Die Stuttgarter SMV nach dem Zweiten Weltkrieg: Demokratiebildung am Beispiel der Schülermitverantwortung in Stuttgart

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


Wie erfolgreich verlief die Umerziehung deutscher Schüler hin zu einem selbstständig denkenden und Demokratie fordernden Menschen in der Schule? Das ist die Frage, mit der sich die Schülerinnen und Schüler am Beispiel der Einführung der Schülermitverwaltung in den Jahren nach 1945 beschäftigen sollen. Ausschnitte aus Quellentexten werden von den Schülern in Form eines Rollenspiels erarbeitet und weitergedacht. Hypothesen zum eventuellen organischen, nach Graswurzelprinzip verlaufenden Strukturen innerhalb einer demokratischen Schule werden überlegt und Möglichkeiten und Grenzen dieser Form von Demokratie wahrgenommen.

Im Vorfeld sollte das Leben eines Jugendlichen in der NS-Diktatur mit völliger Durchdringung seines Alltages durch die NS-Ideologie erarbeitet werden. Im Anschluss an die Unterrichtssequenz der Beendigung des Weltkrieges und der Frage nach der Stunde null kann übergeleitet werden zu Wiederaufbau und der Frage nach der Demokratisierung an deutschen Schulen und der Bildungspolitik.

Die Differenzierung erfolgt über Textmenge, Hilfestellungen und Textschwierigkeit.

In der ersten Doppelstunde untersuchen die Schülerinnen und Schüler die Demokratisierung eines Systems am Beispiel der Schülermitverantwortung. Sie werden durch einen Quellentext, der zur Wahl von Klassensprechern aufruft und eine weitere Organisation dieser je nach Gegebenheiten fordert, zur Frage aufgerufen, wie an dieser Stelle Demokratie umgesetzt werden kann. Im Anschluss erhalten die Schülerinnen und Schüler Informationsmaterial über die jeweiligen Beteiligten an diesem Prozess: der amerikanischen Besatzungsmacht, dem Kultusministerium, den Lehrern und Schülerinnen und Schülern. Sie sollen im Anschluss im Gespräch eine Form von Schülermitverantwortung erarbeiten, die allen Beteiligten zugute kommt. Hier spielen Einzelfragen eine Rolle wie: In welcher Form soll die Wahl ablaufen? Welche Rechte hat ein Klassensprecher? Wie arbeiten alle Klassensprecher auf einer Ebene zusammen? Im Anschluss vergleicht die Lerngruppe ihre Ergebnisse mit denen der damaligen Realität und beurteilt deren demokratischen Züge.

In der zweiten Doppelstunde stellen sich die Schülerinnen und Schüler anhand der Karikatur „SMV“ die Frage, inwiefern die Einführung der Schülermitverantwortung erfolgreich war. In einer ersten Erarbeitungsphase erarbeiten sie, mit welchem Selbstverständnis die Schüler des Friedrich-Eugens-Gymnasiums an die Aufgabe der Schülermitverantwortung herangegangen sind. Danach beschäftigen sie sich mit den Stimmen einzelner am Schulleben beteiligter Personen, wie zum Beispiel dem Schulleiter, dem Vertrauenslehrer oder Klassensprechern. Diese berichten aus ihrer Sicht über die Erfolge und Misserfolge der SMV, sodass am Ende ein Urteil möglich ist, inwiefern die Schülermitverantwortung erfolgreich war. Dem schließt sich die Frage an, ob ein von außen obstruiertes Programm auf Dauer erfolgreich sein kann und unter welchen Bedingungen.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Stuttgart -


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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