Der "Roman Way of Life" am Bodensee - ein besseres Leben dank der Römer?

Hintergrund

Bedeutung


 

 

B 8 Roland Gäfgen, Rekonstruktionszeichnung von Brigantium (Bregenz), der einzigen großen Stadt am Bodensee in römischer Zeit.

 

Aufgrund der vielfältigen Grabungsbefunde können die Auswirkungen der Romanisierung am Bodensee anhand vielfältiger Beispiele differenziert erschlossen werden. Die fortschreitende Integration des Bodenseeraums in den römischen Wirtschafts- und Kulturraum kann anschaulich gezeigt werden. Auch die Vorzüge des Roman Way of Life werden am regionalen Beispiel greifbar.
(Ausführlichere Informationen hierzu vergleiche D 1- Die Römer am Bodensee – grundlegende Informationen)


Siedlungsformen
Mit Brigantium (Bregenz) entstand am Bodensee eine größere Stadt mit typisch römischen Stadtbauten wie Forum, Thermen, Amphitheater und einem Kultbezirk für den Kaiser. Die Streifenhaus- oder Straßensiedlungen (vici), die sich an Durchgangsstraßen entwickelten, waren Warenumschlagplätze sowie Dienstleistungs-, Handwerks- und Marktzentren. Das ländliche Siedlungsbild um den Bodensee wurde von römischen Gutshöfen (villae rusticae) geprägt. Bis heute konnten etwa 120 lokalisiert werden. Sie stellten die regionale Versorgung mit Lebensmitteln sicher.

Erst mit den neuen Bautechniken (Mörtel, Bögen, Gewölbe), die die Römer einführten, wurde der Bau repräsentativer Gebäude aus Stein (Foren, Thermen, Villen) möglich. Mit Fußboden- und Wandheizungen konnten die Wohnräume besser beheizt werden. Fenster wurden verglast. Es gab Frischwasser- und Abwasserleitungen sowie öffentliche Latrinen. Dachziegel wurden in Manufakturen hergestellt und verbesserten Beständigkeit und Brandschutz.
Die Gutshöfe, Städte und Siedlungen waren durch ein dichtes Netz von Straßen und Brücken miteinander verbunden. Auf Bodensee und Rhein gab es vermutlich einen regen Schiffsverkehr.


Wirtschaft und Alltag
Die Bodenseeregion wurde Teil des römischen Wirtschaftsraumes. Güter wie Makrelen, Olivenöl und Terra sigillata kamen an den Bodensee. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln verbesserte sich, auch durch die ertragreichere römische Landwirtschaft. Durch die Kultivierung von Zwiebeln, Walnuss und Zwetschge sowie neuer Apfel- und Birnensorten wurde die Ernährung reichhaltiger.
Kleidung (Tunika, Toga, Peplos) und Esskultur (Keramikgeschirr) glichen sich dem römischen Vorbild an. Alltagsgeschirr und Kleidung wurden von lokalen Handwerkern in Manufakturen hergestellt.
Die römische Badekultur mit Thermen gab es nicht nur in Bregenz, sondern auch in den vici und villae rusticae. Die Körperpflege wurde durch die Übernahme römischer Bräuche und Utensilien (Seife, Rasiermesser, Zahnstocher, u.ä.) verbessert. Auch kamen professionelle und spezialisierte Ärzte in die Region nördlich der Alpen.


Religiöse Pluralität
Mit dem Anwachsen des Römischen Reiches wurden immer mehr Götter in die polytheistische römische Religion aufgenommen. Die Römer zwangen den unterworfenen Völkern nicht ihre Religion auf. Es fanden bald auch keltische Gottheiten Eingang in den römischen Götterhimmel, so zum Beispiel die keltische Göttin Epona, die im Bodenseeraum Pferde und Ställe schützte. 

B 7 Roland Gäfgen, rekonstruierte Straßenszene vom Bregenzer Markt

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -