Eugen Bolz (1881-1945) – württembergischer Staatspräsident und Widerstandskämpfer

Hintergrund

Bedeutung


B 6 Eugen Bolz: Bronzebüste von Prof. Grävenitz, 1951, im Landtag von Baden-Württemberg

 

Immer wieder seit 1945 wurden die Leistung und das Wirken von Eugen Bolz als umsichtiger Staatsmann in der Weimarer Republik, als Widerstandskämpfer gegen die NS-Diktatur und als unbeugsamer Katholik hervorgehoben und gewürdigt. Schulen, Plätze, Straßen sowie eine Stiftung und ein Preis wurden nach ihm benannt; in Denkmälern, auf Briefmarken und bei Gedenktagen wurde er als Vorbild für die aktuelle Generation dargestellt und bezeichnet.

Eugen Bolz gilt somit einerseits als politisch-moralischer Orientierungspunkt für die Zukunft und ist andererseits bereits Teil der baden-württembergischen Erinnerungskultur, auch wenn das Gedenken an ihn, wie der Historiker Thomas Schnabel betont, nicht immer nachhaltig war.  Eine Beschäftigung mit Eugen Bolz eignet sich daher in besonderem Maße dafür, historisches Denken, wie es der BP 2016 fordert, einzuüben: von einem aus der Gegenwart stammenden Interesse über die methodische Erschließung der Quellen bis hin zur Beurteilung von Bolz in seiner Zeit und seiner Bewertung für uns heute.

B 7 Eugen-Bolz-Denkmal von Alfred Hrdlicka am Königsbau 1993

 

Die politische Biographie von Eugen Bolz spiegelt zum einen die Herausforderungen und Zwangslagen eines demokratischen Politikers zwischen Weimarer Republik und NS-Diktatur wider. Obwohl als Vernunftrepublikaner ganz ein Kind seiner Zeit, kommt Bolz als Mann der Mitte und Kämpfer gegen die Extreme am Ende von Weimar eine große Bedeutung zu. Chancen und Gefahren der ersten deutschen Demokratie konkretisieren sich in seinem Handeln wie fast bei keinem anderen Politiker der Zeit. Mit Hilfe von Aussagen und Handlungen von Bolz während verschiedener Phasen der Weimarer Republik rekonstruieren die Schülerinnen und Schüler quellennah seine politische Haltung und bewerten diese.

Zum anderen kann das Beispiel Eugen Bolz auch Handlungspielräume während der NS-Diktatur und die grausame Brutalität des Regimes aufzeigen. Obwohl die Quellenlage dürftig ist und seine Verstrickung in das Attentat gegen Hitler vom 20.7.1944 dunkel bleiben muss, zeigt doch die Tatsache, dass er als Kultminister in der neuen Reichsregierung Gördeler vorgesehen war, seine Bedeutung: Ihm sollte, so betont der Historiker Peter Steinbach, nichts weniger als die geistig-moralische Erneuerung Deutschlands anvertraut werden. Nicht zuletzt dürfte dafür auch seine - gerade im Vergleich mit Staufenberg und anderen - besonders frühe innere Resistenz, wie sie in seiner Schrift "Katholische Aktion und Politik" von 1934 zu Ausdruck kommt, verantwortlich gewesen sein. Handeln und Haltung von Bolz zwischen 1934 und dem Attentat vom 20.Juli eignen sich daher zu einer vertieften Auseinandersetzung mit dem Widerstandsbegriff.

Schließlich lernen die Schülerinnen und Schüler mit Eugen Bolz auch einen überzeugten Verfassungspatrioten und Ordnungspolitiker kennen, der auch in schwierigsten Zeiten seinen Werten und Überzeugungen treu blieb und dafür erhebliche persönliche Nachteile in Kauf nahm.


 

 - Kompetenzzentrum für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht -