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5. Akt, 1. Szene: Das Angebot

[...] Und [in Frankenthal] traf [den Kurfürsten der hannoversche Gesandte] Hammerstein und machte ihm seine Vorschläge. Diese waren kurz gesagt: Wenn der Kurfürst mich dem Herzog Ernst August geben wolle, werde der Herzog von Hannover für immer auf eine Heirat verzichten, die Einkünfte seines Bruders beträchtlich vergrößern und mir ein Wittum aussetzen, wie wenn ich ihn geheiratet hätte; dass überdies Herzog Ernst August durch den Frieden von Münster Koadjutor des Bistums Osnabrück werden würde, wo ich in Zukunft ganz nach meinen Wünschen leben könne. Dass ich in der Zwischenzeit in Hannover wohnen und die Herrin sein könne, da meine Kinder, wenn Gott mir welche schenken sollte, Erben aller Länder der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg sein würden; dass der älteste Bruder, Herzog Christian Ludwig von Celle, schon lange verheiratet wäre, ohne Kinder zu haben; dass der Herzog Johann Friedrich zu dick wäre, um welche zu haben. Dass ich so die Mutter des Vaterlands sein würde; und dass mich dies gleich gut stellen würde, als wenn ich den Herzog von Hannover heiratete.

Sophie von der Pfalz als Indianerin
Sophie von der Pfalz als Indianerin,
gemalt von ihrer Schwester Luise Hollandine von der Pfalz

Bild: wikipedia commons Wikimedia Commons

Der Kurfürst hatte das alles mit einigem Erstaunen gehört und antwortete Hammerstein unter anderem, dass er nur geringes Vertrauen in das versprochene Zölibat des Herzogs von Hannover hätte, hätte, da dieser offensichtlich wankelmütig sei; dass, wenn dieser abermals seine Pläne änderte, er nach den Gesetzen unserer Religion nicht verpflichtet wäre, sein Wort zu halten. Hammerstein erwiderte, dass von dieser Seite nichts zu fürchten wäre, da des Herzogs venezianischen Ausschweifungen ihn so sehr angegriffen hätten, dass er zeugungsunfähig sei und dass dies der Grund sei, dass er wünsche, sein Bruder möge mich heiraten. Der Kurfürst sagte ihm, dass er mir über die Angelegenheit schreiben und ihm Antwort gäbe, wenn er die meinige hätte. Er erwies mir also die Ehre, mir alles zu schreiben, was Hammerstein gesagt hatte, und fügte hinzu, dass ihm Herzog Ernst August ansehnlicher erschiene als sein Bruder, der ihm weniger gefiele und den er nicht so verständig finde. Ich antwortete ihm, dass ich niemals etwas anderes gewünscht hätte als eine gute Versorgung, und wenn ich diese bei dem jüngeren finden könne, so würde ich keine Trauer darüber empfinden, den einen durch den anderen zu ersetzen; dass ich mit Vergnügen alles tun würde, was er für mich für vorteilhaft hielte, und dass ich mich ihm, den ich wie meinen Vater achtete, ganz und gar anvertraue.


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