Die Industrialisierung in Crailsheim

Hintergrund

Bedeutung


In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden durch die Industrialisierung tiefgreifende wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandlungsprozesse angestoßen, aus welchen unsere heutige Gesellschaft hervorging.

In Deutschland (insbesondere in Württemberg) waren diese Auswirkungen im Vergleich zu anderen europäischen Ländern erst verspätet spürbar, es galt als Nachzügler in der beginnenden Industrialisierung. Doch nach der Abschaffung zahlreicher Einschränkungen wie Zollschranken, Zunftzwang oder Leibeigenschaft war auch hier der Aufstieg zu einer Industrienation möglich. Aufschwung fand dabei zunächst im Zuge des Ausbaus der Eisenbahn statt, welche die Gewinnung von Eisen, Stahl sowie Kohle erforderlich machte und daher heute als „Schrittmacherindustrie“ für Deutschland gilt.

 

B 4: Der Crailsheimer Bahnhof, Ostseite, um 1905

 

Diese weitreichenden wirtschaftlichen Veränderungen sorgten auch in der Gesellschaft für einen tiefgreifenden Wandel, da viele Menschen in der Hoffnung auf Arbeit in die neuen Industriezentren strömten. Der explodierende Bevölkerungsanstieg stellte die Fabrikstädte, aber auch kleinere Industriezentren wie Crailsheim, vor große Herausforderungen: Wohnungsnot, hohe Mieten, geringe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen waren an der Tagesordnung, staatliche Eingriffe wurden nötig.

Die Unterrichtseinheit bietet sich für eine regionalgeschichtliche Untersuchung an, da die durch die Industrialisierung angestoßenen Modernisierungen heute noch in beinahe jeder Stadt sichtbar sind. Die Schülerinnen und Schüler sollen im Rahmen dieser Einheit erkennen, dass sich unsere Gesellschaft und Wirtschaft aus der Industrialisierung entwickelt haben. Sie sollen die Folgen verschiedener Wirtschaftsformen sowie die sich daraus ergebenen Reformen mit unserer heutigen Wirtschaftsordnung in Zusammenhang bringen. Dabei soll einerseits aufgezeigt werden, dass infrastrukturelle Gegebenheiten zentral für einen wirtschaftlichen Aufschwung sind. Andererseits lernen die Schülerinnen und Schüler auch das Interesse der Städte kennen, an einem Aufschwung solchen teilzuhaben: Die Eisenbahn steht in diesem Modul exemplarisch für einen infrastrukturellen Anreiz, der für Investitionen sowie Wachstum sorgt, damit die Attraktivität einer Stadt erhöht wird und zu weiteren Entwicklungen führt. Den Schülerinnen und Schülern soll hierbei bewusst werden, dass diese nicht immer ausschließlich positiv sind, sondern zu neuen Herausforderungen führen können. Dabei wird ersichtlich, dass schon damals ein Ausgleich zwischen wirtschaftlichem Gewinnstreben und sozialer Verantwortung angestrebt wurde, Wachstum also nicht nur auf Kosten der Armen und Schwachen stattfand. Daraus lässt sich als Aufgabe für die Gegenwart ableiten, dass in einer sozialen Gesellschaft die Intensität staatlicher Eingriffe immer wieder neu abgewogen und in Übereinstimmung mit den Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden sollte.


 

- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Schwäbisch Gmünd -


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
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