Anständig gehandelt? – Der Fall des Bruno Helmle

Hintergrund

Bedeutung


B 4: Bruno Helmle (links) als Regierungsrat 1941. 

Bruno Helmle war von 1959 bis 1980 Oberbürgermeister der Stadt Konstanz. Für seine Verdienste wurde er zum Ehrenbürger der Stadt und zum Ehrensenator der Universität Konstanz ernannt. In seiner Autobiografie zeichnete Helmle von sich das Bild eines christlichen und tatkräftigen Menschen, der dem NS-Regime kritisch gegenüberstand und sich aktiv am Widerstand beteiligte.

Zufällig stieß der Konstanzer Stadtarchivar 2010 auf ein Dokument, das auf unbekannte Verstrickungen Helmles in das NS-Regime verwies. Die Stadt setzte daraufhin eine Gutachterkommission ein, die zu brisanten Ergeb­nissen kam (eine Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens vgl. D5). In der Folge wurden Helmle posthum Ehrenbürgerwürde wie Ehrensenatorwürde aberkannt, was über die Stadtgrenzen hinaus für Diskussionen sorgte. 

Am Beispiel von Bruno Helmle können problemorientiert zentrale Aspekte zum Thema Alltag im Nationalsozialismus behandelt werden. So können SuS der Frage nachgehen, welche Handlungsspielräume ein einzelner in einer totalitären Diktatur hatte, um „anständig“ zu handeln. Auch wird thematisiert, wo die Grenze zwischen einem „Mitläufer“ und einem „Profiteur“ des NS-Regimes verläuft. Weiterhin wird gefragt, inwiefern sich heute das Handeln einzelner in einer totalitären Diktatur bewerten lässt. Schließlich geht es auch um die Schwierigkeit, den beschönigenden und verleugnenden Umgang einzelner mit den eigenen Verstrickungen in die Verbrechen des NS-Regimes heute zu bewerten.


 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -