Jerg Ratgeb - Künstler und Kanzler des "gemeinen Mannes"

Hintergrund

Zeittafel

Geboren wurde Jerg Ratgeb vermutlich zwischen 1475 und 1485 in Schwäbisch Gmünd. Bei wem er sein Handwerk lernte, ist nicht bekannt. 1503 erhielt er in Stuttgart das Bürgerrecht, tauchte dann im Rhein-Main-Gebiet auf und lebte ab 1509 in Heilbronn, wo er in der nahegelegenen Johanniskirche zu Schwaigern den Barbara-Altar schuf.

Barbara-Altar

B 2 Barbara Altar
© Peter Schmelzle, commons.wikimedia

Aus dieser Zeit sind mehrere Bittschreiben überliefert, in denen Ratgeb Herzog Ulrich anfleht, seine Frau aus der Leibeigenschaft zu entlassen. Dem wurde nicht entsprochen und so musste er - ursprünglich als freier Bürger mit Meisterrecht ausgestattet nach Heilbronn gekommen - 1512 die Stadt verlassen. Von 1514 bis 1522 stattete er Kreuzgang und Refektorium der Frankfurter Karmeliter mit einem umfangreichen und geschlossenen Bilderzyklus der Wandmalerei aus. Sein Hauptwerk ist der auf 1519 datiert Herrenberger Altar - ein Auftragswerk für die --"Brüder des Gemeinsamen Lebens--", die ab 1481 die Herrenberger Chorherren ersetzten.

Der ursprünglich in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem durch Heinrich Schickhardt, Großvater des württembergischen Baumeisters gleichen Namens, geschaffenen Chorgestühl stehende Altar verlor schon bald nach seiner Erschaffung im Zuge der Reformation seine Bedeutung und wurde nach seiner Wiederentdeckung - unter einer dicken Schicht ätzenden Kalkstaub s- durch den Frankfurter Kunsthistoriker Otto Donner von Richter 1890 von der Stadt Herrenberg an die "Staatssammlung vaterländischer Altertums" in Stuttgart verkauft. Heute steht er in der Stuttgarter Staatsgalerie. In der Herrenberger Stiftskirche ist eine kleine Kopie angebracht.

Kopie des Herrenberger Altars in geschlossenem Zustand

B 3 Kopie des Herrenberger Altars in geschlossenem Zustand
© BMK, commons.wikimedia

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -

letzte Änderung: 2016-08-12