Gretchen Kahn in Stuttgart: Assimilation und Ausgrenzung von Juden um 1900

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

 

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde
 Einstieg

Hinführung durch die Lehrkraft: Im Jahr 2007 wurden über das Internet von einem Antiquar Tagebücher der Familie Siegfried Kahn angeboten. Dieses erwarb das Stadtarchiv Stuttgart und barg einige Überraschungen.

Erstens handelte es sich nicht um die Tagebücher eines Siegfried Kahn, sondern von Gretchen, seiner Schwägerin. Sie berichtete tagtäglich vom Leben um 1900 in Stuttgart.

Präsentation über Janussitz zwei dieser Tagebuchseiten (eine in deutscher Schrift und eine in hebräischer).

Erarbeitung von Fragen, die sich daraus ergeben: Um wen handelt es sich bei Gretchen Kahn? Wie lebte eine hebräisch schreibende Jüdin um 1900 in Stuttgart? Passte sie sich an das städtische Leben in Stuttgart an, oder lehnte sie es als Jüdin ab?

AB 1   AB 1   AB 1
 Erarbeitung I Die Schülerinnen und Schüler stellen über Kartenarbeit und einen Gallerywalk (AB3: Informationen über Juden in Stuttgart) die Beziehungen Gretchen Kahns zu anderen jüdischen Geschäften und Institutionen oder Personen mithilfe einer Landkarte Stuttgarts dar. So erhalten die Schülerinnen und Schüler über im Klassenzimmer aushängende Informationen zusätzliches Wissen über jüdisches Leben in Stuttgart. Eine Differenzierung kann über die Anzahl von zu bearbeitenden Quellen (AB 2) erfolgen.

 AB 2 

AB 3a

AB 4

AB 2 

AB 3b

AB 4

 AB 2 

AB 3b

AB 4

 Sicherung I Vergleich und Besprechung der Ergebnisse. Die Schülerinnen und Schüler erkennen die vielseitige Assimilation in das Stuttgarter Stadtleben, die nicht auf einen bestimmten Wohnbezirk oder einen Geschäftszweig beschränkt war. 

Die Frage, auf welche Art und Weise Gretchen Kahn Kontakt zu nichtjüdischer Bevölkerung hatte, musste bis jetzt offen bleiben und dient als Überleitung in die zweite Arbeitsphase.

     

 ErarbeitungII

 Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten im Gruppenpuzzle, inwiefern die Familie Kahn in Bezug auf Wirtschaft, Politik, Kultur, öffentliches Leben und christliche Feste Teil des Stadtlebens in Stuttgart war. Die Gruppen machen sich zu Experten und stellen anschließend in Stammgruppen ihre Ergebnisse vor.  AB 5a  AB 5b  AB 5b
 Sicherung II Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass jüdisches Leben in Stuttgart um die Jahrhundertwende nicht nur florierte, sondern die Juden auch gut vernetzt und politisch, kulturell und wirtschaftlich in den Alltag eingebunden waren.  AB 6 AB 6  AB 6
 Transfer Die Schülerinnen und Schüler beurteilen anhand einer Positionslinie die Frage der Stunde, ob Gretchen Kahn sich eher als Stuttgarter Bürgerin oder als Angehörige der jüdischen Gemeinde sah. 

Eine weiterführende Frage könnte sein: Die Schülerinnen und Schüler bewerten, wie eine Minderheit sich in einer Stadt etablieren kann – wie viel dafür an Tradition und Kultur aufgegeben werden muss bzw. beibehalten werden kann.

     
2. Doppelstunde
 Einstieg Hinführung: Die Lehrkraft stellt anhand eines Tagebucheintrags die Probleme Gretchens Neffen vor, der in der Schule als Jude besonders wegen seines besonderen Verhaltens am Sabbat Repressalien erleiden muss. Die Schülerinnen und Schüler entwickeln die Fragestellung der Stunde, ob Gretchen und ihre Familie die Anfeindungen ertragen oder einen Ausweg suchen sollten.

AB 7 

AB 7 

AB 7 

 Erarbeitung I Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich über die Rollenkarten mit den darauf enthaltenen Quellenzitaten Argumente, wie die Familie in der Situation handeln könnte. AB 8   AB 8  AB 8 
 Sicherung I Im Rollenspiel werden die Argumente des Familienrates ausgetaucht. Die Situation der Familie wird insgesamt analysiert.      
 Erarbeitung II Die Schülerinnen und Schüler charakterisieren die Gesamtsituation in Stuttgart im deutschen Kaiserreich.      
 Sicherung II  Ergebnissicherung und Besprechung der Situation der deutschen Juden im Kaiserreich. AB 9  AB 9  AB 9
 Transfer Die Schülerinnen und Schüler entscheiden, ob Gretchen Kahn in der Zeit des Kaiserreichs hätte emigrieren sollen. Sie beurteilen das Leben Gretchen Kahns als Jüdin in Stuttgart abschließend und bewerten, ob im deutschen Kaiserreich eher Assimilation oder Verfolgung der jüdischen Bevölkerung stattfanden.       

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle  Stuttgart -

 


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