Der industrialisierte Nationalstaat - Durchbruch der Moderne

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde: Von der vorindustriellen zur industriellen Fertigung auf der Schwäbischen Alb

1.1. Einstieg: Bilder von der Schwäbischen Alb

Die Schülerinnen und Schüler erkennen mithilfe von zwei Bildern, dass die Schwäbische Alb aus Wacholderheide, grasenden Schafen, Natur genauso wie aus Fabriken in Städten besteht. Das s/w-Foto der Fabrik macht schon deutlich, dass es sich hierbei um eine historische Aufnahme handelt.
Schülerinnen und Schüler haben hier die Möglichkeit, auf eigene Erfahrungen zurückzugreifen, die sie mit der Region verbinden bzw. gemacht haben.

AB 1

1.2 Input als Lehrervortrag: Textilindustrie auf der Schwäbischen Alb

Mithilfe der Präsentation (AB 2) führt der Lehrer in die Thematik ein. Zur Stützung des Lehrervortrags befinden sich erläuternde Handzettel (AB 3) unter den Materialien, die die wichtigsten Informationen für den Lehrer bereitstellen. Ziel des Lehrervortrags ist es, die Schüler für die Besonderheit der Situation auf der Schwäbischen Alb zu sensibilisieren und Fragen zum Thema zu generieren. Deshalb sollten sich die Schüler während des LV auch Notizen machen, an welchen Stellen sie weitere Fragen an das Thema haben.

Die zentrale Leitfrage, die sich den Schülern im Anschluss stellen sollte, lautet:
Warum kommt die Industrialisierung auf die Schwäbische Alb?

Dabei kann in die Bereiche "Voraussetzungen" (AB 4) und "Beschleunigende und hemmende Faktoren" (AB 5) differenziert werden.

AB 2

AB 3

1.3 Erarbeitung in zwei Schritten: Vorindustrielle Fertigung und industrielle Fertigung

Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten sich in Partnerarbeit einen Teilbereich:
- Vorindustrielle Fertigung: Voraussetzungen der Industrialisierung - Welche Voraussetzungen brachten Ebingen und Tailfingen aus der vorindustriellen Zeit mit? (AB4) oder
- Industrielle Fertigung: Beschleunigende und hemmende Faktoren - Welche Faktoren waren für die Industrialisierung ausschlaggebend? Welche Hemmnisse mussten überwunden werden? (AB 5)
Dabei kann innerhalb der Partnerarbeit noch differenziert werden, wer welchen Text bearbeitet.

In einem zweiten Schritt finden sich zwei Paare mit unterschiedlichen Themen zusammen: in dieser Vierergruppe sollen sich die Schülerinnen und Schüler zunächst gegenseitig über ihre Ergebnisse informieren und danach eine These zu der Frage aufstellen:

Warum kommt die Industrialisierung auf die Schwäbische Alb?

Diese These wird auf einem Plakat notiert.

Differenzierung: Die Texte auf den Arbeitsblättern sind nach Schwierigkeitsgrad differenziert. Schülerinnen und Schüler können selbst auswählen, welche Texte sie in welchem Tempo durcharbeiten.

AB 4

AB 5

AB 4

AB 5

1.4 Auswertung: Vergleich der Thesen

Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre These kurz vor und begründen sie mit zwei bis drei Argumenten, die sie aus den Arbeitsblättern herausgearbeitet haben. In einem zweiten Schritt versuchen sie, sich auf eine stimmige, für alle akzeptable These zu einigen.
Im Zentrum der Thesen können sowohl die Grundlagen im Strumpfwirkerhandwerk stehen als auch die lange Tradition des Nebenerwerbs aufgrund der stets gegenwärtigen Armut. Genauso können die Leistung er ersten Fabrikanten, die die Industriearbeit auf der Alb etabliert haben, genannt werden oder die Innovation der Rundwirkstühle.

 

1.5 Vertiefung/Puffer: Mechanisierung und Pietismus

Bei ausreichend Zeit und Neigung der Schülerinnen und Schüler kann an dieser Stelle noch fokussiert werden:

a. Mechanisierung: Handkulierstuhl und Rundwirkstuhl - erkläre den Unterschied.
Hier kann insbesondere auf die Informationen des AB "Vorindustrielle Fertigung" zurückgegriffen werden.

b. Pietismus - ein Faktor bei der württembergischen Industrialisierung?

AB 6

AB 7

1.6 Problematisierung: Das Spezifische der Schwäbischen Alb bei der Industrialisierung

Am Ende der ersten Doppelstunde sollen die Schülerinnen und Schüler eine gemeinsame Problemfrage erörtern:
Die Situation auf der Schwäbischen Alb - war die besondere Situation der Schwäbischen Alb der Industrialisierung dienlich?

 
2. Doppelstunde: Die Industrialisierung und die Menschen

2.1 Einstieg: Fabrikordnung aus Tailfingen

Die Schülerinnen und Schüler lernen einen Auszug aus einer Fabrikordnung aus Tailfingen aus dem Jahr 1892 kennen und werden aufgefordert, sich zwei Fragen zu notieren, deren Beantwortung ihnen nach der Lektüre der Fabrikordnung wichtig ist.

