Mission oder Assimilation? Christanisierung und fränkische Herrschaftspolitik am Beispiel der Alamannen in Ellwangen

Hintergrund

Bedeutung

Die im Bildungsstandard 3.1.4.2 vorgesehenen abstrakten Konzepte der Reichsbildung bzw. Reichsidee und der Vorgang der Missionierung können am Beispiel der alamannischen Besiedlung der Ostalb, ihrem allmählichen Übergang zum Christentum und der Gründung des Klosters Ellwangen konkretisiert werden.
Die Reichsbildung der Franken vollzog sich auf Kosten eines unabhängigen und selbständigen Kleinreiches der Alamannen, das sich im 5.Jahrhundert noch abzeichnete, aber nach den Niederlagen gegen die Truppen Chlodwigs nicht mehr zu verwirklichen war. Die Gräberfunde in Lauchheim zeigen in der Folge eine enge Anlehnung der Alamannen an fränkische Sitten und die allmähliche Übernahme christlicher Symbole – allerdings unter Beibehaltung germanischer Bräuche.

B7: Goldscheibenfibel aus einem Frauengrab

Die noch verbliebenen antifränkischen Strömungen der Alamannen waren spätestens nach dem Gerichtstag zu Cannstatt 746 beseitigt. Mit der Gründung des Klosters Ellwangen durch einen dem König treu ergebenen Alamannen wie Hariolf ist der kräftige Schlusspunkt der Herrschaftsbildung durch Missionierung im Sinne der fränkischen Reichskirche erreicht.
Landnahme und Christianisierung der Alamannen zwischen römischer Spätantike und dem Fühmittelalter stehen paradigmatisch für das Phänomen der integrativen Reichsbildung unter religiösen Vorzeichen in Europa. Es kann die grundsätzliche Frage erörtert werden, inwiefern die Hinwendung zu neuen Religionen Ergebnis zielgerichteter Missionierung von außen oder Ausdruck einer Assimilation von innen ist.

 

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