Gernsbach - eine Stadt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit

Hintergrund

 Zeittafel

1.Hälfte des 11. Jh.s
Die schrittweise Besiedlung des unteren Murgtals setzt von der Rheinebene aus ein. Das untere Murgtal steht damals in königlichem Besitz, die erste Pfarrkirche im unteren Murgtal ist die Kirche in Rotenfels.

1041
König Heinrich III. schenkt dem Hochstift Speyer die salischen Besitzungen im Murgtal.

zwischen 1102 und 1150
Das Hochstift Speyer belehnt die Herren (bzw. späteren Grafen) von Eberstein mit den Besitzungen des Hochstifts im Murgtal. Die Grafen von Eberstein dringen rodend und Siedlungen anlegend tiefer ins Albtal (Gründung der Klöster Herrenalb und Frauenalb) und ins Murgtal vor und bauen sich in der Folgezeit im Murgtal ein Territorium auf.

Die Grafschaft Eberstein im Jahr 1505

B 8 Die Grafschaft Eberstein im Jahr 1505.
© Rainer Hennl / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

1219
erste Erwähnung Gernsbachs in den Schriftquellen. Der Ort erscheint als "Markt- und Kirchdorf" im Besitz des Grafen Otto I. von Eberstein.

1243
Gernsbach wird in einer bischöflich-speyerischen Urkunde erstmals als "Stadt" ("oppidum") bezeichnet und zur selbstständigen Pfarrei erhoben. Der Ort steigt noch im 13. Jahrhundert zum Zentrum der Grafschaft Eberstein auf und ist wohl zu dieser Zeit bereits befestigt.

zwischen 1262 und 1272
Bau der Burg Neu-Eberstein (1 km südlich von Gernsbach) durch die Grafen von Eberstein

Burg Neu-Eberstein bei Gernsbach

B 9 Burg Neu-Eberstein bei Gernsbach am Ende des17. Jahrhunderts; GLA G Eberstein/5.
© Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

1354
Gernsbach ist nachweislich befestigt.

noch vor 1387
Kodifizierung der Privilegien der Stadt Gernsbach in einem durch die Grafen von Eberstein ausgestellten Freiheitsbrief

1387
Graf Wolf von Eberstein verkauft die Hälfte der Grafschaft Eberstein und damit auch die Hälfte Gernsbachs an Markgraf Rudolf VII. von Baden. Seither teilen sich die Grafen von Eberstein und die Markgrafen von Baden im Besitz von Gernsbach.

Wappen

B 10 Symbol für die ebersteinisch-badische Herrschaft über Gernsbach: Wappen über dem Eingang der Gernsbacher Liebfrauenkirche.
© Rainer Hennl

1388
Bau der Liebfrauenkirche in der Gernsbacher Oberstadt

1417
Große Teile Gernsbachs fallen einem Stadtbrand zum Opfer.

Mitte 15. Jh.
Gernsbacher Holzhändler sind nachweislich bis hinauf in den Kölner Raum aktiv.

1471/72
Fertigstellung des Storchenturms, der das Gernsbacher obere Stadttor bewacht. Der Storchenturm bildet heute eines der Wahrzeichen von Gernsbach.

 Gernsbacher Storchenturm

B 11 Der Gernsbacher Storchenturm.
© Rainer Hennl

1488
Niederschrift der ältesten "Murgschifferordnung", die der Regelung des Holzgewerbes im Murgtal dient. Sitz der Gemeinschaft der auf Murg und Rhein flößenden Schiffer ist Gernsbach.

1497
Gernsbach hat etwa 750 Einwohner.

1505
Die in der Grafschaft Eberstein bestehende Herrschaftsteilung wird auf Drängen der Markgrafen von Baden vertraglich aufgehoben und die Grafschaft Eberstein zur badisch-ebersteinischen Gemeinherrschaft erklärt. Ganz Gernsbach ist damit gemeinsamer Besitz der Grafen von Eberstein und der Markgrafen von Baden, alle Gernsbacher sind zugleich ebersteinische und badische Untertanen. Dies ist ein Vorteil für die Markgrafen von Baden, da diese ungleich mächtiger sind als die Grafen von Eberstein.

16. Jh.
Niederschrift des Gernsbacher Ordnungs- und Eidbuchs, das zahlreiche das städtische Leben betreffende Statuten und die Amtseide fast aller Funktionsträger enthält. Das Gernsbacher Ordnungs- und Eidbuch stellt eine zentrale Quelle zur Geschichte Gernsbachs dar.

Marktordnung

B 12 Die im Gernsbacher Ordnungs- und Eidbuch niedergeschriebene Marktordnung der Stadt; StAG Ge alt/B 0001, fol. 30.
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1556
Einführung der Reformation in Gernsbach durch Graf Wilhelm IV. von Eberstein und Markgraf Philibert von Baden-Baden.

seit 1569
Seit dem Herrschaftsantritt Philipps II. von Baden-Baden, mit dem die Baden-Badener Linie der Markgrafen von Baden wieder zum Katholizismus zurückkehrt, treten in Gernsbach zahlreiche konfessionelle Konflikte auf, da die Grafen von Eberstein und die ganz breite Mehrheit der Einwohnerschaft der Stadt evangelisch bleiben.

1583
Die Stadt Gernsbach kauft sich von der ebersteinisch-badischen Gemeinherrschaft von der Leibeigenschaft frei.

1617/18
Bau des prächtigen, der Spätrenaissance zuzuordnenden Hauses am Gernsbacher Markt durch den Murgschiffer Johann Jakob Kast.

Wohnhaus des Murgschiffers Johann Jakob Kast

B 13 Das 1617/18 erbaute Wohnhaus des Murgschiffers Johann Jakob Kast. Fotografie aus dem Jahr 1910 von Wilhelm Kratt; GLA Karlsruhe 498-1 Nr. 193.
© Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

1618-48
Gernsbach erleidet im Dreißigjährigen Krieg durch den Rückgang des Holzhandels, Kriegssteuern, Kontributionen und Plünderungen starke wirtschaftliche Einbußen.

1660
Der Tod Graf Casimirs bedeutet das Aussterben der Grafen von Eberstein im Mannesstamm. Der ebersteinische Anteil an der Stadt fällt zurück an das Hochstift Speyer. Damit besteht in Gernsbach fortan eine speyerisch-badische Gemeinherrschaft.

 Gernsbacher Stadtmauer

B 14 Die Gernsbacher Stadtmauer von Süden, Foto aus dem Jahr 2007.
© Rainer Hennl

1683
Erstmals sind in Gernsbach jüdische Einwohner nachweisbar.

1691
teilweise Zerstörung Gernsbachs im Pfälzischen Erbfolgkrieg

1721
Gernsbach hat 986 Einwohner.

1787 und 1798
Zwei Stadtbrände vernichten die Unter- und die Oberstadt Gernsbachs. Wiederaufbau des Ortes nach Plänen Friedrich Weinbrenners.

1803
Gemäß den Bestimmungen des Reichsdeputationshauptschlusses wird Gernsbach in die Markgrafschaft Baden eingegliedert.

Tiefer gehende strukturgeschichtliche Basisinformationen zur Geschichte Gernsbachs im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit bietet D 1 .

 

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -