Regimentstage der badischen gelben Dragoner 1924/1925 und der „Deutsche Tag“ 1924 in Bruchsal: Zwischen unpolitischer „Kameradschaftlichkeit“ und frühem Nationalsozialismus

Hintergrund

Bedeutung


Im deutschen Kaiserreich zählten Militärparaden zum Alltag. Nach den turbulenten Jahren zwischen 1918 und 1923 kehrten die Soldaten anlässlich zahlreicher Regimentsfeiern allmählich in vielen deutschen Städten auf die Straßen zurück, es wurden zahlreiche Kriegerdenkmäler errichtet oder die Denkmäler des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 ergänzt. Diesem wichtigen alltagsgeschichtlichen Geschehen wurde bisher in den Geschichtsbüchern zu wenig Raum geschenkt. In bürgerlichen Kreisen wurde das Kriegsgedenken als selbstverständlich und unpolitisch wahrgenommen, nur Sozialdemokraten und Kommunisten nahmen hier eine kritische Position ein.

Eine traditionsreiche Garnisonsstadt wie Bruchsal bietet sich als Fallbeispiel an, um einen Blick darauf zu werfen, wie sehr der öffentliche Raum von diesen Feiern eingenommen wurde, wie die zivile Bevölkerung Anteil nahm und mit welchen Vorgaben das badische Innenministerium, vor Ort vertreten durch das Bezirksamt Bruchsal, diese Regimentstage begleitete. Letztlich waren solche Feiern, auch wenn sie vordergründig nur die im Krieg und davor entstandene „Kameradschaft“ zelebrierten, an sich ein politisches Statement. So finden sich in den schriftlichen Verlautbarungen Reminiszenzen an die „guten alten Zeiten“ und eine damit verbundene Absage an die chaotischen Zustände der Nachkriegszeit und der Wunsch nach neuer deutscher Einigkeit, der während des 1. Weltkriegs besonders stark empfunden wurde.

Bruchsal ist auch eine sehr stark katholisch geprägte ehemalige Residenzstadt der Fürstbischöfe von Speyer mit einer traditionell sehr starken Zentrumspartei, die hier Wahlergebnisse weit über dem Reichsdurchschnitt erzielte, im Kaiserreich sogar die absolute Mehrheit. Dennoch waren völkische Gruppierungen und die NSDAP in den 1920-er Jahren hier phasenweise sehr erfolgreich und nicht umsonst fand hier der letzte „Deutsche Tag“ in der Weimarer Republik statt. Anhand eines Polizeiberichts und der Analyse des Genehmigungsverfahrens lässt sich hier exemplarisch nachvollziehen, wie die Nationalsozialisten in der Zeit des Parteiverbots 1923-1925 vorgingen, um ihre Ideen auf die Straße zu bringen.


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -


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