Methodenvorschlag

Eine hohenzollerische Kleinstadt und die Schoah: Die jüdische Gemeinde Haigerloch 1933 bis 1942

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise

ulius Spier (links) mit seinem Freund Heinz (Henry) Schwab

Julius Spier (links) mit seinem Freund Heinz (Henry) Schwab, um 1936. Heinz Schwab gelang im Gegensatz zu seinem Freund Julius noch rechtzeitig die Emigration.
© Foto: Gesprächskreis Ehemalige Synagoge Haigerloch e.V./ Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

Folgende prozessbezogene Kompetenzen stehen im Mittelpunkt:

2.1 Fragekompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können

3. Hypothesen aufstellen

4. Untersuchungsschritte zur Beantwortung historischer Fragen planen.

2.2 Methodenkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können

2. unterschiedliche Materialien kritisch analysieren

2.3 Reflexionskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können

1. Hypothesen überprüfen

3. Möglichkeiten und Grenzen individuellen und kollektiven Handelns in historischen Situationen erkennen und alternative Handlungsmöglichkeiten erörtern.

4. Sach- und Werturteile selbst formulieren und begründen

5. Deutungen aus verschiedenen Perspektiven erkennen, vergleichen und beurteilen (Dekonstruktion)

6. historische Sachverhalte rekonstruieren (Rekonstruktion)

7. Auswirkungen von politischen und gesellschaftlichen Strukturen und Prozessen auf die Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen erläutern

8. fiktive historische Texte verfassen (Imagination) und auf Stimmigkeit überprüfen

2.4 Orientierungskompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können

2. das kollektive Gedächtnis, insbesondere unterschiedliche Geschichtsbilder, analysieren und bewerten

2.5 Sachkompetenz

Die Schülerinnen und Schüler können

7. regionalgeschichtliche Beispiele in übergeordnete historische Zusammenhänge einordnen

Didaktische Struktur:

In der ersten Doppelstunde versetzen sich die Schüler in die Situation des 13jährigen Julius Spier im Herbst 1939 und schreiben einen Brief an seinen zu diesem Zeitpunkt bereits ausgewanderten Freund Heinz Schwab. In dem Brief wägen sie das Für und Wider einer Auswanderung ab. Anhand eines Gruppenpuzzles erhalten die Schüler zuvor breit gefächerte Informationen zu den bis zu diesem Zeitpunkt erlittenen staatlichen Repressionen, aber auch zum Verhalten der nichtjüdischen Bevölkerung in Haigerloch.

In der zweiten Doppelstunde setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage auseinander, inwiefern und inwieweit auch Personen "vor Ort" im Rahmen der Vorbereitungen zur Deportation direkt in die Schoah verstrickt waren und damit Schuld und Verantwortung auf sich luden. Anhand von Aussageprotokollen der Prozesse des Jahres 1947 analysieren die Schüler typische Entlastungsstrategien der Beschuldigten und suchen nach Kriterien zu ihrer Beurteilung. Die Glaubwürdigkeit und Entlastungsfunktion zweier Argumentationen wird anschließend anhand unterschiedlichster Quellen genauer überprüft. Anhand der Frage, ob der Schuldspruch des Jahres 1947 oder der Freispruch des Jahres 1948 den Beschuldigten eher gerecht wird, sind die Schüler herausgefordert, die Verantwortung der vor Ort am Deportationsprozess Beteiligten zu beurteilen.

Koffer des Moritz Fleischer

Auschwitz: Koffer des Moritz Fleischer, geb. 1872 in Stuttgart, im März 1941 nach Haigerloch ins Altersheim zwangsumgesiedelt, am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert. Seit Mai 1944 befand sich Fleischer in Auschwitz, wo er ermordet wurde.
© Staatsarchiv Sigmaringen Dep. 44 T 2 Nr. 381 / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -

letzte Änderung: 2016-09-08