Die Burg Wildenberg – Burganlage eines Mannes aus der Führungsschicht des Stauferreiches

Methodenvorschlag

Verlaufsplanung mit Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise
Material
G M E (G8/G9)
1. Doppelstunde

 Einstieg

Konfrontierung mit dem Unterrichtsgegenstand

Der Einstieg erfolgt mithilfe eines Luftbildes (B21) der Burgruine Wildenberg. Die Folie wird dabei teilweise verdeckt, sodass für die Schülerinnen und Schüler nur Ausschnitte erkennbar sind. Das „Rätselraten“ wirkt motivierend und weckt das Interesse der Lernenden. Ergänzt werden kann diese Luftaufnahme durch eine Rekonstruktionszeichnung (B8), welche die Burg zu Beginn des 13. Jahrhunderts zeigt. Die Schülerinnen und Schüler beschreiben die Abbildungen, nennen dabei bereits Bestandteile einer Burganlage und schildern, wie das Gebäudeensemble (in der Rekonstruktion) auf sie wirkt. Gleichzeitig wird – sofern nicht bereits durch die Schülerinnen und Schüler geschehen – erklärt, dass es sich bei dieser Ruine um die der Burg Wildenberg handelt.

 B 21

B 8

Erabeitungsphase 1

Den Schülerinnen und Schülern wird erläutert, dass sie sich jetzt in Form einer Geschichtserzählung (D3) auf eine „Zeitreise“ zurück in das Hochmittelalter (13. Jahrhundert) begeben werden, als die Adelsfamilie von Dürn, welche die Wildenburg erbauen ließ, in der Burg lebte und dort ihren Herrschaftssitz hatte.

Die Geschichtserzählung bietet vielfältige methodische Möglichkeiten der Verwendung im Unterricht. Im G- und im M-Niveau erscheint der Einsatz der „Hörspielvariante“ (A1) sinnvoll, für Schülerinnen und Schüler im E-Niveau eher das gemeinsame Vorlesen der Erzählung mit verteilten Rollen. Man könnte auch im Vorfeld der Stunde bereits Schülerinnen und Schüler instruieren, den Text für den Vortrag mit verteilten Rollen vorzubereiten und dann in der Stunde vorzutragen.
Um „aktives Zuhören“ bei den Lernenden zu erzielen, sollte an dieser Stelle das Arbeitsblatt 1a-b zum Einsatz kommen. Ein anschließendes Unterrichtsgespräch bietet hier die Möglichkeit die zentralen Bestandteile der Burg und ihre Funktion intensiver zu beleuchten. 

  (D 1)

A1

AB 1a

  D 1

A1

AB 1b

 Ergebnissicherung  Zur Sicherung der Ergebnisse dient das Arbeitsblatt 2a-b mit einer Rekonstruktionszeichnung und einem Grundrissplan der Burg. In den Grundrissplan können die Schülerinnen und Schüler den Weg der beiden Hauptfiguren der Erzählung (Salzhändler Godehard und sein Sohn Tilman) einzeichnen. Die Aufgaben 1 und 2 erledigen die Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit.  AB 2a   AB 2b
 Erarbeitungsphase 2

Die Ergebnisse aus der Erarbeitungsphase I werden nun mit Hilfe das Arbeitsblattes 3a-c vertieft und erweitert. In Partnerarbeit erschließen sich die Lernenden die Funktion und den Aufbau der Burganlage und können zusätzlich die Funktionen wichtiger Burgbestandteile erklären. Mit Hilfe eines Buchstabenrätsels vertiefen die Lernenden im G-Niveau ihr Wissen über die verschiedenen Elemente der Burganlage und deren Funktion. Die Schülerinnen und Schüler im M- und E-Niveau informieren sich mittels eines Buchstabenrätselns über die Aufgaben von Burgen und die Gründe, die zu ihrem Bau geführt haben. Das Buchstabenrätsel fördert die Konzentration zum aufmerksamen Lesen und kann auch in Einzelarbeit erledigt werden.

Die Aufgabe 3 im G- und M-Niveau bzw. die Aufgabe 4 im E-Niveau schafft als kreative Schreibaufgabe die Verbindung zwischen der Geschichtserzählung und den Ergebnissen der Erarbeitungsphase II und bietet den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus die Möglichkeit, die neu gewonnen Informationen zu verarbeiten. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Art von Lernzielüberprüfung.

Der Kaufmannssohn Tilman eignet sich für die Schülerinnen und Schüler hierbei besonders als Identifikationsfigur. In dem die Lernenden in seine Rolle schlüpfen und seiner Schwester Irmingard davon berichten, was sie am meisten auf der Burg beeindruckt hat (G-Niveau) oder was die Besonderheiten und Funktionen einer Burganlage wie der Burg Wildenberg sind (M-Niveau), wenden sie ihr zuvor theoretisch erlangtes Wissen aktiv an. Die Aufgabe 4 (AB 3c) im E-Niveau dient der historischen Differenzierung. Beide Gruppen von Lernenden nennen ihre Erarbeitungsergebnisse, so dass die Veränderungen zwischen der Burganlage des Hochmittelalters und dem Erhaltungszustand der heutigen Ruine deutlich werden. Die Aufgabe kann auch als Hausaufgabe bearbeitet werden.

 AB 3a AB 3b   AB 3c  
2. Doppelstunde
 Erarbeitungsphase 1

 In der zweiten Doppelstunde erfolgt eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Erbauer und ersten Burgherrn der Burg Wildenberg Ruprecht von Dürn. Themen wie „Grundherrschaft“ und „Lehen“ sollten hierzu bereits in vorausgegangenen Unterrichtstunden behandelt worden sein. Es wird an das Thema „Reisekönigtum“ aus den Standards für inhaltsbezogene Kompetenzen der Klassenstufen 5/6 angeknüpft. Bei Schulklassen, die aus der Region (Odenwald/Bauland) kommen, bietet es sich an, vorab darüber zu informieren, dass die Herren von Dürn bis zum Ende des 13. Jahrhunderts die direkte Herrschaft über das Land und die hier lebenden Menschen ausübten.
Mittels des Arbeitsblattes 4a-c erhalten die Lernenden Grundinformationen über den Erbauer der Burg Wildenberg Ruprecht von Dürn und seine Position innerhalb der Hierarchie des Staufferreiches. Zusätzliche Information über die Geschichte der Adelsfamilie von Dürn und die genauen Beweggründe, die zum Bau der Burg führten, für die Lehrkraft bietet D2.

 AB 4a

D 2

AB 4b 

D 2

AB 4c 

D 2

 Erarbeitungsphase 2

 Die hier gewählte Art des Zugangs zur näheren Beschäftigung mit Ruprecht von Dürn bietet den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, mit „echter“ Geschichte in Kontakt zu treten, und zwar in Form von kaiserlichen Urkunden, in denen Ruprecht von Dürn als Zeuge wichtiger Reichsgeschäfte genannt ist.

Der Umgang mit Textquellen spielt im Geschichtsunterricht eine wichtige Rolle, doch nur selten kann mit Relikten der Vergangenheit in ihrer originalen Form gearbeitet werden. Mittels eines Beamers zeigt die Lehrperson der Klasse zwei Kaiserurkunden (B1 und B2), deren Merkmale anschließend in einem fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch besprochen werden.
Informationen zu wichtigen Bestandteilen einer mittelalterlichen Urkunde erhält die Lehrkraft aus dem darstellenden Text D3, der auch den Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden kann. Die Urkunde kann auch auf Originalgröße (ca. 35 x 50 cm) vergrößert und den Lernenden an die Hand gegeben werden.
In Kleingruppen betrachten die Schülerinnen und Schüler die Urkunde (T1) genauer und lokalisieren den Namen Ruprecht von Dürns im Urkundentext. Das Auffinden seines Namens macht Ruprechts Nähe zum Kaiser für die Schülerinnen und Schüler auch optisch sichtbar.

B 1

B 2

D 3

T 1

 Ergebnissicherung  Zur Sicherung der Ergebnisse dient das Arbeitsblatt 5. Die Lernenden beschäftigen sich in Einzel- oder Partnerarbeit mit einer weiteren Kaiserurkunde, ordnen die wichtigsten Merkmale zu und lokalisieren den Namen Ruprecht von Dürns. Zur leichteren Orientierung kann die Lehrkraft die Urkunde (T2) in Originalgröße (ca. 41 x 42 cm) zur Verfügung stellen. Gegenwartsbezug wird hergestellt, indem die Schülerinnen und Schüler die Merkmale mittelalterlicher Urkunden mit heutigen Urkunden vergleichen.  

 AB 5

T 2

 Vertiefung

Die Kaiser des Mittelalters, wie Friedrich I. und sein Sohn Heinrich VI., mussten ihr Leben lang von Ort zu Ort reisen, um ihre Herrschaft auszuüben. So lässt sich anhand der Herrscherurkunden eine relativ detaillierte „Regierungsreiseroute“ erstellen. Insofern kann anhand der Urkunden auch dargelegt werden, an welchen Orten sich Ruprecht von Dürn zu bestimmten Zeiten aufgehalten hat.

In einer handlungsorientierten Kartenarbeit können die Schülerinnen und Schüler mittels des Arbeitsblattes 6a die Reisen, auf denen er Kaiser Friedrich Barbarossa begleitet hat, nachvollziehen und erkennen dabei die gewaltigen Entfernungen, welche Ruprecht von Dürn mit dem kaiserlichen Gefolge teilweise zurückgelegt hat. Dies verdeutlicht, dass sich der Herrschaftsbereich der Stauferkaiser weit über die heutigen Grenzen Deutschlands hinaus erstreckte. 

 AB 6a AB 6b   

 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -