Franz von Sickingen und das Aufbegehren des Ritteradels im Zeitalter von Reichsreform und Reformation

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde
Einstieg Zu Beginn der 1. Doppelstunde sollen einige auf AB 1 vorliegende und ggf. zusätzlich zu projizierende Bildimpulse dazu dienen, gewisse Kenntnisse aus Teilstandard 3.2.1.1 zu reaktivieren und einen grundlegenden Fragehorizont zu eröffnen: Dürers bekannter Stich ‚Der Reuther‘ eignet sich dazu, zentrale Elemente der ritterlichen Lebenswelt (Wohnort, Ausrüstung) in Erinnerung zu rufen und das mittelalterliche Ideal eines Ritters (Aufgaben, Eigenschaften) zu charakterisieren.    AB 1
 Problematisierung Mit Hilfe des Stichs von Hopfer erfolgt sodann im Unterrichtsgespräch eine Zuspitzung auf die Person Franz von Sickingens. Der Fokus liegt dabei auf einer Analyse des Mottos, das an mittelalterliche Rittertugenden anknüpft und das es im Verlauf der Unterrichtseinheit mit Blick auf das wirkliche Leben Franz von Sickingens zu hinterfragen gilt. Orientiert an den durch das Motto vorgegebenen Kategorien (Religiosität, Gemeinnutz, Gerechtigkeit) lassen sich entsprechende Leitfragen mit den SuS an dieser Stelle leicht entwickeln.      

Erarbeitungsphase 1

 

 

 

Besprechung

 Mittels des auf allen Niveaustufen einsetzbaren AB 2 sollen die SuS sodann in Stillarbeit zunächst die soziale Stellung bzw. die politischen Macht- und Einflussmöglichkeiten Franz von Sickingens erarbeiten. Grundlage dafür bildet ein kurzer Darstellungstext zu Herkunft, Besitz und Prestige der Familie von Sickingen, der von den SuS durch eine gezielte Anwendung auf weitere Materialien (Stammbaum, Karte, Epitaph) eigenständig durchdrungen und gesichert werden kann.
Gleichwohl müssen die Arbeitsergebnisse abschließend im Plenum besprochen und insbesondere die Fragen 5 und 6 gemeinsam reflektiert werden. Dabei sollte deutlich werden, dass Sickingens Machtposition auf drei zentralen Voraussetzungen beruhte: 1 auf seinen großen finanziellen Ressourcen, 2. seinem großen, nicht zuletzt durch ein verwandtschaftliches Netzwerk begründeten Rückhalt im Adel und 3. auf der breiten Streuung seiner militärischen Basen.
   AB 2

 Erarbeitungsphase 2

 

 

Präsentation

Im zweiten Teil der Doppelstunde sollen die SuS mehr darüber erfahren, inwiefern sich Franz von Sickingen v. a. um die Stärkung dieses dritten Pfeilers seiner Macht bemühte, d. h. welche fortifikatorischen Maßnahmen er ergriff und aus welchen Gründen er sich dazu veranlasst sah. Dabei sollen die Informationen zweier allgemein gehaltener Darstellungstexte zu Militärtechnik und Burgenbau um 1500 von den SuS anhand von AB 3 auf ein konkretes Beispiel, nämlich Sickingens Burg Nanstein, angewandt und dadurch gezielt verarbeitet werden. Ähnlich wie im ersten Teil der Doppelstunde erfolgt die Umsetzung dabei in einer handlungsorientierten Weise durch Zuordnung von Bildern bzw. eine perspektivische Narration. AB 3   
2. Doppelstunde
  Für die 2. Doppelstunde steht ein nach den drei Anforderungsniveaus gestaffeltes und dabei unterschiedlich breites Materialangebot bereit.       
 Erarbeitung 1  Im Zentrum des AB 4 steht die Untersuchung der Frage, gegen wen, warum, wie und mit welchen Folgen Franz von Sickingen seine Kriegszüge führte, ob seine „Fehden“ jemals legitim waren bzw. welche Erklärungen sich dafür finden lassen. Neben einem sprachlich stark vereinfachten Quellentext liegen hier zwei kürzere Darstellungstexte zur Kommerzialisierung des Fehdewesens bzw. zur Umbruchssituation des Rittertums um 1500 zugrunde, welche die SuS mit Hilfe geschlossener Aufgabenformate (Tabelle, Lückentext) erarbeiten sollen. Ferner sollen sie dazu angeleitet werden, unter Berücksichtigung von Quelle und Forschungsmeinung ein differenziertes Urteil über das Verhalten Franz von Sickingens (Gemeinnutz, historische Notwendigkeit oder purer Eigennutz?) zu fällen. Ausgehend von einem Stich, der den sterbenden Ritter im Kreise seiner drei fürstlichen Gegner zeigt, kann die entsprechende Reflexion auch in Form eines fiktiven Dialogs oder Rollenspiels ausgestaltet werden.  AB 4a AB 4b  AB 4c 
 Erarbeitungsphase 2 Das auf M-Niveau bzw. E-Niveau zusätzlich heranzuziehende AB 5 beleuchtet die Frage, inwiefern speziell der Fehde Sickingens gegen den Erzbischof von Trier eine durch die Lehren Luthers genährte religiöse Motivation zugrunde lag. Ein Quellentext, der zweifellos die entsprechenden Überzeugungen Sickingens widerspiegelt, eignet sich dabei dazu, vier zentrale reformatorische Forderungen samt ihren möglichen Konsequenzen in Erinnerung zu rufen. Ein kurzer Darstellungstext lädt ferner dazu ein, über das Verhältnis von religiöser Überzeugung und machtpolitischen Interessen nachzudenken und abschließend zu einem Urteil zu kommen, inwieweit Franz von Sickingen überhaupt dem mittelalterlichen Ideal eines Beschützers der (wahren) Kirche entsprochen bzw. mit seinem Angriff auf das Kurfürstentum Trier „Gott die Ehr“ erwiesen hat.    AB 5a  AB 5b 
Erarbeitungsphase 3 Das ausschließlich auf E-Niveau einsetzbare AB 6 rekurriert auf den Widerstand der Ritterschaft gegen die Reichsreformbewegung. Mittels einer Franz von Sickingen posthum in den Mund gelegten harschen Kritik an der Institution des primär von den Landesfürsten beschickten Reichskammergerichts lässt sich ein weiteres zentrales Motiv für die ritterlichen Fehden nach 1500 erarbeiten. Ferner soll die zeitgenössische Stilisierung Sickingens zu einem Idol des gerechten Streiters und Bewahrers ritterlicher Autonomie an der Meinung der modernen Forschung gemessen werden. Abschließend sollte mit den SuS darüber nachgedacht werden, was das definitive Scheitern Franz von Sickingens für die Zukunft bedeutete bzw. inwiefern die Durchsetzung eines staatlichen Gewaltmonopols in den Territorien zukunftsweisend war.     AB 6 

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -