Kloster Hirsau

Hintergrund

Bedeutung

Hirsau war unter dem charismatischen und hochgebildeten Abt Wilhelm nicht nur ein Musterbeispiel der mittelalterlichen klösterlichen Lebensform, sondern auch Zentrum einer Klosterreform vorher nicht dagewesenen Ausmaßes im Heiligen Römischen Reich.

Abt Wilhelm

B 2 "Abt Wilhelm 1030-1091 © wikipedia gemeinfrei

Unter diesem Abt, der die völlige Unabhängigkeit des Klosters Hirsau von jeglicher weltlicher Herrschaft erwirkte, der das später vielerorts kopierte Prinzip der Laienbrüder einführte und so erstmals dem gemeinen Volk Zugang zum Kloster verschaffte, und der in den Hirsauer Klosterregeln eine neue klösterliche Askese propagierte, erlebte die klösterliche Lebensform unter allen Ständen der damaligen Gesellschaft eine neue Popularität und ungeahnten Zulauf. Die Tatsache dass die Hirsauer Klosterbasilika der gewaltigste Kirchenbau des Heiligen Römischen Reiches war zeugt von der überregionalen Bedeutung des Hirsauer Klosters.

Innenansicht BAsilika

B 3 Innenansicht Basilika Peter- und Paulskloster
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Parallel zu den Hirsauer Klosterregeln wurden auch Merkmale des Hirsauer Baustils in vielen Klöstern übernommen. Mehr als 150 Klöster im deutschen Raum können als Tochterklöster Hirsaus bezeichnet werden.

Für den Unterricht eignet sich Hirsau als mustergültiges Beispiel der mittelalterlich-klösterlichen Lebensform, es ist aber auch geeignet, deren geschichtliche Herkunft und Veränderlichkeit aufzuzeigen.
In Hirsau wird außerdem die große politische Kontroverse des Hochmittelalters, nämlich die Machtfrage zwischen weltlicher und geistlicher Macht, zwischen Papst und König (Investiturstreit) sichtbar. Der Konflikt zwischen Geistlichkeit und Territorialfürsten wird in Hirsau eindeutig zugunsten der Geistlichkeit, also des Klosters entschieden. Hirsau war als Propagandazentrum für die päpstliche Partei und als Zufluchtsort für deren Anhänger eine bedeutende Stütze und hat somit wesentlich zum eindeutigen Ausgang des Investiturstreits beigetragen.

Situation des Klosters vor seiner Zerstörung

B 35 Situation des Klosters vor seiner Zerstörung (Bildrechte abgelaufen)

Das Kloster nach dem Brand 1699

B 10 Das Kloster nach dem Brand 1699 © Gerd Krügler

Ein weiterer didaktischer Aspekt ist die Ruinenhaftigkeit Hirsaus. Die gewaltige Basilika und die Klausurgebäude sind nur noch anhand ihrer Grundmauern erahnbar. Dabei war es nicht die Katastrophe des pfälzischen Erbfolgekrieges, in dessen Verlauf das Kloster 1692 irrtümlich in Brand geschossen wurde, sondern dieser gab den kommenden Generationen nur den Anlass, die beschädigten Gebäude als Steinbruch zu nutzen und abzutragen. Eine Diskussion über den Umgang mit geschichtsträchtigen Orten kann den Unterricht abrunden.

Ansicht des Klosters

B 17 Ansicht des Klosters 1828
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -


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