Daniel Straub – Ein Müller weckt seine Heimatstadt aus dem vorindustriellen Dornröschenschlaf.

Hintergrund

Zeittafel


 
1815 01.07. Daniel Straub wird als erster Sohn des Schimmelmüllers Kaspar Straub und dessen Frau  Margarete (geb. Honold) geboren.
Daniel Straub ist schon als Kind ein Bastler, der sich am liebsten stundenlang am Wasser zu schaffen machte. Dort setzte er Wasserräder und allerhand Getriebe ein, wie er sie bei seinem Vater in der Mühle sah.
Nach seiner Schulzeit in Geislingen kam er zu seinem Vater in die Lehre. Es ist überliefert, dass Daniel Straub dem Beruf des Müllers sehr viel Liebe entgegenbrachte.
1836 Heirat Daniel Straubs mit Anna Katharina Oechsle, der einzigen Tochter des Geislinger Kapellmüllers Lukas Oechsle. Sie bringt ein Vermögen von 30.000 Gulden und die Kapellmühle als Erbe mit in die Ehe.
1839

Geburt des Sohnes Heinrich Straub.

1843 18.04. Mit dem „Gesetz betreffend den Bau von Eisenbahnen“ wird der Bau der ersten Eisenbahnstrecke Württembergs von Heilbronn bis nach Friedrichshafen beschlossen. Die Überwindung des Albaufstiegs stellt dabei eine besondere Herausforderung dar. Oberingenieur Michael Knoll (aus Geislingen, Sohn von Johann und Judith Knoll, geb. Straub – also ein Vetter von Daniel Straub) und Oberbaurat Karl von Etzel werden mit dem Projekt der Eisenbahnrampe beauftragt. Es werden entgegen anderer Alternativen (z.B. der Remstalbahn) die Strecke durch das Filstal und den Bau einer Steige zwischen Geislingen und Amstetten favorisiert.
1847

März: Beginn des Baus der Geislinger Steige, an dem etwa 3000 Arbeiter mitwirkten.

Daniel Straub richtet in der Kapellmühle eine Werkstätte zum Schärfen und Reparieren von Werkzeugen für den Bahnbau ein. Die Werkstätte muss während der Bauzeit der Steige immer wieder aufgrund steigender Aufträge erweitert werden – u.a. auch durch eine kleine Eisengießerei.

1850

Eröffnung der Geislinger Steige als erste Gebirgsbahn in Kontinentaleuropa (Länge: 5,6 km; zu überwindender Höhenunterschied: 112 Meter; Steigung: bis zu 22 ‰).

1850 Daniel Straub benennt seine ehemalige Reparaturwerkstätte um und gründet damit die „Eisengießerei und Maschinenfabrik Straub“ Die Firma produziert von da ab Mühlenartikel (einzelne Bauteile für Mühlen) und ganze Mühlen- und Sägewerkseinrichtungen. Daneben entwarf Straub Turbinen, Tangentialräder, Transmissionen für Spinnereien und Webereien, entwickelte Pumpen, Pressen, ja sogar ganze Dampfmaschinen. In den ersten Geschäftsjahren blieb das Absatzgebiet auf das Königreich Württemberg beschränkt und breitete sich alsbald auch auf ganze bayrische, mittel- und norddeutsche Gebiet aus.
1851

Daniel Straub steht an der Spitze der Wahlmänner 1. Klasse zur Landtagswahl, war also der höchstbesteuerte Bürger in Geislingen.

1852

Der Gemeinderat genehmigt Daniel Straub die Errichtung eines Kupferwalzwerkes bei der Lenzschen Mühle (die Straub von der Familie Lenz gekauft hatte) auf den Lauffenwiesen.

Die Schweizer Familie Staub interessiert sich für den Bau einer Textilfabrik bei Geislingen. Daniel Straub setzt sich entscheidend dafür ein und vermittelt.
Bau der Fabrik in Geislingen-Altenstadt.

1853

Die „Mechanische Baumwollspinnerei Johann Heinrich Staub und Söhne“ – im Volksmund die „Spinne“ genannt – nimmt ihre Produktion in Geislingen-Altenstadt mit etwa 200-300 Arbeitern auf.

Gründung der Metallwarenfabrik „Straub & Schweizer“ (Daniel Straub, Friedrich und Louis Schweizer).  Herstellung von silberplattierten und kupferbronzierten Metallwaren (Plaquéwaren), Tafel- und Küchengeräte.

1854  Industrieausstellung in München unter Teilnahme von Straub
 1857-1863 Ferdinand Decker, der Begründer der späteren Maschinenfabrik Decker und Co. (Cannstatt), arbeitet für Daniel Straub in dessen Maschinenfabrik.
 1858  „Landesausstellung für gewerblichen Fortschritt“ in Cannstatt.
Straub erhält die Medaille für allgemeine gewerbliche Verdienste.
 1862  Weltausstellung in London. Straub erhält eine Goldmedaille. 
 1863-1867 Gottlieb Daimler, ein Freund und Studiengenosse von Straubs Sohn Heinrich, arbeitet als leitender Ingenieur zum ersten Mal selbständig in der Maschinenfabrik Geislingen, ehe er nach einem kurzen Zwischenspiel mit Maybach seine berühmten Motorenwerke in Untertürkheim gründete.
1866 Die Gebrüder Schweizer scheiden aus der Metallwarenfabrik aus. Straub nimmt seinen Sohn Heinrich als Gesellschafter in die Firma mit auf. Die Firma heißt jetzt „Straub & Sohn".
1868 Erste Verkaufsfiliale der Metallwarenfabrik in Berlin.
1871 „Schwäbische Industrieausstellung“ in Ulm. Daniel Straub lässt die gesamte Belegschaft im Sonderzug kostenlos nach Ulm fahren. Die Firma erhält die gewerbliche Fortschrittsmedaille mit goldenem Kranz und Diplom. Straub selbst erhält die „Große Medaille für allgemeine Verdienste um Gewerbe und Handel“. Kurz darauf von König Wilhelm l. das Ritterkreuz 2. Kl. des Friedrichsordens.
1873 Weltausstellung in Wien. Straub erhält die Fortschrittsmedaille.
1874 Das Musterbuch der Metallwarenfabrik enthält 966 Modelle von Tisch-, Tafel- und Luxusgegenständen. Die Erzeugnisse werden u.a. nach Ungarn, Österreich, Italien und den Niederlanden ausgeführt.
1875

Straub erwirbt die Grube „Hohenstein“ bei Kuchen zur Gewinnung aller darin vorkommenden Eisenerze.

Straub bekommt mit seiner Maschinenfabrik den Auftrag für die größte Mühle Europas, die innerhalb 24 Stunden nicht weniger als 10.000 Zentner (500 Tonnen) Getreide mahlen soll. Staubs Maschinenfabrik zählt mittlerweile als die führende Mühlenbauanstalt im Deutschen Reich und in den nordischen Ländern.

1876 Die Metallwarenfabrik wird auf der Internationalen Ausstellung in Philadelphia ausgezeichnet.
Heinrich Straub stirbt in Kairo an einem Lungenleiden. Der Tod des einzigen Sohnes zerbricht die Lebenskraft von Daniel Straub.
1880

24.06. Gründung der „Industrie-Gesellschaft Geislingen“ (Aktiengesellschaft). Straub bringt seine gesamten Unternehmen in die AG ein.

Vereinigung der bisherigen Metallwarenfabrik „Straub & Sohn“ mit der 1871 gegründeten Konkurrenzfirma „A. Ritter & Co.“ Esslingen unter dem Firmennamen „Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen (Steige)“ (WMF).  Einführung der galvanischen Versilberung. Carl Hagele übernimmt den Vorsitz der WMF.

1881 Daniel Straub zieht sich ins Privatleben zurück (Kapellmühle).
1889 17.01. Daniel Straub stirbt.
1950 Straub-Denkmal wird zum 100. Gründungsjahr der „Eisengießerei und Maschinenfabrik Straub“ von der MAG, der WMF und der Stadt Geislingen gestiftet (heutiger Standort: an der Stadtkirche in der Nähe der ehemaligen MAG)
1969 Einweihung des neuen Realschulgebäudes in der Uhlandstraße 15, das Straubs Namen tragen soll: Die Daniel-Straub-Realschule.

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Schwäbisch Gmünd -


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