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Prolog: Motivation zur Heirat

Abends soupierte der Kurfürst immer nur in Gesellschaft der Kurfürstin , meiner Schwester und mir, wobei uns die Hoffräuleins bei Tisch bedienten. Zufällig hatte Fräulein Carey dem Kurfürsten häufiger als die anderen eingeschenkt. Die Kurfürstin argwöhnte daher, er sei in Fräulein Carey verliebt und ihretwegen so häufig in meinem Zimmer. Sie vertraute dies meiner Schwester an. Diese wiederum war auf mich neidisch, weil ich mehr in unseres Bruders Gunst stand als sie. Sie überzeugte die Kurfürstin, dass der Kurfürst nicht aus Liebe zu diesem Mädchen zu mir kam, sondern um sich über die Gehässigkeiten, die ich angeblich über die Kurfürstin sagte, zu amüsieren. Die Kurfürstin fiel darauf rein.

Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz Charlotte
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz und seine Gattin Charlotte
Bild: wikipedia commons Quelle 1; Quelle 2

Und obwohl sie mich eigentlich mehr mochte, zwang sie sich doch dazu, meiner Schwester gegenüber sehr aufmerksam zu sein und sich mit ihr eng anzufreunden. Seitdem hörte sich meine Schwester mit Geduld die Klagen der Kurfürstin an. Es ging dabei immer um die Eifersucht des Kurfürsten - einen anderen Grund zur Klage hatte sie nicht - bis Elisabeth selbst darüber ganz eifersüchtig wurde. Es ist kaum zu glauben, aber sie war sogar auf mich eifersüchtig und argwöhnte, dass mein Bruder, den ich wie einen Vater verehrte (und der alt genug war, es sein zu können), mein Liebhaber sei. Die Kurfürstin wollte ihm den Zutritt zu meinem Zimmer verbieten. Aus Trotz kam er dann fast jeden Abend mit seinem ganzen Hofe zu mir, was die Kurfürstin noch wütender machte. Es stellte sich heraus, dass sie in ihrem Zorn mehreren Personen geschrieben habe, dass der Kurfürst in mich verliebt sei und dass ich nur mitspiele, um Geschenke von ihm zu bekommen. Das hätte mich nicht weiter bekümmert, wäre ich wo gewesen, wo jedermann über mein Betragen und meinen Charakter hätte urteilen können. Aber seit unserer Rückkehr nach Heidelberg, wo ich in einem Schloss isoliert war und nur mit Dienstboten Kontakt hatte, fürchtete ich, dass dieses Gerücht üble Folgen haben könnte. Das weckte in mir das Bedürfnis, mich zu verheiraten, um mich aus dieser unangenehmen Lage zu befreien.


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