Bedeutung
Die Textilindustrie war (zusammen mit der Feinmechanik) der entscheidende Motor für die Modernisierung der Schwäbischen Alb im späten 19. Jahrhundert. Sie konnte auf eine lange Tradition von Strumpfwirkern und Webern aufbauen, die in Heimarbeit das karge Dasein auf der Schwäbischen Alb verbesserten. Die Mechanisierung setzte hier schon lange vor dem industriellen Take-off ein: Handbetriebene Rundwirkstühle fanden sich in vielen Stuben und wurden von der ganzen Familie bedient. Der Übergang zur Fabrikarbeit begann im späten 19. Jahrhundert. Dann schossen entlang des sog. "Talgangs", wie der Volksmund das Schmiechatal von Ebingen bis Onstmettingen nennt, viele kleine Fabriken aus dem Boden und die Textilindustrie war Grundlage für den zunehmenden Wohlstand und das Wachstum der Städte. Der Höhepunkt war bis 1914 erreicht, als in Ebingen neben repräsentativen Unternehmervillen auch ein prächtiges Rathaus im Jugendstil entstand. Der Industrialisierungsprozess auf der Alb ist auch insofern interessant, als er zeigt, wie die unterschiedlichen Akteure (Unternehmer, Arbeiter, Frauen, Kinder) von dieser grundlegenden Umwälzung der Lebenswelt betroffen waren.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -