Jüdische Lebenswelten in Hohenzollern und am Oberen Neckar (1871-1933)

Hintergrund

Bedeutung


Über Jahrhunderte gab es im deutschen Südwesten ein jüdisch-christliches Zusammenleben. Vor allem in kleineren Herrschaften – Württemberg hatte seine Juden im 15. Jahrhundert vertrieben – existierten blühende Gemeinden, die bis zu einem Drittel der gesamten Einwohnerzahl ausmachten . Erst ab 1850 wanderten infolge von Lockerungen bei der Freizügigkeit und einer zunehmenden rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung viele Juden von den Landgemeinden in die größeren Städte ab, wo sie sich bessere Bildungs- und Aufstiegschancen erhofften.

Die Spuren der ehemaligen jüdischen Gemeinden sind noch an vielen Orten vorhanden, von jüdischen Friedhöfen und Synagogengebäuden über Straßennamen („Synagogenstraße“) bis zu Stolpersteinen, die jedoch eher in größeren Städten anzutreffen sind. Diese Spuren den Schülern sichtbar und bewusst zu machen, ist im Sinne der Orientierungskompetenz eine wichtige Aufgabe des Geschichtsunterrichts. Dabei eröffnet sich die Chance, die häufig stereotypischen Vorstellungen von „den Juden“ aufzubrechen und ein differenziertes Bild zu vermitteln.

Viehhändler Max Pressburger, Rexingen

B 2 Viehhändler Max Pressburger, Rexingen

Die drei im Modul behandelten Gemeinden Haigerloch, Hechingen und Rexingen stellen mit ihrer jeweils langen und die Orte prägenden jüdischen Geschichte geeignete Unterrichtsgegenstände dar. Dabei bietet jede der drei Gemeinden über das „Typische“ jüdischer Lebenswelten im Südwesten zur Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer Republik hinaus Besonderheiten, die eine eingehende Beschäftigung lohnen. So verfügt Haigerloch mit dem „Haag“ über ein in Deutschland einzigartiges zusammenhängendes Wohnviertel, war der Anteil jüdischer Textilbetriebe in Hechingen zur Zeit der Industrialisierung so hoch wie in keinem anderen südwestdeutschen Ort und galt Rexingen um 1900 als „Viehbörse Süddeutschlands“.

 

 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

 

 


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