Zwei Gesichter des Krieges - 1. Landsturm-Infanterie-Bataillon Offenburg
Hintergrund
Bedeutung
Fotografiegeschichte des Ersten Weltkrieges
Der Erste Weltkrieg brachte eine neue Qualität der visuellen Darstellungen mit sich. Ursache hierfür waren die Erfindung der Filmkamera und insbesondere die Verbreitung der Amateurfotografie, die wiederum auf die Entwicklung stativloser Handbalkenkameras zurückzuführen ist. In der Folge war es nun möglich, Fotografien in bisher noch nie dagewesener Zahl zu vervielfältigen.
Auch die Presse druckte Bilder in großer Anzahl und ganz besonders die Fotografie und das Bildplakat wurden zu einem mächtigen Instrument der staatlichen Propaganda und Manipulation.
Fotografen und Kameras waren fortan Begleiter der Soldaten, die die Schlachtfelder Europas aufnahmen und im Namen der Propaganda ihren visuellen Beitrag zur Stärkung der Heimatfront leisteten.
Einige Historiker gehen sogar so weit, von einem regelrechten „Medienkrieg“ (Gerhard Paul) oder von „Bildpressefeldzügen“ (Aby Warburg) zu sprechen.
Soldatische Fotografie (1. Gesicht des Krieges)
Die insgesamt 41 überlieferten visuellen Botschaften (Fotos, Fotopostkarten und Ansichtskarten) des 1. Landsturm-Infanterie-Bataillons Offenburg entstammen aus einer Privatsammlung (Uwe Schellinger) und sind beredte Zeugen einer neuen Instanz der visuellen gesellschaftlichen Kommunikation zwischen den Soldaten an der Front und ihren Angehörigen in der Heimat. Besonders die fotografischen Postkarten sind eine zentrale Quelle für die Wahrnehmung und Deutung des Ersten Weltkrieges durch die Soldaten. In der Regel handelt es sich dabei nicht um Schnappschüsse, sondern um von einem oder mehreren professionellen Fotografen arrangierte Szenen.
Staatliche Bildpropaganda (2. Gesicht des Krieges)
Die von den Soldaten an die Heimatfront kommunizierten Bilder des Ersten Weltkrieges standen dabei in Widerspruch zu denen der offiziellen staatlichen visuellen Weltkriegspropaganda. Sowohl die Auswahl der Motive (Alltagsszenen) als auch die Bildbotschaften (‚lustiges Soldatenleben‘) entsprach damit nicht den von der staatlichen Bildpropaganda häufig gewählten Mitteln der Heroisierung (der eigenen Soldaten) und der nicht selten damit einhergehenden Dehumanisierung (des Feindes).
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.