Feiertage als Beispiel für Alltagsleben und „Volksgemeinschaft“ in der NS-Diktatur in Neuenbürg

Methodenvorschlag

Didaktische Hinweise


„Volk“, so vermerkte der Romanist Victor Klemperer anlässlich der Feierlichkeiten zu Hitlers Geburtstag am 20. April 1933 in seinem Notizbuch, werde „jetzt beim Reden und Schreiben so oft verwandt wie Salz beim Essen, an alles gibt man eine Prise Volk: Volksfest, Volksgenosse, Volksgemeinschaft, volksnah, volksfremd, volksentstammt …“ (Klemperer, Viktor: Notizbuch eines Philologen, Stuttgart 2007, S. 45

Feiertage und Volksfeste waren und sind in allen Gesellschaftsformen Gelegenheiten für eine Gesellschaft und eine Staatsführung sich zu präsentieren und Werte, die ihnen wichtig sind, sinnlich erfahrbar zu machen. Dies gilt auch für die NS-Zeit und die Nationalsozialisten, die mit Beginn ihrer Machtübernahme 1933 besonders Massenveranstaltungen einsetzten und benutzten, um ihre ideologischen Vorstellungen zu vermitteln. Das zugrunde liegende ideologische Konzept, das verdeutlicht werden sollte, ist das der „Volksgemeinschaft“ und der „Gleichschaltung“.
Diese grundlegenden Begrifflichkeiten stehen im Zentrum der ersten Doppelstunde des Moduls.

Hierbei wird zunächst am Beispiel der Machtübernahme am 30. Januar 1933 gezeigt, welche gesellschaftlichen Vorstellungen und Ziele die Nationalsozialisten von Anfang an verfolgten.
Dies geschieht zunächst materialiengestützt mit Blick auf die Situation in Berlin, wobei verschiedene Zugänge (Audio-, Bild- und Quellenmaterial)
gewählt werden, um die Situation zu verdeutlichen.
Anschließend wird der Blick auf die Region gelenkt und aufgezeigt, welche Bedeutung der 30. Januar 1933 für das Selbstverständnis des NS-Staates hatte und wie dieses Selbstverständnis vor Ort verdeutlicht wurde. Die Alltagsquellen sollen den Schülern affektive Zugänge zu diesem Thema eröffnen.

Der sogenannte „Tag der nationalen Erhebung“ wurde in allen deutschen Gemeinden ab 1933 jährlich gefeiert und zeigt eindrücklich, wie der Begriff der „Volksgemeinschaft“ zu verstehen war. Opferkult und Überhöhung der Machtübernahme als quasi religiöse Erfahrung werden am Beispiel der Feier zum „Tag der nationalen Erhebung“ in Neuenbürg im Enzkreis 1938 aufgezeigt.

In der zweiten Doppelstunde steht die regionale Umsetzung der Feierlichkeiten zum 1. Mai zunächst inhaltlich im Mittelpunkt. Hierbei stehen regionale Beispiele aus Neuenbürg im Enzkreis und Pforzheim im Mittelpunkt der Stunde.

Den 1. Mai als Feiertag zu etablieren war eine alte Forderung der Gewerkschaften und Arbeiterparteien, die scheinbar 1933 erfüllt wurde. Materialiengestützt können die Schülerinnen und Schüler erarbeiten, inwiefern die Nationalsozialisten diesen Feiertag okkupieren und ideologisch verändern, bis er zur Ideologie der NS-Zeit konform ist. Hierbei steht die Quellenarbeit mit Originalfotografien aus dem Pforzheimer Raum im Mittelpunkt der Erarbeitungsphase.

 

 

 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -