Die Revolution von 1848/49 im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde:

1. Untertanenkonflikte im Alten Reich.  Leitfrage: Warum bricht in Hohenzollern-Hechingen im März 1848 eine Revolution aus?


 

1.1  Einstieg: Ausbruch der Revolution; Freiheitsbaum

 

Folie mit Freiheitsbaum (Nachbildung) wird gezeigt.

Lehrerinfo: Am 7. März 1848 (Faschingsdienstag) soll in Steinhofen, einer kleinen Ortschaft im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen, ein Freiheitsbaum mit dieser Aufschrift („Es lebe die Freiheit und unser Fürst“) aufgestellt worden sein. Allg. Infos zu ‚Freiheitsbaum‘ in M1. Weitere Informationen zur territorialen Situation der hohenzollerischen Fürstentümer in D1.

- Notiert euch Fragen. L. sammelt die Fragen (z.B. Warum wird ein Baum errichtet? Welche Unzufriedenheit soll ausgedrückt werden? Wieso Freiheit und Fürst? Was ist mit „Freiheit“ gemeint? Warum gilt ein Baum als Symbol für Freiheit? usw.)

(- Lehrerinfo zur besonderen territorialen und Herrschaftssituation in D1.)

Als ergänzender oder alternativer Einstieg kann – mit Blick auf die territoriale Veränderung 1850 – die Folie M2 mit der Karte des Deutschen Bundes aufgelegt werden.

 

M 1

 

 

 

 D 1

 

 

 

M 2

 

 

 

 

 

M 1

 

 

 

D 1

 

 

 

M 2

 

M 1

 

 

 

D 1

 

 

 

M 2

1.2 Übergang/ Problematisierung: Tradition der Untertanenkonflikte

Das Schild wirft also die Frage nach dem Verhältnis von Untertanen und Fürst auf. Als weiterer Impuls bzw. Überleitung zur Vorgeschichte der Revolution wird M3 eingeblendet: Buchdeckel zu einem Bericht von 1734 über die „von anderthalb Seculis her verübten vielmahligen Aufruhren / bezeugter Widerspenstigkeit und Aufruhrs“.

Es bietet sich an, den Text gemeinsam zu lesen. Je nach Leistungsstand kann die Transkription ausgegeben bzw. mit der Originalansicht zusammen auf eine Doppelseite kopiert werden.

- AA: Erklärt anhand der Angaben auf dem Buchdeckel das Verhältnis von Fürst und Untertanen in Hohenzollern-Hechingen.

- Dieses Verhältnis soll nun anhand weiterer Materialien genauer betrachtet werden, da es die Vorgeschichte der Revolution von 1848 darstellt.

M 3  M 3
 
 M 3
1.3  Erarbeitung 1: Untertanenkonflikte im Alten Reich

- SuS arbeiten T1 durch.

AA: Untersucht das Verhältnis von Fürst und Untertanen in Hohenzollern-Hechingen.

- Die Ergebnissicherung erfolgt über AB1 (G-Niveau) bzw. AB2 (M- und evtl. E-Niveau). Für das E-Niveau reicht evtl. nur der AA „Arbeitet die Konfliktpunkte zwischen Herrschaft und Volk heraus. Erklärt das Verhältnis zwischen Fürst und Untertanen.“

- Differenzierungsmöglichkeit: Ein Schülertandem oder eine Gruppe (M- oder E-Niveau) setzt sich parallel kreativ mit Bildquelle T1a auseinander. AA: Der Starzelner Lehrer Stoll schrieb 1893: „Jagengehen mußten unsere Väter im Herbste mehrere Tage bis in die entferntesten fürstlichen Jagdgebiete. Derweil ruhte die Arbeit zu Hause. Die wenigen vorhandenen Kreuzer fielen fürstlichem Sport zum Opfer.“

Erarbeitet einen Dialog zwischen einem zum Jagddienst gezwungenen Einwohner und einem durchreisenden Stadtbürger aus Stuttgart, der nicht weiß, was „Jagdtage“ sind. Das Gespräch findet am Abend eines solchen Jagdtages statt. Tragt euer Gespräch vor.

