Arbeitsblatt: Mensch und Tier

Das Thema Oikeiosis in Ciceros Schriften - ein Arbeitsblatt für Schülerinnen und Schüler

In diesem Arbeitsblatt geht es darum, wie man sich die Fähigkeit des Menschen und auch der Tiere vorstellen soll, sich in der Welt zurechtzufinden.

Dieses Arbeitsblatt richtet sich an Schülerinnen und Schüler. Es gibt auch eine Einführung für Lehrerinnen und Lehrer, in dem u. a. die wissenschaftliche Diskussion dargestellt wird.

Die antiken Philosophen bezeichneten diese Frage mit dem Begriff der Oikeiosis, der nicht leicht übersetzt werden kann. In diesem Wort steckt das griechische Substantiv οἶκος (oikos, Haus), das z. B. auch in den Fremdwörtern Ökologie und Ökonomie enthalten ist. Man kann als Hilfsübersetzung Zueignung der Natur an die Lebewesen wählen. Vielleicht finden Sie auch eine besser passende Übersetzung.

Die Oikeiosis ist das Thema in zwei Textpassagen aus Ciceros philosophischen Schriften, die beim Landesbildungsserver als Lektüretexte mit Erläuterungen angeboten werden:

Es gibt verschiedene Sichtweisen der Oikeiosis. Ursprünglich war dieser Begriff von den Gründern der Philosophenschule der Stoa, Zenon von Kition (Wikipedia) und Chrysippos (Wikipedia), vermutlich so gedacht worden, dass jedes Lebewesen (Mensch und Tier gleichermaßen) gleich nach der Geburt wahrnimmt, was das Ziel ist, für das es bestimmt ist, und was es daher für sein Überleben benötigt. Der ganze Kosmos und daher auch die Natur wird nach dieser Auffassung von einem einzigen Geist gelenkt, in dem sich das Prinzipien der Vernunft verwirklicht. Die Philosophen der Antike hatten verschiedene Ansichten darüber, wie sehr sich Mensch und Tier unterscheiden.


Orang Utan im Urwald von Indonesien

Fotografen: Peter Mayer und Thomas Fuchs. Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Fotografen.

Was verbindet Mensch und Tier? Welche Wünsche und Ziele hat dieser Orang Utan, der frei im Urwald von Indonesien lebt? Sind seine Wünsche und sein Blick auf die Welt unserem Blick ähnlich? Solche Fragen haben sich die Philosophen bereits in der Antike gestellt.


Arbeitsanregungen

A. Informieren Sie sich über die Idee der Oikeiosis. Diese Ressourcen können Ihnen dabei als Ausgangspunkt dienen:

Auch heute noch wird die Frage, wie die Lebewesen sich in der Welt zurechtfinden, immer wieder neu diskutiert. Eines dieser Forschungsfelder ist die Evolutionstheorie, von der Sie einerseits im Biologieunterricht gehört haben und über die Sie sich mittels dieser Quellen informieren können:

B. Erstellen Sie auf der Basis all dieser Texte und Quellen ein Schaubild, z. B. in Form einer Mindmap oder eines Clusters, in dem Sie die heutigen und die antiken Sichtweisen miteinander in Beziehung setzen.

C. Die Fähigkeit von Mensch und Tier, sich in der Welt zurechtzufinden,  ist bis heute ein wichtiges Thema. Erörtern Sie anhand des im vorangehenden Absatz vorgeschlagenen Schaubildes, welche bleibenden Erkenntnisse darüber sich aus den antiken Texten (v.a. denen Ciceros) heute noch gewinnen lassen.

D. Diskutieren Sie, welche Fragen weiter offen bleiben und wie diese vielleicht gelöst werden können.

Es gibt weitere Arbeitsanregungen am Ende des Textes Cicero, De finibus 5, 24.