Methodenvorschlag

Erweiterungsmöglichkeiten

1. Die Sibyllensage

a. Zur Geschichte und Bedeutung

Die Sibyllensage ist zweifellos die populärste Sage des Kirchheimer Raums. Sie gilt als Paradebeispiel dafür, dass Sagen nicht aus uralter Zeit stammen, wie lange angenommen wurde, demnach "keine Überbleibsel sind aus grauer Vorzeit, sondern zuallererst literarische und volkskundliche Dokumente ihrer Zeit, nämlich derjenigen Zeit, in der sie aufgeschrieben wurden, also des 19. und 20. Jahrhunderts" (Graf, S. 8).
Nach Rolf Götz wurde in frühhumanistischer Zeit eine der aus der Antike als Weissagerinnen bekannten Sibyllen in die Höhle unter der Teck verpflanzt, 1531 ist erstmals der Name "Sibyllenloch" belegt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Sage in vielfältigen Varianten mündlich weitererzählt, so dass auch von einem "Sagenkranz" um die Sibylle von der Teck gesprochen wird.
Der schwäbische Poet Gustav Schwab hat in seinem "Albführer" von 1823 erstmals das eigenartige Phänomen der Linien im Lautertal mit der Sibyllenhöhle verknüpft und sie als Spur ihres "feurigen Zauberwagens" sagenhaft erklärt.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auch die Sage von den drei feindlichen Brüdern auf Wielandstein in einen Zusammenhang mit der Sibyllensage gebracht. Die drei Brüder wurden jetzt die drei bösen Söhne der Sibylle.
1898/99 wurden bei größeren Ausräumarbeiten in der Höhle u. a. Knochen des kleinen Höhlenlöwen gefunden. Daraus ergab sich wohl zusätzlich die Vorstellung von einem von zwei wilden "Katzen" gezogenen Wagen.
Lange Zeit trug das Bild der Sibylle negative, ja dämonische Züge; als Hexe hinterließ sie bei ihrer Wagenfahrt auf den Feldern des Lautertals eine Spur der Dürre. Mitte des 19. Jahrhunderts wandelte sich diese Einschätzung, und Sibylle wurde nun zu einer Patronin, zu einer Art "Schutzgöttin" des Landes um die Teck. (vgl. Götz, S. 9ff.)

b. Unterrichtsmaterial

In unserem Unterrichtsmodul wird eine Erzählfassung des Kirchheimer Lehrers Carl Mayer verwendet. Er gab 1908 ein "heimatkundliches Lesebüchlein" heraus, das in den folgenden Jahrzehnten im Heimatkunde-Unterricht im Kirchheimer Raum weite Verbreitung fand. ( AB 7 Sibyllensage)

2. Vorschlag für eine Lernorterkundung

Die unterrichtliche Verwendung dieses Moduls bietet sich sehr für die Verknüpfung mit einer Lernorterkundung an. Besonders geeignet erscheint z. B. ein Wandertag oder ein Ausflug mit einer 6. Klasse, wenn die "Schwäbische Alb" im Fach Erdkunde und die "Römer in Germanien" im Fach Geschichte bereits Unterrichtsgegenstand waren.
Die folgenden Erläuterungen verstehen sich als Hintergrundinformation für die Lehrkraft, die mit ihrer Klasse eine Lernorterkundung entlang des Albtraufs im Lautertal plant.
Zu Grunde gelegt ist dabei eine der "klassischen" Alb-Wanderungen vom Parkplatz Bölle unterhalb der Teck bis zur Diepoldsburg mit folgenden Stationen:
Burg Teck - Sibyllenhöhle - Gelber Fels - Veronikahöhle - Sattelbogen - Ruine Diepoldsburg (Rauber).

Empfohlen wird dazu die Anfahrt mit dem Bus bis zum Parkplatz Bölle; die Bus- Rückfahrt erfolgt dann vom Endpunkt der Wanderung bei der Diepoldsburg aus. Alternativ ist auch der Abstieg vom Sattelbogen nach Brucken und die Rückfahrt mit Teckbahn oder Bus sowie der S 1 ab Kirchheim möglich. (AB 8 Beschreibung Lernorterkundung Wanderung)

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.