Unruhige Zeiten in der Schuhstadt Tuttlingen - August Springer, ein Arbeiter erzählt über Arbeiterallltag und Industrie um 1900

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


Es ist eine wirtschaftliche, soziale, gesellschaftliche sowie eine technische Umbruchzeit, die Zeit um 1900, in der August Springer Tuttlingen erlebt. Viele Jahrzehnte später schreibt er seine Erinnerungen an eine florierende Industrie- und Arbeiterstadt, der Schuhstadt Tuttlingen, auf. Diese facettenreiche, sehr anschauliche Autobiografie Springers steht im Mittelpunkt der vorliegenden Unterrichtseinheit.

 

B 8 Reklamekarte der Schuhfabrik Fr. Häberle, um 1900

 

Springer arbeitete selbst als angelernter Zwicker in der Tuttlinger Schuhindustrie. Es ist einzigartig, dass ein Arbeiter ein schriftliches, literarisches Zeugnis zur Industrialisierung, zum Arbeiteralltag und zu Arbeitskämpfen hinterlassen hat. Diese narrative und subjektive Sicht eignet sich hervorragend für den Geschichtsunterricht, um die Lebenssituation der Arbeiter und die Anfänge der Arbeiterbewegung in den Blick zu nehmen.
Während der geplanten zwei Doppelstunden werden alle Kompetenzen, die zu historischem Denken führen, gefördert (Sachkompetenz, Methodenkompetenz, Fragekompetenz, Reflexionskompetenz und Orientierungskompetenz). Die kurze Einheit setzt dabei verschiedene Schwerpunkte, einerseits wird die Fragekompetenz gefördert, in dem Hypothesen aufgestellt werden, was zur Aussperrung der Schuhfabrikarbeiter geführt haben könnte. Auf M- und E-Niveau erarbeiten die Schülerinnen und Schüler selbst Interviewfragen an August Springer. Andererseits nimmt die Förderung der Sachkompetenz großen Raum ein, in der ersten Doppelstunde wird ein Interview mit August Springer erarbeitet, historische Sachverhalte werden also in einen größeren Kontext  gesetzt. Es liegt eine narrative Quelle vor und die Schülerinnen und Schüler produzieren selbst Narration. Die dritte Schwerpunktkomponente ist die Methodenkompetenz, die auf verschiedenen Ebenen unterstützt wird. Aus der vorliegenden Quelle werden Informationen erschlossen, die dann kreativ weiter verarbeitet werden, um auf die Ebene der Reflexion zu gelangen. In der Einstiegsphase aufgestellte Hypothesen und Fragen werden im Verlauf der Einheit überprüft. Da die Rolle Springers und eines Interviewenden eingenommen wird, findet Imagination statt. Der Streik von 1900 und seine Ursachen, d. h. die Unzufriedenheit in der Schuharbeiterschaft wird rekonstruiert. In der zweiten Doppelstunde wird eine Tagesschau-Reportage zum Streik im Jahr 1900 entwickelt. Diese Methode ermöglicht Rekonstruktion, Imagination, Multiperspektivität sowie eigene Wert- und Sachurteile zu formulieren.
Zur Methoden- und Reflexionskompetenz zählt die Abwägung des Quellenwerts der vorliegenden Autobiografie.
Am Ende der Einheit wird deutlich, dass die Anfänge der Arbeiterbewegung notwendig waren, um eine Verbesserung der Arbeitssituation zu erreichen und sie bildeten den Ausgang für Gewerkschaften und heutige Arbeitskämpfe für mehr soziale Gerechtigkeit in den Betrieben. Die historische Bedingtheit der Gegenwart wird also deutlich.
August Springers Gedanken sind übertragbar auf die Probleme der heutigen Zeit.
Die Schülerinnen und Schüler arbeiten in verschiedenen Sozialformen (Unterrichtsgespräch, Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit), sowohl kooperative als auch individualisierte Lernformen werden angewandt.
Alle Arbeitsblätter werden (außer AB8 und Ab11) für drei Niveaustufen differenziert angeboten. Dabei ist die Differenzierung in unterschiedlichen Arbeitsanforderungen gegeben.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -


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