Unruhige Zeiten in der Schuhstadt Tuttlingen - August Springer, ein Arbeiter erzählt über Arbeiteralltag und Industrie um 1900
Methodenvorschlag
Verlaufsplanung mit Materialien
Zeit/ Phase |
Inhalte/ methodische Hinweise |
Material | ||
G | M | E (G8/G9) | ||
1. Doppelstunde | ||||
Einstieg EA1/ PA1 oder UG |
Einstieg Am 31. März 1900 rufen ausgesperrte Schuhfabrikarbeiter zu einer Volksversammlung in zwei Tuttlinger Gaststätten auf. Dieser Aufruf wird den Lernenden vorgelegt. Die erste Herausforderung besteht darin, die Anzeige zu lesen, der Rätselcharakter, das Schriftstück zu entziffern, motiviert. Zunächst wird der Inhalt der Quelle zusammengefasst und dann rekonstruiert, was geschehen sein könnte. Anschließend werden Leitfragen für die kurze Einheit fest gehalten. (Sach-, Rekonstruktions- und Fragekompetenz) |
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LV1 | Im kurzen Lehrervortrag wird August Springer vorgestellt. Hierzu kann den Schüler*innen AB2 ausgehändigt werden. (Sachkompetenz) Auszüge aus August Springers Autobiografie „Der Andere – das bist Du. Lebensgeschichte eines reichen Armen Mannes“ dienen für die Unterrichtseinheit als Quelle. August Springer erzählt sehr anschaulich über das Arbeiterdasein und die Umbrüche für die oft noch handwerklich geprägten Arbeiter in der Industrie. Im Sinne von Friedrich Naumann (Pfarrer und Sozialpolitiker) setzte er sich für Demokratisierung der industriellen Arbeitswelt, für gerechten Lohn und Besserung der allgemeinen Volksbildung ein. (Informationen aus: Maurer, F., Protestantismus und Industrialisierung – über Tuttlingen in der Wilhelminischen Epoche, in: Das Evangelische Tuttlingen, hg. von Junginger, J. Tuttlingen, 2017, S.89/90) |
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Erarbeitung 1 GA1 |
Erarbeitung 1: Interview mit August Springer |
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Ergebnissicherung 1/ Präsentation GA1/EA2
Präs/ UG |
Ergebnissicherung 1: Interview mit August Springer In verteilten Rollen präsentieren die Gruppen, die erarbeiteten Interviews. Die Zuhörer notieren die wichtigsten Aspekte auf einem vorbereiteten Protokollblatt (AB7) (Rezeptionskompetenz, Sachkompetenz und Methodenkompetenz). Anschließend präsentiert ein Lernender die Inhalte des Protokollblattes, so können Aspekte er-gänzt oder vertieft werden. |
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PA2 UG |
Abschluss der ersten Doppelstunde: Welche Antworten können auf die eingangs gestellten Leitfragen gegeben werden? In PA überprüfen die Lernenden, welche Antworten auf die eingangs gestellten Leitfragen gegeben werden können. Nach der kurzen Partnerarbeit werden im UG die Ergebnisse zusammengetragen. |
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2. Doppelstunde | ||||
Einstieg
EA1/GA1
ES1 UG
UG |
Verfassen eines Flugblattes Als Wiederholung und Weiterentwicklung der Ergebnisse aus dem Interview mit August Springer wird in Kleingruppen ein Flugblatt unzufriedener Arbeiter der Tuttlinger Schuhindustrie formuliert. (GA) Reflexions- Sach- und Methodenkompetenz werden gefördert. Es wird nicht zwischen den Niveaustufen unterschieden. Die Inhalte aus der ersten Doppelstunde sollen nun kreativ verarbeitet und weiter entwickelt werden. Da individuelle Ergebnisse zu erwarten sind liegt, kein Lösungsvorschlag vor. Galerie Flugblätter Die fertigen Flugblätter werden auf Tischen verteilt, die Lernenden gehen durch die Reihen und lesen die verschiedenen Schriften. Anschließend können im Unterrichtsgespräch Fragen und Anmerkungen zu den Ergebnissen besprochen werden. Überleitung zur Erarbeitungsphase „Was könnte nun nach der Veröffentlichung des Flugblattes weiter geschehen?“ Zu dieser Frage stellen die Lernenden Vermutungen an (UG). (Frage- und Reflexionskompetenz) In der folgenden Erarbeitungsphase werden die Ereignisse des Streiks in Tuttlingen im März/ April des Jahres 1900 rekonstruiert. |
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EA2
GA2 |
Erarbeitungsphase 2: Tagesschau – Reportage zum Streik der Schuharbeiter in Tuttlingen 1900 In Kleingruppen erarbeiten die Lernenden eine Tagesschau-Reportage zum Streik in der Tuttlinger Schuhindustrie im Jahr 1900. Der Streik ist gerade beendet und nun wird rückblickend das Ereignis rekonstruiert. (GA) Dabei werden Sach- und Methodenkompetenz gefördert. Als Quellengrundlage dient ein Auszug aus Springers Autobiografie sowie ein Zeitungsartikel aus dem Gränzboten und eine Anzeige, die zu einer Versammlung aufruft. Im Rahmen einer Reportage sind auch Interviews mit Beteiligten möglich. Auf G-Niveau wird ein streikender Zwicker und ein Fabrikant zum Streik befragt, auf M- und E-Niveau kommen ein Mitglied des Schuhmachervereins und eine Ehefrau eines streikenden Arbeiters hinzu. Diese Methode ermöglicht einen Perspektivwechsel, damit wird versucht Multiperspektivität zu erzeugen und die Lernenden werden in der Reflexionskompetenz gefördert. Auf E-Niveau beurteilen die Lernenden den Wert der unterschiedlichen Quellenarten. (Reflexions- und Orientierungskompetenz) |
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ES2
GA3/ UG |
Ergebnissicherung 2: Präsentation der Tagesschau-Reportagen Die Kleingruppen präsentieren die erarbeiteten Tagesschau-Reportagen. (Sach- und Methodenkompetenz) Auf E-Niveau muss der historische Wert einer Autobiografie im UG besprochen werden. |
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EA3 PA1
UG |
Zusammenführung der Ergebnisse Auf G- und M-Niveau füllen die Lernenden in PA einen Lückentext aus, der die wichtigsten Antworten auf die eingangs gestellten Leitfragen gibt. Lernende, die auf E-Niveau arbeiten erstellen ein Tafelbild, das die wichtigsten Inhalte sinnvoll zusammenstellt. (Sach-Methoden- und Reflexionskompetenz) Die Ergebnisse werden im UG besprochen. |
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Problematisierung UG |
Problematisierung: Sinnloser Streik? August Springer wertet das Ende des Streiks als Niederlage für die Arbeiter. Das entsprechende Zitat liegt den Lernenden auf AB11 vor, zusammen mit einem Foto zu einem aktuellen Gewerkschaftsstreik. Im UG wird darüber reflektiert, ob Springers Aussage aus heutiger Perspektive Bestand hat. (Reflexions- und Orientierungskompetenz) |
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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