Die Fragen werden gesammelt und zusammen geordnet: Hervorzuheben sind alle Fragen, die sich mit den Akteuren der Industrialisierung beschäftigen und diese werden gebündelt zur zentralen Leitfrage:

Was bedeutet die Industrialisierung für die Menschen?

AB 8

2.2 Erarbeitung: Akteure der Industrialisierung

Die Schülerinnen und Schüler wenden sich in Vierergruppen den Akteuren der Industrialisierung zu: Jede Gruppe erhält das gleiche Arbeitsmaterial (AB 9), das sich mit vier Gruppen beschäftigt:
- den Unternehmern
- den Arbeitern
- Kindern und
- Frauen.

Aufgabe: Erstelle eine Präsentation über die Rolle einer oder mehrerer Gruppen bei der Industrialisierung.

Das Zieldesign der Präsentation ist idealerweise digital; die Präsentation kann aber auch herkömmlich mit einem Plakat/Poster als Medium unterstützt werden.

Differenzierung: Die Gruppen müssen nicht unbedingt alle Akteure/Gruppen des Industrialisierungsprozesses in ihrer Präsentation berücksichtigen. Je nach Leistungsstärke sind umfassendere oder auch einfachere Präsentationen möglich. Die Differenzierung findet also über die verarbeitete Menge an Information und die Ausführlichkeit der Präsentation statt. Alle Gruppen haben hierfür gleich viel Zeit.
Für den Fall, dass die Schülerinnen und Schüler die Präsentationen digital erstellen können, sind die Texte auch als html-Formate vorhanden.
Die Bilder können entweder ausgedruckt werden oder (praktischer) die Schülerinnen und Schüler greifen übers Internet auf den Bildfundus des Moduls zurück.

AB 9 ,

Modulseite: Bilder

2.3 Präsentation: Akteure der Industrialisierung

Die Schülerinnen und Schüler stellen ihre Ergebnisse vor.
Danach werden im Unterrichtsgespräch die verschiedenen Herangehensweisen an die Aufgabe sowie die Lösungswege und die Ergebnisse miteinander verglichen.

 

2.4 Puffer:
Unternehmensarchitektur, eine Frau als Unternehmerin und Urbanisierung in Ebingen

Je nach zeitlichen Möglichkeiten kann man an einer oder zwei Stellen (oder individuell an beiden) noch vertiefen: Die Darstellung der Villen Haux (AB 10, grundlegendes Niveau), ein Blick auf eine weibliche Unternehmerbiographie (Salome Blickle, AB 11, mittleres Niveau) sowie Skizzenstudien zur Urbanisierung von Ebingen (AB 12/AB 13, grundlegendes und erweitertes Niveau) können noch spezielle Aspekte der Industrialisierungsgeschichte Ebingens vertiefen.

AB 10

AB 12

AB 11

AB 13

2.5 Abschlussdiskussion: Profiteure und Verlierer der Industrialisierung

Ausgehend von den Präsentationen sollen die Schüler abschließend beurteilen, welche Gruppen vor allem von der Industrialisierung profitiert haben und in welcher Weise das geschehen ist. Hierbei kann es durchaus zu Diskussionen kommen, da z.B. Frauenarbeit durchaus ambivalent eingeschätzt werden kann. Ebenso ist die Rolle der Fabrikanten als paternalistische Unternehmer schillernd. Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass die Arbeiter und auch die arbeitenden Frauen auch von der Entwicklung profitiert haben und der Lebensstandard insgesamt gestiegen ist, auch wenn betont werden muss, dass die Fabrikanten natürlich in ungleich höherem Maße profitiert haben. Was die Löhne innerhalb der Trikot-Industrie in Württemberg angeht, bildete Tailfingen tatsächlich das Schlusslicht in Württemberg (Guttmann, Grau, S. 113).

 

[2.6 Ausblick: Strukturwandel in den 1970ern]

Zum Abschluss der Kurzeinheit soll der Blick noch auf das späte 20. Jahrhundert gerichtet werden, die Phase des Strukturwandels. Die abschließende Folie (AB 14) stellt zum einen die Bevölkerungsentwicklung bis 1970 von Ebingen dar, die sich durch einen stetigen Zuwachs auszeichnet, andererseits die Industrielandschaft im Schmiechatal nach 1970 sowie die stagnierende Bevölkerungsentwicklung Albstadts ab 1970. Dabei wird offensichtlich, dass es 1970 nur noch einen Bruchteil der Firmen gab, die ursprünglich einmal ansässig waren. Zugleich stagnieren ab 1970 auch die Bevölkerungszahlen, die zuvor stetig angestiegen sind. Bei dem Zusammenschluss Ebingens und Tailfingens zu Albstadt 1975 ging man bis zum Jahr 2000 von einer Einwohnerschaft von über 60 000 aus - heute hat Albstadt unter 45 000 Einwohner.

AB 14

.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -