Gretchen Kahn in Stuttgart: Assimilation und Ausgrenzung von Juden um 1900

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


Aus der Differenz zwischen zwei Bildern aus dem Tagebuch der Gretchen Kahn – eine Seite auf deutsch und eine auf hebräisch verfasst – ergibt sich die Fragestellung ob eine Jüdin im städtischen Stuttgart um 1900 eher an ihren Traditionen festhielt oder sich in das Stadtleben integrierte (Fragekompetenz). Hypothesen werden aufgestellt und Wege überlegt, die Frage der Stunde zu beantworten.

In einer ersten Arbeitsphase stellen die Schülerinnen und Schüler das jüdische Netzwerk bestehend aus Personen, Firmen und Institutionen dar, in dem sich Gretchen Kahn tagtäglich bewegte, um die vielseitige Assimilation der Juden ins Stuttgarter Stadtleben wahrzunehmen (Sachkompetenz). Eine Differenzierung kann hier über die Anzahl der Tagebucheinträge erfolgen, die die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sollen. In einem zweiten Schritt analysiert die Lerngruppe, inwiefern die Familie Kahn Anteil an Stuttgarter öffentlichem Leben, christlichen Festen, Kultur und Politik hatte (Methoden- und Reflexionskompetenz). Als Abschluss der Stunde beschäftigen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage, wie weit Assimilation in ein neues Umfeld reichen kann und wo Grenzen gezogen wurden.

B 2, Aus Gretchen Kahns Tagebüchern (deutsch)

 

In der zweiten Doppelstunde stellen die Schülerinnen und Schüler anhand von auffällig vielen Zeitungsanzeigen in Bezug auf Auswanderung die Frage, warum Auswanderung zur Zeit des Kaiserreichs für Gretchen Kahn attraktiv gewesen sein könnte und stellen Hypothesen auf, inwiefern es schon um 1900 zu Anfeindungen gegenüber Juden kam (Fragekompetenz). In einer ersten Erarbeitungsphase erkennen die Schülerinnen und Schüler unterschiedliche Formen von Anfeindungen und ordnen im Unterrichtsgespräch diese systematisch Stufen – Ausgrenzung, Ausschluss aus dem öffentlichen Leben – Verfolgung – Mord – zu. In einem letzten Schritt informieren die Schülerinnen und Schüler sich allgemein über Judenverfolgung im Kaiserreich und erkennen Anlässe und wirkliche Gründe. Daraus resultiert die abschließende Beurteilung, inwiefern Juden im Kaiserreich assimiliert wurden oder doch Opfer von Verfolgung waren.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle  Stuttgart -


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