Der Weg in den Widerstand: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und das Attentat vom 20. Juli 1944

Behandlung des Themas in der Schule

Behandliung des Themas

2.1 Bildungsplan

Sekundarstufe II

Standard inhaltbezogene Kompetenzen

Gymnasium: Kursstufe (2-stündig): Deutschland im Spannungsfeld zwischen Demokratie und Diktatur
Die Schülerinnen und Schüler können Ausmaß und Formen von Akzeptanz und Widerstand in der Bevölkerung erörtern und beurteilen.

Kursstufe (4-stündig): Deutschland im Spannungsfeld zwischen Demokratie und Diktatur
Die Schülerinnen und Schüler können Gründe für Ausmaß und Formen von Akzeptanz und Widerstand in der Bevölkerung erörtern und die Problematik von Widerstand in totalitären Systemen diskutieren.

Berufliches Gymnasium, Jahrgangsstufe 1: LPE 4 Demokratie und Diktatur in Deutschland: Widerstand
Berufsoberschule, 1. Schuljahr: LPE Demokratie und Diktatur in Deutschland: Ideologie und Herrschaftspraxis des Nationalsozialismus
Einjähriges Berufskolleg zum Erwerb der Fachhochschulreife: LPE Demokratie in Deutschland/Diktatur: Widerstand

Zweijähriges Berufskolleg/BK I: LPE Demokratie in Deutschland/Diktatur: Widerstand

Johann Georg Elser

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Johann Georg Elser und Claus von Stauffenberg in der Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand


2.2 Didaktische Hinweise

Das Unterrichtsmodul wird über weite Strecken als Gruppenarbeit organisiert, was zum einen dem Umfang und der Komplexität der Thematik geschuldet ist - hier muss arbeitsteilig vorgegangen werden - und zum anderen einen ständigen Austausch der Schülerinnen und Schüler ermöglicht, der für eine Annäherung an die Person Claus von Stauffenbergs und seine Tat notwendig ist.

Bendler-Block

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Bendler-Block; heute Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Stauffenbergstraße, Berlin
© Dr. Ines Mayer 2014

Folglich werden hier in besonderer Weise die Sozial- und Kommunikationskompetenz gefördert. Überdies führt die Auswertung unterschiedlicher Materialien - Texte, Rundfunkansprache, Karte, Live-Ticker usw. - zur Stärkung der Methodenkompetenz

 Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand

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Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
© Dr. Ines Mayer 2014

Die Auseinandersetzung mit der Rezeptions- und - wahlweise - Erinnerungsgeschichte stärken überdies die Urteilskompetenz der Schülerinnen und Schüler.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg

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Claus Schenk Graf von Stauffenberg
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand


2.3 Verlaufsplanung/Materialien

Zeit/
Phase
Inhalte/
methodische Hinweise:

Modul ist nur für Sek. II geeignet!
Material
G M E
1. Doppelstunde: Ereignisse des 20. Juli 1944; Stauffenbergs Wandel
Einstieg Anfang der Rundfunkansprache Hitlers vom 21.7.1944 (A1) wird eingespielt: entweder
- anspielen bis Z.10 ("hat ein Komplott geschmiedet"): Frage an die Schülerinnen/Schüler nach dem Bezug; nach Klärung Ausgabe der Transkription (M1) und Einspielen der Ansprache fortsetzen;
- oder kurze Einführung/Kontextualisierung durch die Lehrkraft, dann Ausgabe der Transkription T1 und Einspielen der Ansprache.

A 1 interner link

T 1

Besprechung
  • Geben Sie wieder, wie Hitler den Sachverhalt darstellt.
  • Erklären Sie seine Redeabsicht.
T 1
Überleitung Was ist am 20. Juli 1944 passiert?
Gruppeneinteilung (4-5 Schülerinnen/Schüler je Gruppe)
Erarbeitung 1 Die SuS rekonstruieren die Ereignisse mit Hilfe verschiedener Materialien (D1-D3; D1 kann auf DIN A 3 kopiert werden); Arbeitsteilung und gegenseitige Information innerhalb der Gruppe; Ergebnissicherung (AB1)

D 1

D 2

D 3

Besprechung der Gruppenergebnisse
evtl. Notizen (an Tafel o.a.) und Verständigung auf drei bis vier Hauptursachen für das Scheitern:
- Hitler überlebt die Explosion (nur ein Zünder, Holzbaracke)
- zwei Schauplätze / Doppelfunktion Stauffenbergs --> Zeitverlust
- Hitler überlebt das Attentat; Zögern und Weigerung Fromms, die Befehle auszulösen
- keine Kontrolle über Rundfunk erlangt �
AB 1
Überleitung Mit Hilfe von D7 werden vom Lehrer die Folgen des Attentats referiert. D 7
Problematisierung Motive der Attentäter? Leitfrage: Warum unternimmt Stauffenberg das Attentat? Evtl. können Beiträge bzw. Thesen der Schüler vom Lehrer schriftlich festgehalten werden.
Erarbeitung 2 In fünf Gruppen werden - thementeilig - Plakate zu den Stationen von Stauffenbergs Entwicklung gestaltet. AA wird auf AB2 und 2a ausgegeben.
(Silhouetten können mit Tageslichtprojektor oder Beamer auf Plakate projiziert und nachgezeichnet werden (am besten parallel zum GA-Prozess).)
Materialien werden an die Gruppen ausgegeben; entweder
erhalten alle die gleichen Materialien oder (nach Leistungsstand) differenziert:

AB 2

AB 2a

AB 2

AB 2a

AB 2

AB 2a

- Gruppe 1: D4 (Biografische Zeitleiste), T2 (Zitate von Stauffenberg und Zeitgenossen)
- Gruppe 2: D4, T2, D5 (Eidesformeln)
- Gruppe 3: D4, T2, D5
- Gruppe 4: D4, T2, D5, D6 (Gehorsam und Eidbruch)
- Gruppe 5: D4, T2, T3 (geplante Regierungserklärung), D5, D6

D 4

T 2

D 4

T 2

D 5

D 4

T 2

D 5

D 6

(T 3)

2. Doppelstunde: Stationen des Wandels; persönliche Urteilsbildung über Rezeptionsgeschichte
Präsentation

Vorbereitung der Plakatpräsentationen: kurze Besprechung in den Gruppen

Gruppensprecherinnen/-sprecher stellen nacheinander ihre Plakate vor; ggf. jeweils kurze Besprechung: Fragen, Kommentare usw.

Diskussion / Bewertung; evtl. Anknüpfung an (aufgezeichnete) Schüler-Thesen der ersten Doppelstunde

Ergebnissicherung Die Stationen des Wandels werden auf AB3 übernommen.
(Währenddessen werden vom L. im Klassenzimmer Plakate mit verschiedenen Zitaten zur Rezeption (T4) aufgehängt. Hier kann von der Lehrkraft eine Auswahl getroffen werden.)

AB 3

T 4

Überleitung Anknüpfung an Hitlers Rundfunkansprache (Plakat mit Hitler-Zitat) als dem ersten Beitrag zur Deutungs-/Rezeptionsgeschichte;
Problematisierung/Reflexion: Wie bewerten Sie Stauffenbergs Tat? Die eigene Reflexion bzw. Urteilsbildung erfolgt über Auseinandersetzung mit der Rezeptionsgeschichte.
T 4
Urteilsbildung Schülerinnen/Schüler stellen sich jeweils zu dem Zitat, das sie kommentieren möchten (Zustimmung oder Widerspruch). Blitzlicht und Diskussion in der jeweiligen Gruppe. T 4
Besprechung im Plenum - Gruppen(sprecher/sprecherinnen) fassen die Ergebnisse der Diskussionen zusammen; Lehrkraft protokolliert mit (Tafel, Folie, Blatt, �)
- Schlussdiskussion mit Hilfe der Notizen


2.4 Vertiefungen/Erweiterungen Sek. II

Inhalte Material
Vertiefung: (z.B. als Hausaufgabe)
- Stand der heutigen Geschichtswissenschaft: Rede von Wolfgang Benz (M1)
- Rezeption: Die Rede von Carlo Schmid (M2) ist vor allem für leistungsstärkere Schüler geeignet.

M 1

M 2

Weiterführung:
GA zur Erinnerungs- und Gedenkkultur (M3)
- Welche Sicht auf Stauffenberg und das Attentat wird jeweils deutlich?
- Wie verändert sich die Erinnerungskultur?

evtl. als Projekt:
- Welche Formen des Erinnerns / Gedenkens sind Ihrer Meinung nach heute angemessen? --> z.B. Vorschläge für Gestaltung eines Erinnerungsortes wie Lautlingen oder einer Veranstaltung zum Jahrestag am 20. Juli.

als Debatte:
Soll Ihre Schule nach Stauffenberg benannt werden?


M 3

Lernorterkundung

Zu Claus von Stauffenberg gibt es zwei Gedenkstätten, die sich als außerschulische Lernorte anbieten:

1. die Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss in Stuttgart
Materialien zur Vorbereitung und Durchführung eines Lernganges finden Sie unter: Die Stauffenberg-Erinnerungsstätte im Alten Schloss Stuttgart

Informationen für Besucher gibt es über die Webseite des Hauses der Geschichte.

Hrdlicka-Figuren auf dem Stauffenberg-Platz Stuttgart

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Hrdlicka-Figuren auf dem Stauffenberg-Platz Stuttgart
© Dr. Ines Mayer 2015

2. die Stauffenberg-Gedenkstätte Albstadt-Lautlingen: Informationen zu Öffnungszeiten, Eintritt, Führungen u.a.

Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen

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Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen
© Dr. Ines Mayer 2014

Zur eigenständigen Lernorterkundung können Sie folgende Materialien verwenden:

AB 4a : Nach dem Prinzip "Schüler führen Schüler" kann arbeitsteilig - und ggf. nach dem Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler differenziert - in Gruppen von zwei bis drei Schülerinnen und Schülern eine Lernortbegehung vorbereitet werden. Auf den Arbeitsblättern finden sich Abbildungen von Exponaten und Darstellungstexten aus der Ausstellung sowie Hinweise zur weiteren Recherche. Beim eigentlichen Besuch der Gedenkstätte präsentieren und erklären die Gruppen ihren jeweiligen Themenbereich. Insgesamt gibt es zehn Themenbereiche und ein Zusatzthema. Das Anforderungsniveau wird mit * markiert:

1 Abstammung und Familie **
2 Kindheit (in Lautlingen) *
3 George-Kreis ***
4 Soldatenlaufbahn **
5 Ehe und Familie *
6 Im Nationalsozialismus (bis 1941) **
7 Wandel und Planungen ***
7a "Lautlinger Leitsätze" ***
8 Chronologie des 20. Juli 1944 **
9 Folgen des Attentats *
10 Deutungen / Rezeptionsgeschichte **

Claus� Rückzugs- und Leseort im Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen

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Claus' Rückzugs- und Leseort im Stauffenberg-Schloss Albstadt-Lautlingen
© Dr. Ines Mayer 2014

AB 4b : Anhand eines Frage- bzw. Aufgabenblattes erkunden die Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit die Gedenkstätte selbst. Zwei Vorschläge zur Reflexion und Bewertung Stauffenbergs und seiner Tat sowie zur Erinnerungskultur fördern die Urteilskompetenz der Schüler. Die Aufgabenblätter können mit nachhause genommen und im Unterricht besprochen bzw. nachbereitet werden. Selbstverständlich kann diese Phase - je nach Zeit - auch schon in der Gedenkstätte erfolgen. Das Blatt mit den Notizen zur eigenen Bewertung sollte in der Gedenkstätte verbleiben, da es einerseits ein wertvolles Feedback darstellt und überdies als Grundlage für weitere Auswertungen dienen kann.
Da eine solche Auswertung natürlich auch für die Nachbereitung in der Klasse wichtig ist, fotografieren die Schülerinnen und Schüler ihre Texte vor der Abgabe des Blattes ab.

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

letzte Änderung: 2015-10-22