Der Schwörmontag: Ein Rechtsakt als Instrument zur Identifikation?

Hintergrund

Zeittafel

Weinhof aus der Vogelperspektive, 1597

B 16 Weinhof aus der Vogelperspektive, 1597.
An den Wachturm der ehemaligen Pfalz, den "Luginsland", war das Schwörhäuslein angebaut (1). Der neue Bau (2) steht seit 1593 anstelle des Strölinhofs, wo die Ulmer dem Kaiser gehuldigt hatten.
(©) Stadtarchiv Ulm, F3, Ans. 984 / Dieses Bild ist von der Lizenz Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

854
Erste urkundliche Erwähnung Ulms als königliche Pfalz.
Ein vom König beauftragter Reichsvogt kontrollierte die Pfalz. Ihm oblagen die richterliche Gewalt und auch die Finanzhoheit. Der Reichsvogt ernannte einen örtlicher Stellvertreter, den Ammann, zu seiner Unterstützung. Der Ammann musste vom König bestätigt werden.

1255
Erste urkundliche Erwähnung eines Rates, der aus 31 Mitgliedern besteht. Ulm wird ein eigener, von der Pfalz getrennter Rechtsbezirk. Der Ammann wird zum obersten königlichen Beamten der Stadt. Er hat den Vorsitz im Stadtgericht, das aus ihm und zwölf Ratsherren (Schöffen) besteht.

1292
Erste urkundliche Erwähnung eines "capitaneus" (wahrscheinlich Bürgermeister) und von zehn Zunftmeistern.

1296
Ein patrizisch besetzter Rat von 63 Mitgliedern ("63 personae meliores de civitate") wählt alljährlich den Ammann. Die Wahl muss vom König bestätigt werden. Diese 63 "besseren Männer" bestehen vermutlich aus den jeweils 31 Mitgliedern des alten und neuen Rates und dem Bürgermeister ("magister civium").

1345
Auseinandersetzungen zwischen Patriziern und den wirtschaftlich wie gesellschaftlich aufstrebenden Zünften erreichen ihren ersten Höhepunkt. Im "Kleinen Schwörbrief" erhalten die Zünfte Zugang zum Stadtregiment und stellen die Mehrheit (17 Zunftmeister, 14 Patrizier)

1397
Großer Schwörbrief. Die Zünfte dominieren das Stadtregiment, die Patrizier verlieren ihr aktives Wahlrecht. Der Große Rat besteht aus 30 Zunftmitgliedern und 10 Patriziern.

1548
Auflösung der Zünfte durch Karl V. Wiederherstellung der patrizischen Macht. Nach etwa 200 Jahren müssen die Ulmer nicht mehr dem Bürgermeister, sondern dem Kaiser Treue schwören.

1558
"Neuer Schwörbrief". Vordergründiger Versuch an alte Traditionen von 1397 anzuknüpfen, indem der Schwörtag (erstmals SchwörMONTAG) wieder eingeführt wurde, jedoch blieb die patrizische Dominanz im Rat. Verfassung blieb bis 1802 bestehen.

1802
Ende der Reichsstadtzeit, Ulm fällt an Bayern, Verlust der eigenen Verfassung

1933
Wiederbelebung der Schwörmontagstradition durch die Nationalsozialisten, ideologische Akzentverschiebung

1939 - 1945
Wegen des Zweiten Weltkriegs wird der Schwörmontag nur sporadisch begangen

1949
Wiederbelebung der Schwörmontagstradition durch den neuen Oberbürgermeister Theodor Pfizer

Überblick über die Geschichte des Schwörmontags: D 1

Neuanfang in Ruinen � Schwörmontag

B 17 Neuanfang in Ruinen - Schwörmontag 1949
© Stadtarchiv Ulm, Chr.Zb. 8.8.1949 / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

letzte Änderung: 2016-10-23

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