Nach Amerika auswandern – oder doch bleiben?
Im Rollenspiel auf der Basis von Auswandererbriefen eine Entscheidung treffen.

Hintergrund

Zeittafel


Die Auswanderung erfolgte in Wellen, wie die folgende Grafik illustriert – Einwanderungszahlen in die USA


Reise und Reisekosten

Zunächst fuhren die Auswanderer mit einem Fuhrwerk nach Cannstatt oder Heilbronn, dann erfolgte die Weiterreise auf einem Neckarschiff nach Bremerhaven oder Le Havre. Nach 1861 wurde die Reise einfacher, denn man konnte die Eisenbahn benutzen.

Auf den Dreimastseglern konnte die Überfahrt bis zu sechs Wochen dauern. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Da auf dem Zwischendeck bis zu 150 Personen eingepfercht waren, konnte es sein, dass bis zu 10 Prozent der Passagiere bei der Überfahrt starben. Mit dem Einsatz der Dampfschiffe seit der Mitte des 19. Jahrhunderts verkürzte sich die Reise auf 13 bis 19 Tage, aber wegen der höheren Kosten bevorzugten viele Auswanderer noch lange Zeit die Segelschiffe.

Im Frühjahr 1849 forderte der Stadtrat arme Bürger, die Interesse an einer Auswanderung hatten, auf, sich zu melden. Daraufhin machte sich eine Gruppe von 42 Personen auf den Weg.


Die wirtschaftliche Notlage scheint in Gmünd 1852 so groß gewesen zu sein, dass der Gemeinderat gegenüber dem Oberamt erklärte, dass etwa ein Drittel der Einwohnerschaft auswandern würde, wenn sie dabei unterstützt werden würden. Da es zu viele Handwerker gäbe, hätte viele zu wenig Arbeit und auch wegen der Fabriken hätte viele kein Fortkommen mehr.
Auf einen Erlass des Oberamts vom 26.02.1852 zur Auswanderung gab der Gemeinderat folgende Erklärung ab:

„ca. 50 Personen bezeichnet der Gemeinderat als solche, welche der Gemeinde fortwährend Kosten und Ausgaben bereiten und sonsten nicht den besten Leumund besitzen und deren Fortschaffung als eine wahre Wohltat zu betrachten wäre. Diese Subjekte erfordern einen jährlichen Aufwand von 2000 bis 3000 fl. (Gulden). ..“ (St A GD, Stadtrats-Protokoll 1852, §93, S. 33)

1847 wanderte der Gold- und Silberarbeiter Franz Xaver Kraus nach Amerika aus. Die Hospitalverwaltung bezahlte ihm die Reisekosten. Das entsprach in etwa dem Jahresgehalt eines Handwerkers.

Reisekosten  
Fahrt von Gmünd nach Le Havre 30 Gulden
Reiseausstattung/ Aufenthalt im Hafen 29 Gulden
Überfahrt mit Proviant 155 Gulden
Wertgutschein für New York 10 Gulden
Gesamtbetrag 224 Gulden
 

 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -