Gefallenengedenken und Erinnerungskultur nach dem Ersten Weltkrieg: Das Kriegerdenkmal in Stuttgart-Münster

Lernorterkundung

Die didaktische Struktur der Exkursion ist hier ausführlich dargestellt, in tabellarischer Form aber auch als D 1 in den Materialien vorhanden.

Es bietet sich an, die Hinfahrt mit Bus oder Bahn für ein Brainstorming zu nutzen. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich zunächst überlegen, ob sie bereits ein Kriegerdenkmal kennen bzw., falls nicht, wie ein derartiges Denkmal gestaltet sein könnte. Folgende Fragen können die Schülerinnen und Schüler zunächst alleine (think-Phase) überlegen:

  • Was ist überhaupt ein Gefallenen/Krieger-Denkmal?

  • Welche Elemente/Bestandteile erwarten wir bei einem Denkmal für gefallene Soldaten? Warum?

  • Wie würden wir ein derartiges Denkmal gestalten?

Alternativ können die Schülerinnen und Schüler auf ein vorstrukturiertes Blatt Papier Gestaltungsvorschläge einzeichnen. ( AB 1 )
Auf dem Fußmarsch zum Denkmal können sich die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen austauschen (pair-Phase).

Am Friedhof angekommen sollte man zunächst auf dem Vorplatz ohne Sicht auf das Denkmal den Austausch ins Plenum überführen. Gleichzeitig ist hier der Ort, nochmals an den 1.Weltkrieg im Unterricht anzuknüpfen, insbesondere an die charakteristischen Merkmale dieses Krieges wie z.B. Materialschlachten, Rolle der Technik, Giftgas, Stellungskrieg, hohe Verlustzahlen etc.

Mit Hilfe von AB 2 können sodann eher typische Kriegerdenkmäler aus der ersten Nachkriegszeit betrachtet werden, die für eine patriotisch-sinnstiftende Form des Gefallenengedenkens stehen können. Die Werbebroschüre des Stuttgarter Bildhauers Klaiber, der sich offenbar stark auf diese Denkmalkunst spezialisiert hat, zeigt die Verehrung der Gefallenen als "Helden" sowie Symbole wie das Eiserne Kreuz oder den Lorbeerkranz.

Der Kontrast zwischen diesen Denkmaltypen und dem Denkmal von Stuttgart-Münster mit seiner pazifistischen Note wird damit schnell klar, wenn man sich nun dem Denkmal nähert. Zunächst sollte das Denkmal umschritten, von allen Seiten betrachtet und genau beschrieben werden.
Ein ausführliches, auch auf andere Denkmäler übertragbares Analyseschema findet sich auf dem Methodenblatt AB 5 .
Mögliche Leitfragen sind:
- Wo und wie wurde das Denkmal aufgestellt und gestaltet (Aufbau, Symbole, Schrift, Ort)?
- Welche Unterschiede zur Werbung lassen sich erkennen?
- Wie lassen sich die Unterschiede erklären?

Im Gegensatz zu Denkmalwerbung können sicherlich das Fehlen einer Person, der Verzicht auf den Begriff "Helden", die Pelikan-Symbolik und die Aufschrift "Nie wieder Krieg" genannt werden.

An dieser Stelle kann sich dann mit Hilfe von Gemeinderatsprotokollen aus der Entstehungszeit des Denkmals ( AB 3 ) sowie Hintergrundinformationen zur sozialdemokratischen Tradition des Arbeitervororts Münster, z.B. die Wahlstatistik von 1919, eine vertiefende Analyse der Entstehung des Denkmals anschließen. Neben der klassischen rezeptiven Erarbeitung der Quellen (Aufgaben a-c) kann auch ein Rollenspiel durchgeführt werden, das versucht, die Gestaltung des Denkmals aus verschiedenen Blickwinkeln zu beurteilen.

Im Anschluss daran können sich die Schülerinnen und Schüler an Hand von zwei amtlichen Schreiben aus dem Jahre 1935 damit auseinandersetzen, wie das Denkmal im Nationalsozialismus behandelt wurde. ( AB 4 ) Dazu sollte der Zustand der Inschrift "Nie wieder Krieg" heute mit dem Foto des Denkmals von 1926 verglichen werden. ( B 4)

Als Abschluss können die Schülerinnen und Schüler einzelne Namen der Gefallenen mit Hilfe der Gräbersuche des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge recherchieren und über den dort angezeigten Soldatenfriedhof und das Sterbedatum die Schlacht bzw. das Kriegsgeschehen herausfinden, bei dem der jeweilige Soldat gefallen sein könnte. Viele Soldaten aus Münster sind wohl während der Somme-Schlacht 1916 gefallen, wo württembergische Einheiten zum Einsatz kamen. Damit kann nochmals der Rückbezug auf die Materialschlachten und andere Charakteristika des Krieges hergestellt werden.

Auf dem Rückweg lohnt es sich, das Denkmal für die Opfer des 2.Weltkriegs von Ernst Yelin (1960) in unmittelbarer Nähe zu betrachten.

 

- Kompetenzzentrum für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht -