerwald

Das dreiseitige Arbeitsblatt “Die Anfänge des Klosters Lichtenthal“ ( AB 2 ) geht vor allem auf den Gründungsakt der Abtei durch die verwitwete Markgräfin Irmengard ein. Die Schüler erstellen anhand des Textes und einer mittelalterlichen Federzeichnung von Bauarbeiten des Klosters Schönau eine Liste, was Irmengard bedenken und organisieren musste, bis ihr Kloster tatsächlich „bezugsfertig“ war. Anhand einer Luftaufnahme der Lichtenthaler Klosteranlage können die Schüler zudem die wichtigsten baulichen Kennzeichen eines Klosters erkennen (Aspekte: Abgeschlossenheit, Ruhe, Komplexität –> Autarkie, prächtige Bauten, viel Platz angesichts der dorfähnlichen Ausmaße der Anlage und einer überschaubaren Zahl von Ordensschwestern... ).

Die dritte Seite des Arbeitsblattes enthält eine um 1140 entstandene Textquelle: Ein Mönch beschreibt eindrucksvoll, warum fast alle Klöster an einem Fluss liegen. Anhand dieser Quelle können die Schüler erarbeiten, wie wichtig geographische Gesichtspunkte für den Standort eines Klosters (hier: ein Fluss) waren.

Anhand des Arbeitsblattes “Das Kloster Lichtenthal -- eine Welt im Kleinen?“ ( AB 3 ) lernen die Schüler die vielfältigen Aufgaben kennen, die das Kloster Lichtenthal in früheren Zeiten erfüllte. Sie unterscheiden zwischen weltlichen und geistlichen Aufgaben und schließen von den Gebäudebezeichnungen auf die diversen Tätigkeiten (“Berufe“), die von den Ordensschwestern ausgeübt wurden (und zum Teil noch werden). Schließlich erwägen die Schüler, inwiefern man ein mittelalterliches Kloster als eine “Welt im Kleinen“ bezeichnen kann, reflektieren somit die Autarkiebestrebungen von Klöstern.

Ausgehend von dem Aufgabenspektrum der Klöster könnte auch untersucht werden, inwiefern die christlichen Kirchen auch heute noch Aufgaben übernehmen, die über ihre spirituellen “Kerntätigkeiten“ hinausgehen. Die Schüler würden erkennen, dass die Vielfältigkeit der klösterlich-kirchlichen Aufgaben auch in unserer “säkularen“ Welt heute keineswegs geschwunden ist; dass die Kirchen somit mehr sind als “Vereine“ von Gläubigen, die einen Nichtgläubigen nichts angehen.

Das Arbeitsblatt “Ein Tag im Kloster Lichtenthal“ ( AB 4 ) steht nicht in Konkurrenz zu dem oben bereits vorgestellten Rollenspiel “Ein Klostertag im Zeitraffer“ ( AB 12 ). Vielmehr könnte es einer gründlicheren Vorbereitung des Rollenspiels dienen oder auch unabhängig davon zum Einsatz kommen. Die Schüler übertragen den exakten Tagesablauf einer Lichtenthaler Nonne von der Matutin (Frühgebet) bis zur Nachtruhe in einen “24-Stunden-Kreis“ und unterscheiden dabei Religiöses, Arbeit und Freizeit. In einer Tabelle tragen sie neben den klösterlichen “Terminen“ ihren eigenen Tagesablauf ein. Weitere Arbeitsaufträge halten die Schüler dazu an, über die Vorzüge und Nachteile des klösterlichen Alltags zu nachzudenken.

Auf dem Arbeitsblatt “Zweimal Kloster Lichtenthal 1723 und 1994“ ( AB 5 ) vergleichen die Schüler die Klosteranlage auf einer Federzeichnung, die das Kloster vor größeren Umbauarbeiten ab 1723 zeigt, und einer Luftaunahme von 1994.

Das Kloster Lichtenthal vor 1723

Das Kloster Lichtenthal vor 1723. Federzeichnung von Balthasar Schmid, um 1775 nach älterer Vorlage.
© LMZ-BW (Weischer)

Sie erkennen, dass vieles die fast dreihundertjährige Spanne überdauert hat, manches sich aber auch verändert hat. Geschichte ist niemals statisch, mag es manchmal auch so scheinen. Alles ist im Fluss! Diese Erkenntnis könnte im Unterricht Anlass bieten, um grundsätzlich über den Umstand nachzudenken, dass sich Menschen immer wieder an die Gegebenheiten ihrer Zeit anpassen müssen. Für die Lichtenthaler Nonnen bedeutet dies ganz aktuell zum Beispiel, dass sie aufgrund von Nachwuchsmangel viele handwerkliche Tätigkeiten heute nicht mehr selbst verrichten können, dafür verstärkt auf die “Dienstleistungen“ Gästehaus, Seminarort und Bildungseinrichtung setzen. Der auch heute noch nicht abgeschlossene Umbau einiger Gebäude zu Unterkünften und Tagungsräumen ist dafür ein Beleg. Schüler könnten darüber reflektieren, inwiefern sie selbst schon gewisse Anpassungsleistungen erbringen mussten oder müssen.

Mit dem Arbeitsblatt “Wie wird man Ordensschwester?“ ( AB 6 ) lernen die Schüler den langen Ausbildungsweg bis zur “Ernennung“ (Feierliche Profess) als Ordensschwester kennen. Sie vollziehen nach, dass den Frauen über lange Zeit ein Höchstmaß an Entschlossenheit, Willensstärke, Selbstdisziplin und Verzicht abverlangt wird. Wie gelingt das den Frauen? Vielleicht erkennen die Schüler, dass die Kandidatinnen diese Bürde gerne auf sich nehmen, weil sie zutiefst von dem Wunsch beseelt sind, sich durch das Ablegen der ewigen Gelübde dauerhaft Gott “zu schenken“.
So könnte das Arbeitsblatt auch dazu anregen, einmal grundsätzlich nachzudenken über das Wechselspiel von dem Definieren persönlicher (Lebens-) Ziele und dem Kraftaufwand, der zum Erreichen dieser Ziele erforderlich ist. Kennen die Schüler andere Ziele, die es wert sind, sich über einen langen Zeitraum hinweg anzustrengen und andere Bedürfnisse zurückzustellen? Wenn ja: Woher nimmt man die Kraft, Strapazen auf sich zu nehmen und auf Dinge zu verzichten? Lohnt sich der Aufwand?

Auch das Arbeitsblatt “Nicht für eine Million“ ( AB 7 ) zielt auf die Werteorientierung der Schüler ab. Ein Reporter trifft auf eine ehemals berühmte Schauspielerin, die nun Ordensschwester geworden ist und sich der Pflege kranker Kinder widmet. Warum hat sie ihr bisheriges Leben aufgegeben? Warum hat sie Prestige, Geld, und Talent aufgegeben und führt nun ein Leben im Verborgenen? Die kleine Geschichte von dem verständnislosen Reporter und der gütig-weisen Ordensschwester regt die Schüler dazu an, in Form eines Leserbriefes über den tieferen Sinn des Lebens nachzudenken und darüber, was einen Menschen glücklich macht.

Illustration auf dem Arbeitsblatt “Nicht für eine Million“.

Illustration auf dem Arbeitsblatt “Nicht für eine Million“.
© Uta Brömel

Das Arbeitsblatt “Glasmalerei“ ( AB 8 ) umfasst drei Seiten. Das erste Blatt erläutert die Technik der Glasmalerei. Darüber hinaus soll es die Neugier der Schüler auf die künstlerische Ausgestaltung der Lichtenthaler Kirchenfenster wecken. Besonders hingewiesen wird auf die großen Ostfenster der Abteikirche. Sie wurden von dem Karlsruher Künstler Emil Wachter 1968 gestaltet. Wachter ist es gelungen, mit der alten Technik der Glasmalerei eine “moderne Kunst“ zu produzieren, die sich wiederum alten, biblischen Themen widmet auch hier wird baugeschichtlich die Verwobenheit von Vergangenheit und Gegenwart deutlich sowie der Umstand, dass sich die Gegenwart aus der Vergangenheit speist (siehe oben, Anmerkungen zu AB 5 ), dass aus der Vergangenheit aber stetig etwas Neues erwächst.

Wappen badischer Markgrafen

Farbig in leuchtendem Rot und Blau fast Angst einflößend: Wappen badischer Markgrafen, zu finden in der Lichtenthaler Fürstenkapelle.
© Ingo Brömel

Das zweite Blatt enthält ein Kreuzworträtsel. Hier können die Schüler ihr Wissen zur Glasmalerei und den Lichtenthaler Kirchenfenstern spielerisch überprüfen. Die meisten Fragen sind nach Lektüre des Informationstextes auf Blatt 1 zu beantworten, der Rest lässt sich erschließen.
Auf dem dritten Blatt erhalten die Schüler Gelegenheit, die Technik der Glasmalerei wenigstens in Ansätzen nachzuempfinden. Die Schüler kolorieren eine Szene aus einem Lichtenthaler Kirchenfenster. Dazu sind die zahllosen “Scherben“ des Fensterausschnittes mit Buchstaben versehen, die jeweils für eine Farbe stehen. So “erfahren“ die Schüler den handwerklichen Aufwand, der in einem jeden Kirchenfenster steckt.

Wenn die Lehrkraft die Umrisszeichnung der Szene auf Transparentfolie druckt, können interessierte Schüler mit Eddings oder Folienstiften ein transparentes Bild erschaffen, dass, an ein Fenster gehängt, einem Kirchenfenster sogar ein bisschen nahe kommt. Eine Kopiervorlage für eine Din-A3-Vorlage, bestehend aus zwei Din-A4-Folien, findet sich unter “ AB 16 - Kopiervorlage für Din-A3-Glasmalerei“.


Ausmalvorlage
Eva wird von der Schlange verführt. Ausmalvorlage zu einem Detailausschnitt aus einem Lichtenthaler Kirchenfenster.
© Ingo Brömel

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -