Heiße Tage im Kalten Krieg: Herbst 1983 - Friedenscamp und Blockadeaktion in Mutlangen.

Hintergrund

Bedeutung

Das "Gleichgewicht des Schreckens", das atomare Patt aus den 70er Jahren, war durch die Stationierung neuer sowjetischer Raketen vom Typ SS 20 in eine Schieflage geraten. Diese neuen Atomwaffen hatten eine Reichweite von 5.000 km und stellten damit eine konkrete Bedrohung für ganz Westeuropa dar.

Daher fassten die NATO Mitgliedstaaten 1979 den sogenannten NATO-Doppelbeschluss. Darin wurden der Sowjetunion Abrüstungsverhandlungen angeboten, falls diese jedoch in den nächsten vier Jahren scheitern sollten, kündigte die NATO die Stationierung von 108 Pershing-II Raketen in Süddeutschland an.

Da sich die Sowjetunion den Verhandlungen verweigerte, stand 1983 die Stationierung der neuen Raketen unmittelbar bevor. Die Pershing-II Raketen hatten zwar nur eine Reichweite bis 1.800 km, konnten aber in knapp fünf Minuten Ziele in der westlichen UdSSR mit einer Genauigkeit von etwa 50 Metern treffen.

Teile der deutschen Bevölkerung befürchteten, der Atomkrieg sei "präziser und damit führbarer" geworden und die Hemmschwelle zum Einsatz dieser Waffen würde dadurch sinken. Gegen diesen "Rüstungswahnsin" machte die Friedensbewegung mobil und begann symbolträchtig am 1. September 1983 mit der Blockade von einem der vorgesehenen Raketenstandorte, nämlich Mutlangen.

Nach der Zustimmung des Deutsche Bundestages und der erfolgten Stationierung der Pershing-II Raketen in Mutlangen wurde die Zufahrt zum Raketendepot nun regelmäßig blockiert. In den folgenden Jahren wurden an die 3000 Blockierer wegen Nötigung angeklagt.

Sitzblockade

B 3: Sitzblockade vor dem Raketendepot in Mutlangen
© Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, Foto Adolf Schuster/ Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -

letzte Änderung: 2017-01-24