 T 1

 

 

AB 1

T 1 

 

 

AB 2

 

 

T 1a

T 1 

 

 

AB 2

 

 

T 1a

 

1.4  Besprechung (und Präsentation): aufgestaute Konfliktpunkte

- Besprechung der Ergebnisse im UG. Die Konfliktpunkte werden (evtl. an der Tafel) gesammelt. SuS ergänzen ggf. ihre Aufschriebe.

- falls T1a vergeben wurde: Präsentation des Gesprächs als Veranschaulichung bzw. Vertiefung

- Am Ende wird ein Fazit formuliert: In Hohenzollern-Hechingen hat sich über lange Zeit ein hohes Konfliktpotenzial zwischen den Untertanen und den Fürsten aufgestaut.

     
1.5  Übergang: historischer Kontext, Freiheitsbaum in Steinhofen

Folie mit Freiheitsbaum wird noch einmal aufgelegt. Lehrerinfo: Die Februarrevolution in Frankreich löste eine Kettenreaktion an revolutionären Erhebungen im benachbarten Deutschland aus. Die ersten Barrikadenkämpfe gab es am 27. Februar in Mannheim; sehr früh erhoben sich die Bürger in Hohenzollern-Sigmaringen (4./5. März). Von dort sprang die Unruhe auf Hohenzollern-Hechingen über, wo am 7. März (Faschingsdienstag) ein Freiheitsbaum mit der bereits besprochenen Tafel aufgestellt wurde.

- Wie verläuft die Revolution weiter?

M 1

M 1

M 1

1.6  Erarbeitung 2: Verlauf der Revolution im Fürstentum

- Der Verlauf der Revolution muss aufgrund des Umfangs thementeilig in Gruppen erarbeitet werden. Um das eigene Thema einordnen zu können, erhalten alle SuS die Synopse D2. Je nach bisherigem Verlauf der Unterrichtseinheit kann an Bekanntes auf der Bundesebene angeknüpft werden. Ansonsten kann die Übersicht am Ende des Unterrichtsmoduls zur Revolution in Hechingen zu Vergleichszwecken herangezogen werden.

Die Einteilung in Arbeitsgruppen kann entsprechend dem Schwierigkeitsgrad oder der Schülerinteressen folgen. Es empfiehlt sich bei umfangreicheren Themen auch innerhalb der Gruppen arbeitsteilig bzw. binnendifferenziert zu arbeiten. Möglich ist natürlich auch eine Beschränkung der Materialien durch den Lehrer. Die Gruppen 3a und 3b (Exkurse) müssen nicht notwendig gebildet werden.

T2** Märzforderungen, Schlatter Petition

T3*** politische Willensbildung

T3a** Exkurs Wahlkampf

T3b** Exkurs Blumenstetter an seine Wähler

T4* politische Vereine

T5*** Übergang an Preußen

Arbeitsaufträge:

- Unterstreicht wichtige Angaben zum Verlauf der Revolutionsereignisse. Achtet dabei auf folgende Aspekte: Träger der Revolution und ihre Motive/Ziele, Parteien;  Aktionen der Revolutionäre und Reaktionen der Obrigkeit, Konflikte; Ergebnisse und Folgen.

- Formuliert in der Gruppe drei bis vier Sätze als Ergebnissicherung für die Mitschüler.

- Präsentiert eure Ergebnisse vor der Klasse. Verwendet hierbei auch Zitate oder Bilder auf eurem Arbeitsblatt.

D 2 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T 4

 D 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T 2

T 3a

T 3b

 D 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

T 3

T 5

1.7  Hausaufgabe evtl. Stichworte für die Ergebnissicherung festhalten      

2. Doppelstunde

Der Verlauf der Revolution 1848/49. Leitfrage: Warum endet die Revolution mit der Abtretung des Fürstentums an Preußen?

2.1  Anknüpfung/ Wiedereinstieg: angespanntes Verhältnis zwischen Fürst und Untertanen

Folie mit zwei Zitaten („Es lebe die Freiheit und unser Fürst.“ Und „Es gibt heute kein erbärmlicheres metier, als Regent zu sein.“) wird eingeblendet. Die Anknüpfung an die erste Doppelstunde kann entweder im kurzen UG erfolgen oder als LV.

- UG: Erklärt ausgehend vom ersten Zitat das Verhältnis der Untertanen von Hohenzollern-Hechingen zu ihrem Fürsten am Vorabend der Revolution.

- LV: In der letzten Stunde haben wir das angespannte Verhältnis der Untertanen von Hohenzollern-Hechingen zu ihrem Fürsten untersucht. Es hatte sich hier über Jahrhunderte viel Konfliktpotenzial angesammelt. Die beiden Zitate auf der Folie erscheinen auf den ersten Blick im Widerspruch zueinander zu stehen. Ihr habt euch in euern Gruppen bereits mit dem Verlauf der Revolution in Hohenzollern-Hechingen beschäftigt und vermutlich können einzelne Gruppen diesen Widerspruch schon erklären. Zunächst müsst ihr aber noch einmal in die Gruppen, um die Vorbereitung der Präsentationen abzuschließen und eure Zusammenfassungen zu formulieren. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse. 

M 4  M 4  M 4
2.3. Präsentationen und Besprechung: Wie verläuft die Revolution im Fürstentum?

- Präsentationen der Gruppenergebnisse

- Die Ergebnissicherung kann jeweils im Anschluss an die Präsentationen direkt im Heft oder auf AB3 vorgenommen werden. (Lösungsvorschlag in AB3) Je nach Zeitplanung können die Gruppenergebnisse aber auch eingesammelt und vom L. für die Klasse kopiert werden.

 

AB 3

 

AB 3

 

AB 3

2.4  Integration und Ergebnissicherung: Besonderheiten der Revolution in Hohenzollern-Hechingen

Die von den Gruppen präsentierten Ergebnisse werden auf die zu Beginn der ersten Doppelstunde notierten Fragen bezogen – entweder jeweils im Anschluss an die Einzelpräsentationen oder zum Schluss der Präsentationsphase. Die Fragen können nun beantwortet werden.

An dieser Stelle kann der Revolutionsverlauf in Hohenzollern-Hechingen mithilfe der Synopse in D2 mit den Ereignissen im Deutschen Bund bzw. in anderen Einzelstaaten verglichen werden.

- mögliche Unterschiede: überwiegend bäuerlicher Charakter der Revolution: Forderungen nach Abschaffung der Feudallasten stehen im Vordergrund; mangelnde politische Bildung der Bevölkerung; Revolution endet mit Abtretung der Herrschaft an Preußen.

- mögliche Parallelen: Ausbruch im März als Reaktion auf Ereignisse in Frankreich bzw. Nachbarländern; Ereignisse im Bund wirken sich auch im Fürstentum aus: Wahl zur Nationalversammlung, Septemberunruhen in Frankfurt/Main, Reichsverfassungskampagne; Erstarken der Reaktion und Einmarsch des preußischen Militärs.

 

 

 

D 2

 

 

 

D 2

 

 

 

D 2

2.5  Schluss / Fazit: Huldigungsfeier auf der Burg Hohenzollern

Der sichtbarste Unterschied zwischen dem Verlauf der Revolution in den hohenzollerischen Fürstentümern und anderswo ist der Herrschaftswechsel:

Folie mit Gemälde von der Erbhuldigungsfeier (M5) wird eingeblendet.

- Welche Wirkung soll mit der Darstellung erzielt werden?

- Vergleicht diesen Vorgang mit den revolutionären Vorfällen im März 1848.

- Erklärt, warum die hohenzollerischen Untertanen dem preußischen König huldigen.

M 5  M 5  M 5
2.4  Vertiefung: psychologische Deutung der Unterwerfungsgeste

Über das UG zum Gemälde M5 und speziell zur letzten Fragestellung kann zum mentalitätsgeschichtlichen Aufsatz von Casimir Bumiller hingeführt werden. Der Historiker Casimir Bumiller erklärt diese Huldigung psychologisch.

Evtl. kann der Übergang mit der Folie M6 zu aktuellen Zeugnissen hohenzollerisch-preußischer Geschichtsbilder im Zollernalbkreis gestaltet werden. (Erklärungen in M6)

Der Aufsatz wird – je nach Zeit – im Unterricht gelesen oder als HA durchgearbeitet. Es gibt die komplette (D3a) und eine gekürzte Fassung (D3b).

mögliche Arbeitsaufträge:

- Unterstreicht / Gebt die Thesen des Verfassers wieder.

- Nehmt Stellung zu Bumillers Thesen.

 

D 3b 

 

M 6

 

D 3b

 

M 6

 

D 3a

 

M 6

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -


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