Alltag im Ersten Weltkrieg: Materialschlacht und Heimatfront
Hintergrund
Bedeutung
Hermann Föller (1894 - 1917)
Hermann Föller war ein einfacher Soldat aus dem badischen Dorf Königsbach, der vor 1914 keinen Wehrdienst geleistet hatte und erst nach Kriegsbeginn eingezogen wurde. Er kam als Infanterist an mehreren Brennpunkten der Westfront zum Einsatz und überlebte die großen Materialschlachten im Artois 1915 und an der Somme 1916. Sein Überleben in diesen Schlachten war ebenso wie sein Tod im Juli 1917 infolge einer Verwundung durch 'friendly fire' im Alltag des Stellungskriegs abhängig von den Zufällen, denen er ausgeliefert war. Das Schicksal des Soldaten Hermann Föller kann damit als repräsentativ angesehen werden für das Kriegserlebnis von Millionen von Soldaten, und für das massenhafte Sterben an der Front, das vielfach keinerlei unmittelbare Auswirkungen auf das Geschehen hatte - viele Soldaten starben wie Hermann Föller in Situationen, die für die Kriegführung zunächst völlig belanglos waren.
Hermann Föllers Briefe machen deutlich, dass der Alltag an der Front viele Seiten hatte, von denen der eigentliche Kampf nur eine war. Diese Seite wiederum thematisierte er - wie viele Soldaten - in seinen Briefen nur andeutungsweise, wohl um seine Angehörigen zu schonen. Diese 'Leerstelle' kann durch den Brief eines anderen badischen Kriegsteilnehmers gefüllt werden, der unverblümt vom Grauen der Kämpfe berichtet.
Hermann Föllers Briefe machen jedoch deutlich, dass das Leben an der Front auch unabhängig von der Bedrohung durch den Gegner sehr belastend war. Die optionale Einbeziehung (übersetzter) französischer Quellen macht deutlich, dass die Soldaten auf der anderen Seite der Front den Krieg im Wesentlichen gleich erlebten.
Die Kämpfe an der Westfront, an der Hermann Föller ausschließlich eingesetzt war, entschieden den Ausgang des Ersten Weltkriegs. Obwohl das Deutsche Reich mit seinen Bündnispartnern in Russland und auf dem Balkan siegreich war und Anfang 1918 eine große Zahl von Soldaten von Russland an die Westfront verlegte, konnte es nach den überaus verlustreichen Kämpfen der Jahre 1914 bis 1917 und den weiteren schweren Verlusten im Frühjahr und Sommer 1918 die zahlenmäßige Überlegenheit Frankreichs, Großbritanniens und der USA nicht mehr kompensieren. Insofern trug der vordergründig 'sinnlose' Tod vieler Soldaten in ergebnislosen Schlachten ebenso wie der Tod von Soldaten wie Hermann Föller, die im Alltag des Stellungskriegs starben, dazu bei, dass das Deutsche Reich sich schließlich gezwungen sah, um Waffenstillstand zu bitten.
Freiburg und der Krieg in der Freiburger Zeitung
Wie überall im Deutschen Reich prägte der Krieg auch in Freiburg und Umgebung den Alltag in vielfältiger Weise, so etwa in Form des bald deutlich spürbaren Mangels an Konsumgütern und der Abwesenheit zahlreicher Männer. Artikel beziehungsweise Anzeigen aus der Freiburger Zeitung machen deutlich, wie sehr der Krieg den Alltag in der 'Heimat' beeinträchtigte, auch wenn gleichzeitig Konzerte und Unterhaltungsfilme den Anschein von Normalität aufrecht erhielten.
Eine Besonderheit Südbadens war die Nähe zur Front in den Vogesen, die zwischen dem Buchenkopf (Tete des Faux) im Norden und dem Hartmannsweilerkopf (Hartmannswillerkopf bzw. Vieil Armand) im Süden in Luftlinie nur rund 60 Kilometer entfernt war. Das Artilleriefeuer aus den Vogesen war in Freiburg zu hören, und aufgrund der Nähe zur Front war Freiburg - wie andere Städte im Westen Deutschlands - für französische und britische Bomber gut zu erreichen.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -