Militarismus, Nationalismus - Pazifismus, Sozialismus - Zwei Wege ins 20. Jahrhundert: Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und Gustav Landauer.

Hintergrund

Bedeutung


Insbesondere in Krisenzeiten und Zeiten von Umbrüchen stellt sich für die verschiedenen Bereiche des Lebens – für den Einzelnen, die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft – die Frage, inwiefern traditionelle Werte und Elemente beibehalten werden sollen, aber auch, inwiefern neue Wege beschritten und welche Brüche mit dem Bisherigen gewagt werden können.
Der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik zeigt eine solche Zeit des Umbruchs, die Zeit der Revolution von 1918/19 stellt das Traditionelle in Frage und lässt neue Ideen in größerem Maße zu Tage treten, gleichzeitig steht die neue Republik vor der Herausforderung, weite Kreise der Bevölkerung von sich zu überzeugen, um zukünftige Stabilität und einen wirtschaftlichen Wiederaufbau gewährleisten zu können.
Der biografische Ansatz ermöglicht es, Denken und Handeln Einzelner in diesem Spannungsfeld zu betrachten und zu analysieren. Gustav Landauer und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, beide 1870 geboren und 1888 Absolventen des Großherzoglichen Gymnasiums in Karlsruhe, sind Spiegelbilder einer sich in verschiedene Richtungen entfaltenden Gesellschaft Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

B 13 Portrait Gustav Landauer 1919

Landauer, führendes Mitglied der Münchner Räterepublik (1919), setzte sich als Herausgeber der Zeitschrift „Der Sozialist“, Literat und Pazifist aktiv für eine gesellschaftliche Neugestaltung der Gesellschaft ein und kritisierte die militaristische Gesellschaft und Monarchie des Kaiserreichs. 

  

B 14 Gustav Krupp von Bohlen und Halbach (Radierung) ca. 1914

Krupp von Bohlen und Halbach, der 1906 Berta Krupp, die Erbin des Krupp-Konzerns, heiratete und fortan zur zentralen Führungsperson des Unternehmens wurde, spiegelt die enge Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus wider.  

Beide Wege werden in Hinblick auf die Begriffe „Militarismus“, „Nationalismus“, „Pazifismus“ und „Sozialismus“ beleuchtet, wobei Landauers Entwurf eines sich sowohl vom sozialdemokratischen als auch vom marxistischen unterscheidenden Sozialismus-Begriff und seine pazifistische Grundhaltung dabei in Kontrast zum national und wirtschaftlich orientierten Denken von Gustav Krupp von Bohlen und Halbach gesetzt werden.

Beide Personen werden aber auch von der Nachwelt unterschiedlich bewertet, sodass auch Rückschlüsse auf die jeweiligen Phasen der deutschen Geschichte und ihrem Verhältnis zu Tradition und Moderne gezogen werden können. 


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Karlsruhe -


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