Die Romantik erschafft sich ihr eigenes Schloss - das Phänomen „Lichtenstein“ zwischen Literatur, Historismus und bürgerlicher Identität Württembergs

 

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)

1. Doppelstunde: Das Phänomen „Lichtenstein“ – ein Schloss entsteht auf der Grundlage eines Romans

1.1. Einstieg/ Sensibilisierung: eine vermeintlich mittelalterliche Burg

Die Schüler erkennen mithilfe der Postkarte in M 1, dass die äußerlich älteste Variante, das „spätmittelalterliche“ Schloss Lichtenstein, das letzte Stadium der Bauphase darstellt. Voraus gehen eher unspektakuläre Gebäude. Hier könnte man folgende Leitfrage formulieren:

Warum hat man (und wer?)  im 19. Jahrhundert noch eine mittelalterliche Burg gebaut?

  AB 1  
1.2 Infophase: Baugeschichte – Wie der Lichtenstein entstand

Die Baugeschichte des Schlosses Lichtenstein ist unmittelbar mit dem Roman von Wilhelm Hauff verknüpft. Der Zusammenhang wird in dem Infotext M 2 deutlich: Der Roman stieß beim Grafen Wilhelm von Württemberg auf eine Mittelalter-Begeisterung, die er im Bau des historischen Schlosses umgesetzt hat. Der Infotext kann den Schülerinnen und Schülern direkt ausgehändigt werden oder als Grundlage eines Lehrervortrags dienen.

Zur weiteren Vertiefung werden die Schülerinnen und Schüler sicherlich die Frage stellen, was an dem Roman, der „romantischen Sage“ so großartig war, dass sie zu dieser Konkretisierung in Stein geführt hat.
  AB 2  
1.3 Erarbeitung: Wie wird aus einem Roman ein Schloss? Der binnendifferenzierte Arbeitsauftrag ist zweiteilig: alle Schülerinnen und Schüler lesen die dreiseitige Zusammenfassung des Romans (M 3) und vertiefen dazu noch (mindestens) einen Aspekt weiter, der graduell unterschiedlich herausfordernd ist. Dazu haben sie die Möglichkeit, den Gönner Lichtensteins, Graf Wilhelm von Württemberg, kennenzulernen (M 4a/*), sich mit den Vorstellungen des Architekten auseinanderzusetzen (M 4b/**), sich mit der Mode des Historismus und dem Vorbild des historischen Romans bei Walter Scott (M 4c/**) oder mit der Landschaftsarchitektur am Lichtenstein (M 4d/***) zu beschäftigen. Das kann innerhalb einer Gruppe geschehen, muss es aber nicht.

AB 3

AB 4a

AB 3

AB 4b

AB 4c

AB 3

AB 4d

1.4 Auswertung: Wie wird aus einem Roman ein Schloss? Auch die Auswertung sollte in zwei Stufen erfolgen: Die Schülerinnen und Schüler verständigen sich zuerst darauf, ob ihnen die zugrundeliegende Geschichte einleuchtet, und wenden sich dann einem oder mehreren Vertiefungsaspekten zu. Sinnvoll wäre am Ende dieser Arbeitsphase eine gemeinsame Auswertung als Tafelanschrieb unter der Überschrift: „Wie wird aus einer romantischen Sage ein ‚mittelalterliches‘ Schloss?“   D 1  
1.5 Reflexion/ Problematisierung: Der Lichtenstein als touristisches Gesamtpaket Am Ende des 19. Jahrhunderts war „Lichtenstein“ nicht nur ein Schloss oder ein Roman, sondern war Teil der württembergischen Identität geworden. In jedem bürgerlichen Bücherschrank fand sich Hauffs „Lichtenstein“ und in Honau, am Schloss Lichtenstein und in der Nebelhöhle hat sich um den Roman herum eine richtige Tourismusindustrie gebildet. Die Schüler sollen mithilfe von M 5 die kulturelle und ökonomische Bedeutung des romantisch-historistischen Gesamtkunstwerks „Lichtenstein“ erfassen und beurteilen.   AB 5  

Fakultativ (1)

1.6.1 Vertiefung: Historistische Architektur

Fakultativ (2)

1.6.2 Vertiefung: Die Honauer Lichtensteinspiele

Die Schüler vergleichen das Schloss Lichtenstein mit anderen Bauten neugotischen Stils und erkennen Gemeinsamkeiten bzw. kleine Unterscheide; bei Interesse oder Gefallen kann hier auch noch individuell weitergeforscht werden.

Fakultativ kann man mit M 22 vertiefen, den Honauer Lichtensteinspielen, bei denen Laienschauspieler aus der Region auf einer monumentalen Bühne den Roman bzw. Teile des Romans in dramatischer Form aufgeführt haben. Hier spielen die Aspekte schwäbische Identität und Ökonomie eine Rolle.

 

AB 6

 

 

AB 22

 
1.7 Hausaufgabe: Der historische Hintergrund der Lichtenstein-Handlung Wilhelm Hauff eröffnet dem Publikum im ersten Kapitel die historische Ausgangssituation 1519, als die Romanhandlung beginnt. Die Schülerinnen und Schüler sollen in der Hausaufgabe einen Auszug aus dem ersten Kapitel (M 7) lesen, um damit den Einstieg in das Romangeschehen in der 2. Doppelstunde zu erleichtern. Dadurch können sie sich auch zu einzelnen historischen Figuren genauer informieren.   AB 7  

2.(/3.) Doppelstunde: Der Roman „Lichtenstein“ als Basis einer schwäbischen Identität

2.1 Auswertung der Hausaufgabe: 1519 - Die historische Ausgangssituation des Romans Die Schüler fassen auf der Basis der Hausaufgabe (M 7) selbstständig die historische Ausgangsposition zusammen und vertiefen an individuellen Stellen, je nach Schwerpunkt bei der Hausaufgabe. Hieraus entsteht ein Tafelbild (TA 2).  

AB 7

D 2
 
2.2 Vertiefung/ Lehrerinformation: Historische Figuren Fakultativ ist es auch möglich, dass die Bilder aus M 8 genutzt werden, um noch offene Fragen zu einzelnen historischen Figuren zu klären.   AB 8  
2.3 Erarbeitung I: Rekonstruktion der Handlung Um die Handlung des Romans vertieft (und als Festigung des Textes aus der ersten Doppelstunde) vor Augen zu führen, erhalten die Schülerinnen und Schüler gruppenweise Bildmaterial (M 9), das aus sog. „Prachtausgaben“ des Romans stammt, mit dem sie einzelne Handlungsabläufe erläutern können. Für den Fall, dass M 3 nicht mehr vorliegt, wird nochmals eine Kurzzusammenfassung der Romanhandlung ohne Bilder (M 3a) angeboten. Die Bilder werden in die richtige Reihenfolge gebracht und auf Plakaten aufgeklebt. Je nach Zeitaufwand und Lerngruppe kann die Lehrkraft auch nur je drei Blätter mit Bildern (erste und zweite Hälfte des Romans) an die Schülerinnen und Schüler ausgeben.  

AB 9

 

( AB 3a)
 
2.4. Auswertung I Die Schüler präsentieren ihre Ergebnisse, indem sie selbstständig mithilfe der Bilder die Handlung des Romas nacherzählen.      
2.5 Erarbeitung II: Literarische Vertiefungen

Dieses Element kann beliebig auf eine weitere Doppelstunde ausgedehnt werden, indem die Lehrkraft zwischen drei bis zwölf Elementen auswählt, die ihr wichtig sind. In der ausführlichsten Variante bearbeitet jede Schülerin und jeder Schüler alle Teilaspekte. In eingeschränkteren Varianten können die Schülerinnen und Schüler selbst auswählen oder auf bestimmte Einzelaspekte verpflichtet werden. Inhaltlich stehen ganz unterschiedliche Aspekte zur Auswahl, z.T. auf der Basis von Romanauszügen, z.T. auf der Basis von Interpretationen und dementsprechend mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden (* bis ***).

 

Empfohlen werden bei einem Minimalprogramm zur Diskussion im Anschluss M 12, M 14, M 17 und M 19.

 

- Romantische Liebe und Eifersucht Teil 1 (M 10a; **)

- Romantische Liebe und Eifersucht, Teil 2 (M 10b; ***)

- Romantische Freude des Helden (M 11; *)

- Lichtensteins Wirkung auf Georg (M 12; *)

- Das Bärbele schwätzt schwäbisch (M 13; **)

- Schwabenlob (M 14; **)

- Sympathielenkung (M 15; **)

- Das Bärbele (M 16, ***)

- Der Pfeifer von Hardt (M 17; ***)

- Der Pfeifer von Hardt in Postkarten (M 18/18a; **)

- Der Erzähler lässt sich in die Karten schauen (M 19; ***)

- Das wunderbare Ende der romantischen Sage (M 20; *)

 

Der Zielaspekt für die Schlussdiskussion ist eindeutig: Wie wird im Roman „Lichtenstein“ württembergische Identität konstruiert?

AB 11

 

AB 12

 

AB 20

AB 10a

 

AB 13

 

AB 14

 

AB 15

 

AB 18/

AB 18a

 

AB10b

 

AB 16

 

AB 17

 

AB 19

2.6 Reflexion/

Problematisierung: „Lichtenstein“ als schwäbischer Roman und die „historische Wahrheit“?
In einer Schlussrunde sollen die Ergebnisse des Lernzieles bzw. der Gruppenarbeit genutzt werden, um mithilfe des zusätzlichen Impulses M 21 der Frage nachzugehen, inwiefern „Lichtenstein“ ein Beitrag zur Erfindung der schwäbischen Identität im 19. Jahrhundert war.   AB 21  

Fakultativ

2.7 Literarische Weiterungen
Ausgehend vom Roman werden hier noch Materialien zu Hauffs Leben und Werk (M 23/M 24) sowie weitere literarische Texte, die die Lichtenstein-Thematik aufnehmen, angeboten (M 25).  

AB 23/

AB 24

 

AB 25

 

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -