Einführung der Reformation „von oben“ in der Amtsstadt Schorndorf – „Gotsforcht, Erbarkeit unnd Zucht“ im evangelischen „Musterstaat“ Herzog Christophs

Hintergrund

Bedeutung für die Amtsstadt Schorndorf


 

 

B1 Schorndorf zu Beginn des 16. Jahrhunderts
Holzschnitt Georg Lang

 

Die Amts- und Handelsstadt Schorndorf war im 15. und 16. Jahrhundert durch den Wein- und Salzhandel zu Reichtum gekommen. Mit ihren knapp 2500 Einwohnern nahm Schorndorf aufgrund ihrer hohen Steuerkraft nach Stuttgart, Tübingen und Urach den vierten Rang im Herzogtum Württemberg ein.

Die Situation der breiten Masse der Bevölkerung war eine andere. Unsicherheit, Not und Elend prägte ihren Lebensalltag. Dem Volksaufstand des Armen Konrad begegnete Herzog Ulrich mit äußerster Härte. Zehn ihrer Anführer ließ er 1514 vor den Toren der Stadt Schorndorf hinrichten. 1519 wurde der Herzog durch Truppen des Schwäbischen Bundes außer Landes getrieben und Württemberg stand bis 1534 unter der Fremdherrschaft der österreichischen Habsburger.

Um das Seelenheil der Einwohner Schorndorfs kümmerten sich vor der Reformation 14 geistliche Stellen. Stiftungen der reichen Ehrbarkeit ermöglichten den Bau der zahlreichen Kapellen in und außerhalb der Stadt. Auch der an Ostern 1477 begonnene Neubau der Marienkirche wurde durch die Gläubigen mitfinanziert. Zwei Ablassbriefe versprachen 100 Tage Verschonung vom Fegefeuer. Wallfahrer und Pilger weilten in der Stadt, war doch Schorndorf als Station in der mittelalterlichen Pilgerwegkarte Köln – Rom aufgeführt. Trotz der tief verankerten Volksfrömmigkeit in Stadt und Amt, fielen um 1520 lutherische Schriften auf fruchtbaren Boden. 

1534 wurde in der Amtsstadt Schorndorf die Reformation „von oben“ durch den nach Württemberg zurückgekehrten Herzog Ulrich eingeführt. 

Die zahlreichen Visitationsbesuche seines Beauftragten Erhard Schnepf führten nicht nur zu Veränderungen im Gottesdienst, sondern in der gesamten Seelsorge (Reduzierung von ehemals 14 auf vier Stellen) in der Stadt. Darüber hinaus veränderten Reformen u.a. auch im Sozialwesen (Neuorganisation der Armen- und Krankenfürsorge im Spital) das Alltagsleben der Menschen.
Zur Verteidigung des Landes ließ Herzog Ulrich in den Jahren 1538 – 1544 Schorndorf zur Festungsstadt ausbauen.

 

B2 Festungsstadt Schorndorf
Federzeichnung von Andreas Kieser zeigt den modernisierten Zustand von 1686

 

Ab 1550 baute Herzog Christoph Württemberg zu einem evangelischen „Musterstaat“ aus. Mit entscheidend für die Entwicklung des Landes war die konsequente Durchsetzung seiner umfangreichen „Bildungsoffensive“ (in Schorndorf Gründung der Deutschen Schule).  

Für die Schorndorfer hatte sich das geistliche Zentrum endgültig von Rom nach Stuttgart verlagert.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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